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TEST: lustlastig – SAAB 9-5 AERO SPORTCOMBI

Er trägt im Gegensatz zum kleinen Bruder 9-3, der mit einer Plattform des Opel Vectra vorlieb nehmen muß, die Ur- Gene aus Schweden noch in sich. Das bedeutet aber auch ein Alter von gut zehn Jahren in denen der 9-5 nur einmal sanft facegeliftet wurde. Trotzdem wirkt er irgendwie aktuell, auch wenn die gerade Windschutzscheibe und die großen seitlichen Fensterflächen eine andere Sprache sprechen. Der Vorteil: eine ausgezeichnete Rundumsicht auch beim Einparken, sowie man sie heute nur mehr selten findet. Den wahren Fans macht dies ohnehin nichts aus – im Gegenteil, sie mögen keine schnellen Modellwechsel.

Dies gilt auch für die Motorisierung. Seit den frühen Siebzigern baut Saab aufgeladenen Vierzylinder in Großserie, und auch heute noch wird gerade diese Motorisierung verlangt. Erstaunlich, denn mit GM zogen auch Sechszylinder und natürlich verbrauchsarme Diesel unter der Motorhaube ein. Doch wer Saab fährt, ist offensichtlich ein Individualist und hier paßt der Turbo einfach dazu. Mittlerweile auf stattliche 260 Pferde erstarkt, ist er ein sanfter Geselle, solange man das Gaspedal streichelt. Zusammen mit der Automatik fühlt er sich vorerst gar nicht nach Kraftprotz an, ruhig und gelassen zieht er die Fuhre samt Besatzung. Eine angenehme Abwechslung zu den dieselnden Drehmomentmonstern unserer Zeit. Doch wer nachdrücklich Kraft fordert, dem wird sie gegeben. Blitzschnell dreht der Vierzylinder hoch, das Getriebe schaltet präzise, wenn auch hart und die restlichen Verkehrsteilnehmer verschwinden zoom-artig in den großen Rückspiegeln. Großes Staunen bei diversen Zeitgenossen in Autos, die Kürzeln wie GTI und ähnliches ans Heck gepappt haben.

Passend dazu das Sportfahrwerk, bei dem erfreulicherweise „Sport“ nicht mit „Härte“ verwechselt wird. Allerdings wirkt das Auto in schnellen Wechselkurven etwas träge und das ESP setzt relativ früh und hart ein, trotzdem vermittelt das Auto genug Fahrspaß. Wer die elektronischen Helferleins abschaltet, der erlebt ein sanfte Untersteuern ohne drastisches Schieben der Front. Auch die Lenkung könnte etwas präziser arbeiten, obwohl sie genug Feedback bietet. Aber eigentlich will der 9-5 gar kein Sportwagen sein, aber wenn es sein muß, dann kann er die Zähne zeigen.

Wie außen findet der Saab- Kenner auch im Innenraum nichts aufregend neues. Vorne sind auch nordische Hünen gut aufgehoben, das Armaturenbrett macht seinem Namen alle Ehre und der Zündschlüssel steckt in der Mittelkonsole hinter dem Schalthebel. Hier befinden sich auch die Schalter für die Fensterheber, auch ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Im Fond ist zwar ausreichend Platz für zwei Erwachsene und ein Kind, nur erwartet man sich in dieser Klasse heute schon etwas mehr. Das gilt auch für den Kofferraum, doch nicht umsonst haben die Marketingstrategen den Namen „Sportkombi“ geprägt. Dafür rastet und schaltet alles exakt und wirkt solide, ganz so wie man es von einem Schweden erwartet. Nur die Hebeln wirken gar klobig, vor allem für zarte Damenhände sind sie nicht geeignet. Preislich geht man bei Saab mit einem knappen Fünfziger schon sehr in Richtung Oberklasse, doc er wirkt auch nach Jahren immer noch nicht unmodern, obwohl er es eigentlich ist.

Top
Angenehm anders
Super Motor
Bequemes Fahrwerk

Flop
Hinten wenig Platz für die Klasse
Innen etwas klobig
Nicht gerade ein Schnäppchen

  


Preis: € 48.460,-

Sicherheit:

Verbrauch/Drittelmix*: 15,4l

Beschleunigung 0-100 km/h*: 8,5 sec.

Vmax: 245 km/h

Motor: 4-Zylinder in Reihe, Leichtmetall-Zylinderkopf, 4Ventile/Zylinder, DOHC, Kette, 5fachgelagerte Kurbelwelle, elektron. Einspritzung Bosch, 1Turbolader Garrett G17

Hubraum: 2.290 cm3

max. Leistung: 260 PS/191 kW bei 5.300/min-1

max. Drehmoment: 350Nm bei 1.900/min-1

Verdichtung: 9,3:1

Treibstoff: 95 ROZ

Kraftübertragung: 5-Stufen-Automatik, sequentielle Schaltebene, front

Radaufhängung: v-McPherson-Federbeine, Dreieckquerlenker, h-Längslenker, doppelte Querlenker, v/h-Stabilisator, Schraubenfedern

Bremsen: Scheiben, v-innenbelüftet, Ø 308 mm, h-Ø 300 mm, ABS, ESP

Bereifung: 235/45 R17

Gewicht: 1.645 kg

L/B/H: 4.840/1.790/1.505 mm

Radstand: 2.705 mm

Tankinhalt: 68 l

* Werksangaben

Franz Farkas

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Franz Farkas

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