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Peugeot 20Cup – DER DREIBEINIGE LÖWE

 

Normalerweise sind Studien nur bedingt fahrbar, meisten können sie nur gerade auf den jeweiligen Ausstellungsstand gerollt werden. Doch es gibt auch rühmliche Ausnahmen. Etwa den Peugeot 20Cup, der erstmals auf der IAA 2005 in Frankfurt einem staunenden Publikum präsentiert wurde. Das Dreirad ist die moderne Inkarnation des berühmten Morgan Threeweehler, dem eigentlich aus Steuergründen ein Rad abhandenkam. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen lehrte der mit einem Motorradmotor ausgestattete Flitzer in den Dreißigern auf den Rennstrecken der vierrädrigen Konkurrenz das Fürchten.


Auch der kleine Peugeot hätte das Zeug dazu, wie er am Salzburgring kurz nach seiner Vorstellung einer auserlesenen Schar von Journalisten beweisen durfte. Mit einem Gewicht von unter 500 Kilogramm und einem hochmodernen Vierzylinder, der zusammen mit BMW entwickelt wurde und derzeit etwa 170 PS leistet, sind Fahrleistungen fast wie bei einem schnellen Motorrad möglich. Ein Hubraum wurde nicht angegeben, er sollte sich irgendwo zwischen 1,6 und zwei Litern bewegen.

 

 


Das Fahrgefühl ist irgendwo angesiedelt zwischen einem heute leider seltenen Renngespann und einem extrem kleinen Auto. Mit dem vorne eingebauten quer liegenden Motor, dem Frontantrieb und dem Hauptgewicht auf der Vorderachse ist der 20cup ein gnadenloser Übersteuerer, das Heck mit einer Motorrad-ähnlichen Gußschwinge und einem ebenfalls aus dem Zweiradsektor stammenden Federbein läuft ohnehin nur konstruktionsbedingt hinterher. Dafür wirkt es mit dem aus dem Formelsport stammenden Hinterrad mit der beeindruckenden Dimension 377/71- R18 sehr eigenwillig, aber durchaus ansprechend. In schnellen Kurven und beim heftigen Anbremsen verlangt das Gefährt eine ruhige Hand, Grobmotoriker haben einen Überschlag faktisch schon vorprogrammiert. Rennmäßig gibt sich auch das hart schaltende sequentielle Getriebe, die Kupplung mit dem „alles oder nichts“- Einsatz sowie die extrem direkte Lenkung. Fehlen dürfen bei einer derartigen Studie auch nicht diverse Gimmiks. So kann der Pilot am Bildschirm in der Mitte des Lenkrades die Quer- und Längsbeschleunigung, den eingelegten Gang und noch vieles mehr ablesen, der Schirm ist unabhängig von der Stellung des Lenkrades immer lesbar. Allerdings ist dies nur möglich wenn der Fahrer Zeit dazu hat und auch hinsieht, denn im zweisitzigen Cockpit geht es ziemlich eng zu. Wie auch beim Morgan könnte Platz gewonnen werden, wenn der Copilot den linken Arm um die Schultern des Fahrers legen würde, doch eine Versteifung des Karbon-Chassis verhindert dies wirkungsvoll und drückt zudem bei schneller Kurvenfahrt schmerzhaft in die Schultern der Insassen. Tatsächliche Fahrleistungen oder die mögliche Höchstgeschwindigkeit waren bei unserem kurzen Test am Salzburgring nur ansatzweise zu erspüren, die Peugeot – Crew hatte vorsichtshalber die lange Gegengerade mit drei extrem langsamen Schikanen präpariert. Doch auch der kurze Eindruck zeigte, daß in dem kleinen Dreirad eine Menge rennsportliches Potential steckt und eine Menge Fahrspaß garantiert werden kann. Wirklich beeindruckend ist auch der kernige Klang des Vierzylinders, das Sound-Engineering von Peugeot hat hier offensichtlich ganze Arbeit geleistet.


Peugeot sah den 20Cup als Basisauto für die noch zu entwickelnden Boliden für die Langstreckenserie Le Mans Endurance Series, die allerdings ganz konventionell vier Räder hatten. Auch als Versuchsträger für diverse Motoren dürfte der kleine Flitzer hergehalten haben. Zudem gibt die Front einige Ausblicke auf den damals in der Pipline steckenden 207, der im Jahr darauf präsentiert wurde.


Aufgrund der begeisterten Resonanz des Publikums und da man auch nach dem Ausstieg aus dem Rallyesport neue Betätigungsfelder sucht, überlegte man sich eine eigene Serie, dazu hätten allerdings erst etwa 25 Fahrzeuge produziert werden müssen. Dazu kam es leider nicht- eigentlich schade. Der 20Cup war lange Zeit in der Peugeot Niederlassung auf dem Champs Elysees In Paris zu bewundern, bevor er endgültig in der Versenkung verschwand.

 

Daten:
Preis: k.A.
Motor: Vierzylinder DOHC, vier Ventile/Zylinder
Hubraum: ca. 1.600 cm3,
max. Leistung: 170 PS/125 kW
max. Drehmoment: 240 Nm
Treibstoff: 98 ROZ
Kraftübertragung: sequentielles Getriebe, automatische Kupplung, Frontrieb

Radaufhängung:
Bremsen: zwei innenbelüftete Scheiben vorne
Bereifung: v: 210/65 R18 h: 1x 377/71 R18
Gewicht: unter 500 kg
L/B/H: 3630x1770x1160 mm,
Radstand: 2310 mm

Franz Farkas

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