Aufgrund der Kürze des Trips und den “gesellschaftlichen Verpflichtungen” konnte diesmal nur die Altstadt von Krakau einer genaueren Besichtigung unterzogen werden. Die Stadt selber und auch das Umland – Stichworte: Auschwitz, Salzbergwerk Wielicka, Oskar Schindlers Fabrik, … – lassen einen längeren Aufenthalt in dieser Region leicht argumentieren.

Nach einer durchzechten Nacht hatte ich die Möglichkeit mir einen ersten Eindruck von der Altstadt von Krakau zu machen. Start der Besichtigungstour war der imposante, 200 mal 200 Meter große Hauptplatz. Auf diesem findet man auch gleich zwei der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Die Marienkirche und die Tuchhallen.

Die Marienkirche und Hochaltar von Veith Stoß

Die Marienkirche befindet sich offiziell auf dem Marienplatz, der jedoch nahtlos an den Hauptplatz anschließt. Sie wurde als Basilika im gotischen Stil, auf romanischen Fundamenten, in den Jahren 1287 – 1320 errichtet. Nachen der alte Hochaltar aus dem 14. Jahrhundert im Jahre 1442 durch einen Einsturz des Chorgewölbes oder durch einen Brand zerstört wurde, beschloss das Krakauer Bürgertum, 30 Jahre später, einen neuen Altar anzuschaffen. 

Als Künstler konnte man Veith Stoß aus Nürnberg, wohin man exzellente Handelsbeziehungen pflegte, gewinnen. Er verlegte seinen Wohnsitz 1477 nach Krakau um sich die nächsten Jahre hauptsächlich der Arbeit am Altar zu widmen. Veith Stoß beendete diese Arbeiten im Jahre 1489, also 12 Jahre nach Beginn. 

Zentrales Thema des, mit 13 Metern Breite und 12 Metern Höhe größten spätgotischen, Schnitzaltars ist der Tod, die Krönung und die Himmelfahrt Marias. Eingefasst wird dies durch die Darstellung verschiedener Begebenheiten aus dem Leben Marias und Jesu. Der Altar beeindruckt auch durch die schiere Größe einiger Figuren (bis zu 2,7 Meter), die jeweils aus einem einzelnen, bis zu 500 Jahre alten, Lindenstamm gearbeitet wurden.

Leider war es mir nicht möglich Fotos vom Altar zu machen, da ich an einem Sonntag vor Ort war, und mich trotz sechs Versuchen immer in Mitten einer gerade gehaltenen Messe wieder fand.

Ein interessanter, lebender, Teil der Geschichte Krakaus ist der Turmbläser. Zu jeder vollen Stunde ertönt auch heute noch, vom höheren der beiden Türme, das Hejnal – ein Alarmsignal. Die ursprüngliche Aufgabe des Turmbläsers war es, die Bevölkerung der Stadt vor feindlichen Angriffen oder vor Feuer zu warnen. Heutzutage bricht das Signal unvermittelt ab, was an einen Angriff der Tartaren erinnert bei dem der Turmbläser, während er Alarm gab, von einem Pfeil in die Kehle getroffen wurde und das Signal erstarb.

 

 

Die Tuchhallen (Sukiennice)

Die Krakauer Tuchhallen sind eines der herausragendsten Beispiele der Renaissance-Architektur in ganz Mitteleuropa. Ursprünglich im Mittelalter von Kasimir dem Großen errichtet, wurden sie 1555 das Opfer eines Brandes. … Architektur …

In den Tuchhallen werden heutzutage touristische Souvenirs und, zumindest teilweise, lokales Kunsthandwerk zum Kauf angeboten. In den umlaufenden Arkaden laden Cafés zum Verweilen und Beobachten des Besuchermeeres ein. 

 

Rathausturm

Der Rathausturm, bei dem es sich um den letzten erhaltenen Rest des im 13. Jahrhundert erbauten und im 19. Jahrhundert abgerissenen des Krakauer Rathauses handelt, befindet sich am Rand des Hauptplatzes, diagonal gegenüber der Marienkirche. Der Turm mit einer Höhe von 70 Metern wurde aus Sandsteinblöcken und Backsteinen errichtet. Seit einem heftigen Sturm im Jahr 1703 ist der Turm um einen halben Meter geneigt. 

Seit 2003 ist der Zugang, bis zum 4. Stockwerk, für Touristen wieder möglich. Im Turm werden Uhren aus dem 16. Jahrhundert und historische, rekonstruierte, Bekleidungsstücke der Mitglieder des Krakauer Bürgerrates ausgestellt. Aus den Fenstern bieten sich interessante Blicke über die Altstadt und dem Wawel, dem ehemaligen Sitz der polnischen Könige.

Der Aufstieg in den Turm erfolgt per pedes, über steile, steinerne Treppen mit sehr hohen Tritten. Größere Personen, so ab 1,90m könnten, vor allem beim Abstieg, aufgrund der engen Raumverhältnisse, mit dem Kopf an der Decke des Treppenhauses “andocken”.

 

Die Adalbertkirche

Auch dieses kleine Schmuckstück befindet sich auf dem zentralen Platz. Dabei handelt es sich um das einzig erhaltene Gebäude aus der Zeit vor der generellen Umgestaltung der Krakauer Altstadt (nach 1241), im Rahmen derer der große Hauptplatz und das Schachbrettartige Mosaik der Straßen der Altstadt entstand. Sie ist mit ihrer grünen Kuppel nicht zu übersehen.

Die Kirche ist Adalbert von Prag geweiht, dem Schutzpatron Polens.

 

Oper / Slowacki Theater

Auf meinem Streifzug bin ich auch am Theater Julius Slowackiego vorbeigekommen. Dieses wurde in den Jahren 1891-1893 anstelle der Kirche des heiligen Geistes im Stile des Neobarock errichtet. Es war das erste Gebäude Krakaus, das mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet wurde.

 

Plac Szczepanki

Der Plac Szczepanski hat sich in den letzten Jahre, nach intensiven Renovierungsarbeiten, zu einem wahren Schmuckstück des Art Nouveau gemausert. Eine ganze Reihe von herausragenden Jugendstilbauten säumen den Platz – darunter das Teatr Stary unter der Hausnummer 1, die Sezzession unter Nummer 8 oder unter 11 das Wyspianski Museum, das Krakaus Goldjungen der Künste gewidmet ist.

 

Wawel

Panoramaaufnahme des Innenhofs des WawelBeim Wawel handelt es sich um den ehemaligen Sitz der polnischen Könige in Krakau. Die Anlage befindet sich auf einem Hügel, ca. 30. Meter über der Weichsel. Der Wawel und die Krakauer Altstadt zählen zum UNESCO Weltkulturerbe.

Aufgrund der Menge an Touristen und der Länge der Schlangen an den Kassen zu diversen Führungen und Ausstellungen habe ich mich dieses Mal auf “Äußerlichkeiten” beschränkt – einen Rundgang durch die imposante Anlage mit Gebäuden aus allen Epochen – vom Mittelalter über Vorromanik und Romanik, Gotik, Renaissance, Barock bis zum Klassizismus. Bei einem meiner nächsten Besuche werde ich dann die “Inneren Werte” genauer unter die Lupe nehmen.

FAZIT

Krakau ist eine tolle Stadt für ein verlängertes Wochenende –  wenn man die Sehenswürdigkeiten des Umlandes mitnimmt, kann man auch locker eine Woche in dieser tollen, pulsierenden, modernen und, trotz der historischen Bausubstanz, total jungen Stadt verbringen. Mich hat die Atmosphäre, die Gebäude und vor allem die Menschen so sehr beeindruckt, dass ich diese Stadt sicher in naher Zukunft einer genaueren Untersuchung zuführen werde. Tolle Architektur, für polnische Verhältnisse eine unglaubliche Anzahl erhaltener und renovierter historischer Gebäude – trotzdem kein Museum, sondern ein energiegeladener Touristenmagnet, eine boomende Stadt mit einer großen Kreativszene. Egal ob man shoppen will oder einen Kulturtrip unternehmen möchte – Krakau bietet für alle was und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

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