Zündapp KS 175- Das große Moped aus Nürnberg

Zu Beginn der 1970er Jahre war die Situation allerdings schon anders. Die damaligen 125er und 175er Fahrer waren längst aufs Auto umgestiegen und das Motorrad war zu einem Hobby geworden. Unter 250cm³ ging gar nichts, umso mehr umso besser. Das erkannte man auch bei Zündapp in Nürnberg. Bisher hatte man sich mit dem Verkauf von 50ern recht gut geschlagen, doch man wollte auch am Motorrad-Boom teilhaben. Daher gab der damalige Firmenchef Neumeyer 1973 die Entwicklung eines 250-cm³- und eines 350-cm³-Modells in Auftrag. Aus Kostengründen wurde später nur das größere Modell als KS 350 weiterentwickelt, auch weil man hier mehr Potential sah.

Parallel dazu sollte die bestehende KS 125 zur KS 175 überarbeitet werden, um mit größerem Hubraum mehr Fahrkomfort bei geringerer Lärmbelastung zu bieten. Dazu wurde die Bohrung des Motors von 54 mm auf 62 mm erhöht und der Motor mit einer Wasserkühlung versehen, wie Zündapp sie einige Jahre zuvor bereits erfolgreich bei der KS 50 watercooled eingeführt hatte. Die Leistung lag bei 17 PS und das Gewicht betrug nur 123 Kilogramm, damit war die KS 175 ein echtes Leichtgewicht. Sowohl die KS 175 als auch die KS 350 mit Zweizylindermotor wurden 1976 auf der IFMA in Köln vorgestellt. Trotz größeren Interesses an der KS 350 entschied die Geschäftsleitung von Zündapp, die KS 350 wegen des hohen erforderlichen Investitionsbedarfs nicht in Serie gehen zu lassen. Im Gegensatz dazu konnte die KS 175 mit vergleichsweise geringem Aufwand in Produktion genommen werden. Das Motorrad war zwar sehr solide verarbeitet, hatte für diese Zeit ein ausgezeichnetes Fahrwerk und einen drehfreudigen Motor, der dank der Wasserkühlung auch lange Drehzahlorgien problemlos verkraftete. Aber es half nichts, gegenüber der japanischen Konkurrenz war die „Zapp“ relativ teuer, man bekam etwa bei Honda um das Geld schon eine zweizylindrige 250er, die Suzuki GT 185 hatte ebenfalls zwei Zylinder und einen E-Starter. 1979 wurde die KS 175 grundlegend überarbeitet, bekam eine Marzocchi Gabel vorne, neue Instrumente und eine Spoilersitzbank. Doch auch diesmal blieb der Erfolg aus, nach Österreich kamen vermutlich nicht mehr als ein Handvoll Stück.

Zwei Jahre später musste Zündapp Konkurs anmelden, 1984 wurde das Werk samt den Anlagen komplett nach China verkauft. Da kein Nachfolgermodell mehr entwickelt worden war, blieb die KS 175 das letzte „große“ Serienmotorrad von Zündapp.

Franz Farkas

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