1936 stellt Opel ein komplett neues Auto vor- den Kadett : der nahezu 100 km/h flotte Opel fährt nach seiner Premiere in die Herzen des Publikums und erwirbt auch sofort das Wohlwollen der Presse: „Der Kadett ist, wie die ersten Probefahrten uns bestätigen, ein für diese Preislage keineswegs alltägliches Fahrzeug”, heißt es am 5. Dezember 1936 in der Braunschweiger Tageszeitung. Das Fahrwerk mit Synchronfederung und blattgefederter Hinterachse stammte vom Opel Olympia, der seitengesteuerte Vier-Zylinder-Graugussmotor mit 23 Pferdestärken aus 1.073 ccm Hubraum vom Opel P4. Die Übernahme der Technik aus dem Baukastensystem bringt weitere Vorteile mit sich: So konnte der Kadett den Käufern zu einem besonders attraktiven Preis offeriert werden. Wie der große Bruder Olympia, dem er auch optisch ähnelt, ist der Kadett ein durch und durch modernes Auto. Kennzeichen sind harmonische Proportionen mit Schrägheck und integrierte Scheinwerfer. 1938 erhält der Kadett im Zuge einer großen Modellpflege unter anderem einen Spitzkühler im Stil des späten Art déco – Fachleute zählen diese Version heute als Zwischengeneration.
„Genauso flink, wendig und gehorsam auf alle Befehle des Fahrers prompt gehorchend wie man es von einem karrieremachenden Kadetten erwartet“, schreibt die Kölnische Zeitung 1936 über die neue Baureihe von Opel. So neu wie das Segment ist auch die Bezeichnung „Kadett“. Bis zur Einführung des ersten Astra 1991 werden die Kompaktklasse-Baureihen von Opel über fünf Jahrzehnte lang so heißen. Mit den Oberklasse-Modellen Admiral und Kapitän präsentiert das Unternehmen 1937 und 1938 zwei Baureihen, deren Namen ebenfalls aus dem Marine-Bereich stammen.
Nach dem Olympia, dem ersten deutschen Serienwagen mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie, besitzt auch der erste Kadett eine selbsttragende Karosserie. Die Vorteile dieses Bauprinzips gegenüber der klassischen Konstruktion aus Fahrgestell und Holzaufbau sind vielfältig: Vom geringeren Gewicht profitieren Fahrleistungen und Verbrauch, und das Sicherheitsniveau ist höher dank steifer Fahrgastzelle und niedrigerem Schwerpunkt. Die selbsttragende Bauweise ermöglicht eine neue und bis heute übliche Fertigungsmethode: Karosserie und Aggregate (Motor, Getriebe, Achsen) feiern am Band mit Hilfe hydraulischer Hebetische die so genannte „Hochzeit“. 1936 betreibt die Marke mit dem Blitz in Rüsselsheim das größte Karosserie-Presswerk Europas.
In die Karosserie integrierte Scheinwerfer statt bis dato üblicher Topflampen verleihen dem Kadett ein frisches Erscheinungsbild. Kein Wunder, denn Opel machte modernes Automobildesign in Europa populär: Bereits Anfang der 1930er Jahre, also kurz nach der Eingliederung in den General Motors-Konzern, wurde auf Initiative von GM-Chefdesigner Harley Earl eine Designabteilung in Rüsselsheim gegründet.
Dazu gab es viel Auto fürs Geld: Details wie hydraulische Vierradbremse, Fahrtrichtungsanzeiger, zugfreie Entlüftung mittels dreieckiger Ausstellfenster und staubdichter, von innen zugänglicher Reisegepäckraum waren in der Klasse als Serienausstattung damals unüblich.
Als erstes Opel-Modell besitzt der Kadett einen im eigenen Haus entwickelten Fallstromvergaser mit so genanntem Venturi-Rohr. In dieser nach dem italienischen Physiker Giovanni Battista Venturi (1746-1822) benannten Düse wird vor der Drosselklappe der Kraftstoff in den angesaugten Luftstrom gemischt. Das Venturi-Rohr ist ein glattwandiges Rohrstück mit einer Verengung. Wenn Luft durch das Rohr strömt und den engeren Bereich passiert, muss sie an dieser Stelle schneller strömen als in den anderen Zonen. Dadurch entsteht an der Engstelle ein Unterdruck (wie an der Oberseite einer Flugzeug-Tragfläche). An der Verengung befindet sich ein mit Benzin gefülltes Röhrchen. Der Kraftstoff wird vom Unterdruck im Venturi-Rohr angesaugt und mitgerissen.
Der nächste Meilenstein in der Mittelklasse war 1962 der Kadett A. Er kam gerade recht zur Wirtschaftswunderzeit, als der große Umstieg der Mittelklasse vom Motorrad auf das Auto voll im Gange war. Ein großer Kofferraum und (für damalige Verhältnisse viel Platz für vier Personen sowie ein neuer drehfreudigerer Motor sowie geringe Unterhaltskosten sind das Erfolgsrezept des neuen Kadetten. Fast 650.000 Autos baut Opel von 1962 bis 1965. Die Linienführung des zweitürigen Stufenheck-Modells ist sachlich-modern: Die Gürtellinie liegt tief, die großen Glasflächen sorgen für gute Übersichtlichkeit. Eine über die gesamte Seitenlinie laufende Zierleiste betont die gestreckte Form. Die vorderen Kotflügel laufen in die Scheinwerfer aus, die hinteren Enden sind als „Peilecken“ ausgebildet. Eine damalige Neuheit war der außen liegende Tankverschluss, der ein betanken ohne den Inhalt des Kofferraums auszuräumen, ermöglicht. „Opel Kadett kurz gesagt: O.K.“, loben die Werbetexter, die sich auch einen Seitenhieb auf den Hauptkonkurrenten aus Wolfsburg nicht verkneifen können. „Nie haben Sie Benzingeruch im Kofferraum“, heißt es mit einem Augenzwinkern. Mit seinem modernen, wassergekühlten Frontmotor bietet der Kadett einen weiteren konstruktiven Vorteil gegenüber dem Käfer: 40 PS leistet der 993 cm3 große Vierzylinder und treibt ab März 1963 auch den neuen Kombi, genannte Kadett Caravan (a Car like a Van) an.
Wer A sagt, muss bekanntlich auch B sagen – 1965 löst die neue Baureihe den ersten Kadett ab. Der Neue misst über vier Meter und ist damit eine ganze Nummer größer geraten. Bei dessen modischer Linienführung ließen sich die Designer von ihren Kollegen aus Übersee inspirieren: Das flach abfallende Heck erinnert an die Fastback-Modelle aus den USA und signalisiert „Kraft und Geschwindigkeit schon, ehe man den Motor vernommen hat“, so die Automobil Illustrierte 1966. Analog zur Länge wachsen die PS-Zahlen. Die Opel-Ingenieure vergrößerten die Bohrung des Vierzylinders um drei Millimeter: Das nun 1.078 cm3 große Basisaggregat leistet 45 PS. Alternativ ist der höherverdichtete 1.1 S-Motor mit 55 PS erhältlich. Schnell wird der Kadett zum Erfolg: Mit mehr als 2,6 Millionen produzierten Modellen von September 1965 bis Juli 1973 wird der Kadett B zum Stückzahl-Millionär. Der Erfolg ist dabei nicht auf das Geburtsland beschränkt: 1966 erreicht der Exportanteil 50 Prozent. Der Kadett wird in 120 Ländern rund um den Globus verkauft.
Adrettes Familienauto, schicker Zweitwagen mit praktischer Heckklappe oder antrittsstarker Breitensportler in Kriegsbemalung: Die Familie des Kadett C hat viele Gesichter. Insgesamt 1,7 Millionen Modelle werden von 1973 bis 1979 produziert. Mit einer klar gezeichneten Karosserie und einer neuen Doppelquerlenker-Vorderachse debütiert im August 1973 der heckgetriebene Kadett C. Charakteristische Designmerkmale sind der flache Kühlergrill, die Motorhaube mit der markentypischen Bügelfalte sowie die zum Spoiler ausgebildete Frontschürze. Ein Auto, „das sich nicht nur erfreulich gut fährt, sondern auch gewissenhaft konstruiert und sauber verarbeitet ist, das außerdem wartungs- und reparaturfreundlich und wirtschaftlich im Unterhalt ist“, loben die Tester von auto motor und sport in Ausgabe 20/73. Auf der IAA 1975 debütiert der GT/E. Sein 1,9‑Liter-Motor mit L-Jetronic-Einspritzung von Bosch leistet 105 PS und ist bei nur rund 900 Kilogramm Leergewicht für 184 km/h gut.
Die vierte Generation des Nachkriegs-Kadett läutet eine neue Kompaktklasse-Ära bei Opel ein: Auf der IAA 1979 debütiert mit dem modern gezeichneten Kadett D das erste Frontantriebsmodell von Opel. Das Gesamtpaket überzeugt: Obwohl der Neue mit einer Länge von 3.998 Millimeter immerhin 12,6 Zentimeter kürzer als sein Vorgänger ist, bietet der Kadett D einen längeren Innenraum als dieser und deutlich mehr Platz als so mancher Konkurrent. Doch nicht nur Antriebslayout und Fahrwerk (mit einer Verbundlenkerachse hinten) brechen mit Traditionen; der Kadett erhält einen neuen 1,3-Liter-ohc-Motor mit 60 und 75 PS. Dass eine neue Ära in der Kompaktklasse begonnen hat, verdeutlicht auch das Karosserieangebot: Neben dem geräumigen Caravan mit bis zu 1.425 Litern Ladevolumen bietet Opel ausschließlich Fließheckversionen an. Im Januar 1983 folgt der sportliche Kadett GTE zum lustigen GTI-Jagen. Der bis zu 187 km/h schnelle GTE ist mit einem 115 PS starken 1,8-Liter-Vierzylinder ausgerüstet. Weitere technische Modifikationen sind ein strafferes und tiefergelegtes Fahrwerk, neue Lenkungsdämpfer und innenbelüftete Scheibenbremsen vorn. Von 1979 bis 1984 werden insgesamt 2,1 Millionen Kadett D produziert.
Der zweite Frontantriebs-Kadett, gebaut von 1984 bis 1991, wird zum „Auto des Jahres 1984“ gewählt und ist ein absoluter Erfolgstyp. Mit insgesamt 3.779.289 Exemplaren ist er der bis dahin meistverkaufte Opel und ein echter Aerodynamik-Weltmeister. Den Opel-Ingenieuren gelingt 1984 ein ganz großer Wurf. Auf der technischen Basis des Vorgängers, aber mit ganz neuer Fließheck-Karosserie, macht der Kadett E eine Riesenkarriere. Der Kadett D war mit einem cW-Wert von 0,39 bereits der beste Kompakte – sein Nachfolger aber lässt diesen Wert verblassen: Nach 1.200 Stunden Feinschliff im Windkanal erreicht das E-Modell sensationelle cW 0,32. Und der sportliche GSi ist mit cW 0,30 und einem Luftwiderstand von 0,57 Quadratmetern die windschlüpfrigste Limousine der Welt. Schon nach kurzer Zeit nehmen die Kunden die neue Form begeistert an und es beginnt ein Höhenflug, der dem Kadett E im Jahr 1987 europaweit 625.000 Neuzulassungen beschert. Der Caravan ist da schon längst Lademeister aller Klassen, und seit Herbst 1985 gibt es zum ersten Mal seit dem Kadett C auch wieder eine Variante mit Stufenheck. Der GSi wird endgültig zur Ikone, als er ab 1987 mit dem richtungsweisenden 150 PS starken 16-Ventil-Motor die Wettbewerber einfach stehenlässt.
1991 geht der Kadett endgültig in die wohlverdiente Pension. Der Nachfolger des Kadett übernimmt den Namen seines Schwestermodells in Großbritannien – dort wird bereits die vierte Generation des Kompaktwagens seit 1980 als Vauxhall Astra verkauft. Rund 4,13 Millionen Astra F wurden von 1991 bis 1997 gebaut. Damit ist die Baureihe das bis heute meistproduzierte Opel-Modell aller Zeiten. Zeitgemäßes Design, mehr Platz, Komfort und Umweltschutz standen im Mittelpunkt der Entwicklung. Beim Neuen wird Sicherheit ganz großgeschrieben. Alle Astra verfügen über das Aktivgurt-System mit Gurtstraffern an den Vordersitzen, höhenverstellbaren Gurtaufhängungspunkten und Sitzrampen sowie Flankenschutz einschließlich Doppelstahlrohr-Verstärkungen in allen Türen. Erstmals besitzen alle Motoren einen Katalysator.
Im Frühjahr 1998 geht der Astra G mit coupéhaftem Design als Dreitürer, als fünftürige Limousine und als Caravan an den Start. Mit zeitlichem Abstand folgen Stufenheck-Limousine, Coupé und Cabrio. Progressives, eigenständiges Design, dynamische Fahrwerks- und Antriebstechnik sowie nahezu verdoppelte Torsions- und Biegesteifigkeit sind Merkmale der völlig neu entwickelten zweiten Generation des Opel Astra. Zur hohen Wertstabilität trägt vor allem die vollverzinkte Karosserie bei. Der aktiven Fahrsicherheit dient neben der um 30 Prozent höheren Lichtausbeute der transparenten H7-Scheinwerfer das von Grund auf neu entwickelte DSA-Fahrwerk (Dynamik Safety Action). Es verbindet Komfort mit agilem und sicherem Handling auch bei voller Zuladung. Der um rund zehn Zentimeter gewachsene Radstand ermöglicht ein größeres Raumangebot, vor allem einen Zuwachs an Knieraum im Fond und ein auf 370 Liter vergrößertes Kofferraumvolumen.
2004 folgt der Astra H – mit zwölf Motoren von 90 bis 240 PS und sieben Karosserievarianten ist die Modellvielfalt beim über 2,7 Millionen Mal verkauften Astra H einzigartig. Progressives Design, hohe Fahrdynamik und technische Innovationen – das sind die herausragenden Kennzeichen des Opel Astra der dritten Generation, der im März 2004 startet und sofort zahlreiche Vergleichstests in den Fachmedien gewinnt. Zu den technischen Leckerbissen des Astra gehören das adaptive IDSPlus-Fahrwerkssystem mit elektronischer Dämpferregelung, die sonst nur in Fahrzeugen der Luxusklasse und in exklusiven Sportwagen zu finden ist, sowie das AFL-Scheinwerfersystem mit dynamischem Kurvenlicht. Auch in puncto Sicherheit fährt der Astra auf Top-Niveau. Der Bestseller gilt als eine der sichersten Steilheck-Limousinen seiner Zeit in der Kompaktklasse.
2009 kommt dann der Astra J – auch hier dominieren neue Assistenzsysteme und ein aktuelles Design. So ist er Technologien, aus dem Insignia ausgestattet. Die Frontkamera „Opel Eye“ erkennt Verkehrszeichen und informiert über Tempolimits und Überholverbote. Sie achtet außerdem darauf, ob das Auto in der richtigen Spur bleibt. Mit dem Scheinwerfersystem AFL+ kann der Astra um die Ecke schauen und bei Bedarf sogar automatisch auf- und abblenden. Dank des neuen Fahrwerks – auf Wunsch auch mit adaptiver FlexRide-Technik – kann der Astra seine dynamischen Talente voll ausspielen. Fahrspaß, verbessertes Handling und Komfort garantiert eine neue Hinterachskonstruktion: Ein so genanntes Wattgestänge verbessert dabei die Radführung. Entspannt zurücklehnen können sich Astra-Fahrer in besonders ergonomisch und wirbelsäulenfreundlich gestalteten Sitzen, für die Opel von den unabhängigen Experten der Aktion Gesunder Rücken e.V. (AGR) das Gütesiegel erhält.
Schon 2015 kommt der Astra K, der die Auszeichnung „Europäisches Auto des Jahres 2016“ erhält. Bis zu 200 Kilogramm leichter, im Innern geräumiger trotz kleinerer Außenmaße und effizienter dank Motoren der neuesten Generation. Der Rüsselsheimer ist wieder als sportliche Fließhecklimousine sowie als geräumiger Sports Tourer erhältlich. Der Astra K führt die Tradition seiner Vorgänger fort: Auch er glänzt mit wegweisender Lichttechnologie. Er holt als erstes Auto das Voll-LED-Matrix-Licht Intelli-Lux LED® aus der Luxus- und Premium- in die Kompaktklasse. Zum Portfolio der hochmodernen Fahrerassistenz-Systeme zählen darüber hinaus Verkehrsschilderkennung, Spurassistent mit aktiver Lenkkorrektur, Abstandsanzeige und Frontkollisionswarner mit automatischer Notbremsfunktion. Und auch neu entwickelte, mit AGR-Prüfsiegel versehene Ergonomie-Sitze sind auf Wunsch wieder mit an Bord. Die Sitze für Fahrer und Beifahrer verfügen nun optional über zusätzliche Komfortmerkmale wie Ventilation und Massagefunktion.
Nun kommt 2021 der Astra L – erstmals gibt es das Kompaktklassemodell auch elektrifiziert. Opel wird den neuen Astra in zwei Leistungsstufen als Plug-in-Hybrid anbieten. Dazu kommen Versionen mit hocheffizienten Benzin- und Dieselmotoren in Kombination mit besonders reibungsarmen 6‑Gang-Schalt- und 8-Gang-Automatikgetrieben. Der neue Opel Astra ist zudem ein Design-Statement der Marke: Dynamischer als jemals zuvor, mit klarer, aufregender Linienführung ohne überflüssige Schnörkel und mit dem neuen Markengesicht Opel Vizor. Fortsetzung folgt….