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Brough Superior Austin Straight Four: Mit drei Rädern aus der Krise

Nach der Weltwirtschaftskrise war der Markt für Luxusmotorräder stark eingebrochen: das spürte man auch im englischen Nottingham, wie Georg Brough seine exklusiven Motorräder konstruierte und herstellte. Kunden wie etwa Lawrence von Arabia (der mit einer Brough ums Leben kam, sorgten zwar immer wieder für Aufmerksamkeit, doch langsam löste auch das Auto diese Art von Motorrad ab. Also musste etwas komplett neues, noch nie dagewesenes her.

Trotzdem die meisten Broughs mit Zweizylindermotoren ausgestattet waren, hielt George Brough den Vierzylindermotor für den idealen Antrieb auch für ein Motorrad, da er ruhiger läuft und zudem mehr Leistung als ein Ein- oder Zweizylindermotor mit gleichem Hubraum bringt. In der Vergangenheit hatte Brough schon zwei Prototypen Vierzylindern vorgestellt. Obwohl diese Prototypen nie in Serie gingen, erregten sie auf Messen und in der Presse enorme Aufmerksamkeit. Also wurde das Projekt 1930 nochmals aufgenommen, mit dem Ziel, ein Serienmotorrad zu bauen, wie es die Welt vorher noch nie gesehen hatte. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen, wohl auch wegen der Zuverlässigkeit verwendete der findige Konstrukteur einen wassergekühlten 4-Zylinder-Seitenventilmotor von Austin, der sich bereits bei mehreren Firmen wie BMW, American Bantam oder Datsun bewährt hatte. Dieses für die damalige Zeit Großserientriebwerk wurde zwecks Leistungssteigerung von 747 auf knapp 800 cm³ aufgebohrt und mit einem Leichtmetall-Sportzylinderkopf und zwei mächtigen Wasserkühlern versehen. 24 PS leistete der Motor nun, satte elf Pferde mehr als das schwachbrüstige Serientriebwerk. Da Brough auch das Seriengetriebe des Austin übernahm, handelte er sich ein Problem ein. Hier kam die Kardanwelle nämlich mittig aus dem Antrieb, damit würde eine Umlenkung auf einen Kettenantrieb notwendig werden. Um dies zu umgehen, verbaute Brough zwei knapp nebeneinander liegende Hinterräder, in deren Mitte die Welle lief. Dies war möglich, weil die Straight Four ohnehin für den Einsatz mit Seitenwagen ausgelegt war, auch vor dem Gesetz galt die Konstruktion als Motorrad. 1931 wurde das Bike erstmals auf der Olympia Motorradmesse in London ausgestellt und war der unumstrittene Star. Sogar erste Kunden fanden sich, die die Straight Four jedoch als Solomaschine bewegen wollten. Es gab sogar einige Rennerfolge mit der skurrilen Konstruktion, jedoch dann wurde es still um das Motorrad. Trotz der Aufmerksamkeit wurden nur zehn Exemplare tatsächlich gebaut, acht 1932 und je eine 1934 und 35. Heute gibt es nur ein bekanntes Exemplar in Deutschland, das bei diversen Treffen ebenso viel Aufmerksamkeit erregt wie damals bei der ersten Vorstellung… 

Franz Farkas

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