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Triumph Tigress- Motorräder, die fast niemand wollte

In den frühen Fünfzigern hatten am rasend schnell wachsenden Scooter-Markt die Italiener die Nase vorne, vor allem Vespa und Lambretta erlangten auch auf der britischen Insel schnell einen Kult-Status. Da wollte auch Triumph mitmischen und zwar gleich kräftig. Es sollte etwas Ordentliches werden, weit entfernt von den eher einfach aufgebauten Scootern mit ihren plärrenden Zweitaktern. Edward Turner, verantwortlich für die Fahrzeugentwicklung des BSA Konzerns, zu dem auch Triumph gehörte, hatte schnell eine Lösung bereit. Ein Triumph Roller konnte nur von einem Zweizylinder Viertakter angetrieben werden. Dieser Antrieb musste seidenweich laufen und auch zwei Personen und zusätzliche Beladung schneller und zuverlässiger als die Konkurrenz an das angepeilte Ziel befördern. Kurz gesagt: der Rolls Royce unter dem Rollern. Zu diesem Zweck konstruierte er einen Motor mit Leichtmetallgehäuse, bei dem Motor- und Getriebegehäuse sowie die Zylinder aus einem einzigen Gussteil bestehen, um alles schön kompakt zu halten. Dazu kam ein Stahlrohrrahmen, vorne wurde über eine Teleskop-Federung, hinten über eine Einarmschwinge (in der auch die Antriebskette lief) und ein einzelnes Federbein gedämpft und gefedert. Die Leistung des mittels Gebläse gekühlten 250cm³ Motor betrug stattliche 10 PS, selbstverständlich gab es ein Viergang-Getriebe, das über eine Wippe mit dem Fuß betätigt wurde. Die 10 Zölligen Räder waren wie beim Auto mit Radbolzen verschraubt und untereinander austauschbar. Das Ganze wurde noch recht adrett verkleidet, als Zubehör war noch ein Reserverad samt Abdeckung ein lenkerfestes Windschild und ein Gepäcksträger zu haben. Da man aber wie Vespa und Lambretta auch die Damenwelt im Visier hatte, gab es auch gegen Aufpreis einen E-Starter!

Bei Triumph setzte man große Hoffnungen in den neuen Super-Roller, bei der Vorstellung 1958 wurde sogar der Rennfahrer Stirling Moss eingeladen, der sich sehr positiv äußerte. Im Alltag war der Roller jedoch alles andere als unproblematisch. Vor allem die Hitzeentwicklung des Motors war im Sommer derart hoch, dass die mitfahrenden Damen um ihre damals recht teuren Nylonstrumpfhosen fürchten mussten. Zudem sprang der Zweizylinder bei niedrigen Temperaturen schlecht an und auch der Leerlauf des Getriebes war für Ungeübte schwer zu finden. Zudem war die „Tigerin“ beileibe kein Schnäppchen, um das gleiche Geld gab es auch schon „richtige“ Motorräder. Und es kam wie es kommen musste. Die angepeilte Jahresproduktion von 50.000 Rollern kam nie zustande, bei der Einstellung der Produktion 1964, als sechs Jahre nach der Vorstellung, verließen nicht einmal deren 25.000 die Werkshallen in Meriden.      

Franz Farkas

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