Wir fuhren die 1000 km von Stuttgart quer über Paris hoch Richtung Rennes. Als Schmankerl für die Fahrt wollten wir in Paris noch den Eifelturm besichtigen und da wir um 18.00 Uhr losgefahren sind, waren wir zu nachtschlafender Zeit gegen 5.00 Uhr in Paris und konnten ohne viel Verkehr zur Einstimmung in den Urlaub den Kinder schon mal etwas Besonderes zeigen. Da wir dann doch unser Ziel – für die Kinder hauptsächlich das Meer – vor Augen hatten, fuhren wir dann schnell weiter und hatten bis zum vereinbarten Treffen im Ferienhaus auch noch Zeit, so dass wir uns entschieden einen Abstecher bei le Mont-St-Michel zu machen.
Das war schon ein gewaltiges Erlebnis. Die Klosteranlage mit ihrer Befestigung ist einzigartig und sehr beeindruckend – auch für Kinder, aber natürlich auch für Massen an Touristen. Nachdem wir die ganzen Busse und Heerscharen von Touristen an uns vorbeiziehen gesehen hatten, wollten wir das Innere der Anlage nicht mehr besichtigen und begnügten uns mit dem überwältigenden Anblick. Dafür hatten wir eine herausragende Kulisse für unsere Vesperpause.
Unser Ziel war der kleine Ort Trégomeur, 16 km westlich von St-Brieuc. Die Eigentümerin war persönlich gekommen und stellte uns ohne französische Allüren in bestem Englisch (pensionierte Englischlehrerin) das Haus, man muss eigentlich sagen: Anwesen, vor.
Es handelte sich um ein altes, typisch bretonisches Haus mit riesigem Garten, Wintergarten und vier Schlafzimmern, so dass wir uns toll ausbreiten konnten. Die Eigentümerin hatte dort in ihrer Kindheit gewohnt und konnte uns auch aus erster Hand viel über die Umgebung erzählen.
Diese Unterkunft rettete uns auch über die wenigen Regentage hinweg und wir genossen sie in vollen Zügen, vor allem die Kinder waren stundenlang im Garten – die kleinen Obstbäume eigneten sich auch super als Torpfosten und in dem großen Wintergarten haben wir unsere Gesellschaftsspiele ausgepackt.
Im Nachhinein betrachtet, haben wir von der Gegend recht wenig gesehen und werden sicherlich wieder herkommen, aber was wir gesehen und erlebt haben, war einzigartig und spannend.
Unser erster Ausflug führte uns natürlich auf direktem Weg zum Meer. Dazu brauchten wir ca. 20 Minuten und waren dann an den Hafenanlagen und dem Strandbad von Binic. Dort bemerkten wir – was uns in Mont-St-Michel gar nicht aufgefallen war – wie weit sich das Meer bei Ebbe zurückzieht. Die Gezeiten mit ihrem besonderen Reiz haben natürlich unseren ganzen Aufenthalt in der Bretagne sehr geprägt und eine der ersten Infobroschüren war natürlich eine Gezeitentabelle, die recht schnell zu unserem ständigen Begleiter wurde.
An diesem ersten Urlaubstag in Binic wurde sie geboren: Unsere Muschelsuchleidenschaft. Sie erfasste alle Familienmitglieder, mit größtem Eifer war vielleicht sogar die Oma am Werk… Keiner der diesen Bericht liest und noch nicht in der Bretagne war, seinen Urlaub wohl jährlich gut behütet mit Wettergarantie am Mittelmeer verbringt, kann sich vorstellen, was man hier für Muscheln findet ohne dass man mühsam danach suchen muss. Und damit ist nicht nur Quantität gemeint. Wir haben hier eine Kiste wunderschöner riesiger Jakobsmuscheln gesammelt, insgesamt waren es dann 6 Schachteln mit Muscheln von denen wir uns nie mehr trennen werden! In Binic kann man natürlich auch wunderbar am Hafen flanieren, Eis essen, Einkäufe erledigen, baden und ganz nebenbei – wir konnten es von Anfang an nicht mehr lassen – die schönsten Muscheln sammeln.
Weitere empfehlenswerte Strände und Buchten sind südlich von Binic gelegen „la Plage des Rosaires“, der Strand bei Godelins etwas nördlich von Binic und noch weiter oben, nördlich von Pointe Plouha bei „Gwin Zégal“. Lohnenswert ist auch immer ein Abstecher zu den nahegelegenen Küstenpfaden, die die Wanderer mit ihren atemberaubenden Aussichten in ihren Bann ziehen. Von dort aus kann man dann nach Lust und Laune jedem Pfad abwärts zum Meer folgen und man wird jedes Mal eine andere Buchtformation mit neuen Felsen und wieder anderen besonderen Muscheln vorfinden. Das wird richtig zur Sucht immer neues zu entdecken. Für unsere Kinder war das eine einzige Entdeckungsreise. Aber auch für uns Erwachsene war diese wilde, und wie es oft schien, unberührte Natur überwältigend.
Das war überhaupt für uns ein ganz wichtiger Aspekt eines gelungenen Urlaubes: Trotz Hochsommer, nämlich Anfang August, waren sehr wenige Touristen zu sehen. Teilweise waren wir an den Buchten und Stränden ganz für uns, manchmal waren wenige Urlauber unterwegs. Die Massen an Urlaubern, die wir wegen des Hochsommers befürchtet hatten sind in der Bretagne nicht zu finden. Halt, es gibt natürlich Ausnahmen wie Mont-St-Michel und dem nächsten beschriebenen Ausflugsort, welche als besondere Attraktionen in den Reiseführern gepriesen sind und wie wir zugeben müssen – zurecht!
Das nächste Ausflugsziel war dieRrosa-Granit-Küste (Côte de Granit Rose) und führte uns nach Ploumanach. Dieser Ausgangspunkt ist ideal, weil hier der Zöllnerpfad durch den Felsenpark beginnt. Wir genossen zunächst den Strand und die malerische mit Felsen durchsetzte Badebucht (Plage de St-Guirec) bei perfektem Wetter. Die Kinder wollten natürlich gar nicht mehr weg, weil es hier wieder Krebse, Schnecken und Muscheln gab. Von einer kleineren zweiten Bucht aus (Plage de la Bastille), die über einen Felsenberg zu erreichen ist, kann man auf einer Felseninsel das märchenhafte Schloss Costaeres (Eigentümer Didi Hallervorden), bewundern.
Dann war natürlich der Zöllnerpfad dran: ein Küstenweg, der immer an der abfallenden Küste entlangführt. Man kommt am Leuchtturm und der Villa des berühmten Architekten Gustave Eiffel vorbei, ständig beeindruckt von rosafarbenen Felsen mit bizarren und ganz eigenartigen Formen und Gestalten. Wir haben hier eine Flasche, Pilze, komische Gesichter und sogar einen Wal gefunden.
Ein weiteres Beispiel für eine schöne Bucht mit Küstenpfad oder wie es hier ja heißt: Zöllnerpfad , liegt bei St-Quay-Portrieux. Man kann in ca. 1 Stunde vom Strand in St-Quay zum Hafen der Partnerstadt Portrieux wandern und hat dabei eine atemberaubende Aussicht. Die Zöllnerpfade oder Sentiers des Douaniers haben übrigens ihren Ursprung als Kontrollpfade von Zöllnern, die hier dem Schmuggel Einhalt gebieten wollten.
Unseren Hauptregentag haben wir in St-Brieuc verbracht, einer Stadt mit ca. 46.000 Einwohnern und ganz netter Fußgängerzone. Außerdem waren wir noch im durchaus empfehlenswerten Tierpark in Trégomeur.
Zu guter Letzt natürlich noch etwas zum Essen: Unser letzter Gang führte uns in das Restaurant in unserem Dorf, in dem unterschiedlichste Crèpes angeboten wurden. Wir haben uns für die Galettes, sogenannte „Buchweizencrèpes“ entschieden, die hiesige Spezialität – und haben es seeeeeeehr genossen. Unsere Empfehlung: öfters Essen zu gehen!!!