Chinesische Autos gehören längst nicht mehr zu den Exoten im Straßenbild, vielmehr werden sie gefühlsmäßig von Tag zu Tag mehr. Das gilt unter anderem auch für die Marke BYD (In Langschrift „Build Your Dream“). Die von Denzel in Österreich vertretene Marke hat einen raschen Aufstieg geschafft, mittlerweile gelang es sogar, die Bundesbehörden von den Qualitäten der Marke zu überzeugen. Mit derzeit sieben Modellen inklusive einem Nutzfahrzeug ist man hierzulande vertreten, es sollen demnächst noch mehr werden. Wir haben uns einmal den kompakten Dolphin angesehen.
Schon der ersten Eindruck des „Elektro-Fisches“ ist recht beeindruckend. Hier gibt es keine unnötigen Schnörkel, das Äußere ist gefällig, dezent gewölbt, aber von keinem Blickwinkel aus übertrieben. Hier hat man sich der europäische Kunst in Form eines ehemaligen Audi Designers bedient und ihn vor allem werken lassen. Es gibt keinen Chrom, dafür umso mehr Licht in Form von über die ganze Wagenbreite laufenden LED- Leisten vorne und hinten, nicht ganz unverwechselbar aber sehr sympathisch. Die „Design“ genannte Top-Ausstattung kann auch noch mit einer zweifärbigen Lackierung aufwarten, das setzt nochmals einen Punkt drauf. Der gute Eindruck setzt sich auch im Inneren fort, eine sehr gute Verarbeitung wie auch schon beim vor einiger Zeit gefahrenen Atto 3, keine klappernden Türen, gerade Nähte an den Sitzbezügen, angenehmes Gestühl und vor allem auch recht passable Beinfreiheit für die Hinterbänkler zeichnen den Innenraum aus. Ablagen gibt es reichlich auch hinten, dominant der mittlere Touch-Screen, der sich, wie auch bei den anderen Modellen um 90 Grad drehen lässt. Über den Sinn dahinter lässt es sich trefflich diskutieren, spiegelt man nämlich etwa Apple Play (geht nur via Kabel) und navigiert, dann bleibt der Schirm horizontal. Wie dem auch sei, die Bedienung passt einigermaßen, auch wenn man diverse Knöpfe für die wichtigsten Funktionen vermisst. Auch der Kofferraum mit einer Kapazität von 345 bzw. 1.310 Litern ist für die Klasse durchaus ausreichend.
Technisch setzt der BYD auf die hauseigene „Blade“-Batterie mit 45 oder 60 kWh. Dieser Lithium Eisenphosphat- Akku ist leichter und brandsicherer als eine herkömmliche Lithium-Ionen Batterie und erlaubt bei längerer Lebensdauer mehr Ladezyklen. Man wird hier an dieser Stelle nicht müde, zu betonen, dass man eigentlich ursprünglich aus der Batterie- Technik und nicht vom klassischen Autobau kommt. Zudem ist stets eine Wärmepumpe an Bord, die Restwärme im Fahrzeug für mehr Reichweite verwertet. Im Gegensatz zum direkten Konkurrenten VW ID.3 setzt man beim BYD auf einen klassischen Frontantrieb. Die Leistung des ebenfalls im eigenen Haus entwickelten E-Motors beträgt 150 kW, es ist auch eine Version mit 70 kW, allerdings nur in der Basisversion, erhältlich. Mit diesen immerhin über 200 PS ist man wirklich flott unterwegs, Grenzen setzen hier nur das Fahrwerk und die oft zu schnell durchdrehenden Vorderreifen. Das bedeutet aber nicht, dass man den Dolphin nicht flott bewegen kann, nur muss man sich ein gewisses „Wurstigkeitsgefühl“ zulegen. Egal wie oder was, dezente Geschwindigkeits-übertretungen, Fahrbahnabweichungen, kurzes Wegsehen von der Straße, Bahnübergänge und noch vieles mehr quittiert der Bordcomputer mit diversen und nervenden Tönen oder je nach Einstellung mit Wortandeutungen. Hier schlägt China und die Kontrollmentalität voll zu, und es ist nicht immer leicht, dem eine Ende zu setzen.
Die angegebene Reichweite von 427 Kilometern im gemischten Betrieb ist durchaus erreichbar, wer viel auf der Autobahn und flott unterwegs ist, der kommt etwa 350 Kilometer weit. Dafür konnten wir im reinen Stadtbettrieb locker die 500 Kilometer-Grenze überschreiten, das Suchen nach Ladestationen ist bei diesen Werten eher entspannt. Die Ladeleistungen sind mit 11 kW Wechselstrom und 88 kW Gleichstrom nicht überragend, aber es reicht, da die Stationen nur eher selten mehr hergeben. Wir haben jedenfalls den von uns ermittelten Testverbrauch von etwa 15,5 kWh als recht gut empfunden.
Zu guter Letzt noch ein Wort zum Preis. Hier kann der BYD voll punkten. Ab 25.980 Euro (komplett inklusive Förderungen) kann man vom Hof des Händlers fahren, die von uns getestete Top-Version schlägt mit 32.980 Euro zu Buche. Nur der ebenfalls chinesische MG4 ist noch günstiger, die europäische Konkurrenz (VW ID.3, Cupra Born, Renault Mégane E-Tech) deutlich teurer. Geboten werden dazu sechs Jahre Garantie.
Fazit:
Der Dolphin ist ein wirklich praktikables Elektro Auto, das auch noch mit einem günstigen Preis aufwarten kann. Reichweite, Verarbeitung und vor allem der Preis sind Ok, die Alltagstauglichkeit ist voll auch für den Privatkunden gegeben. Nervig nur die vielen Piepstöne, das Fehlen von Tasten für die wichtigsten Funktionen (Heckscheibenheizung!) und die zuweilen gewöhnungsbedürftige Handhabung etwa von „Schalthebel“ und Ähnlichem. Doch damit kann man sich zusammenraufen….
Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse A+. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich weniger als 37% CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 1658kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |