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Ein Jubiläum, das der Marke Volkswagen am Herzen liegt: 50 Jahre Golf

Vor 50 Jahren läutete der Golf einen langerwarteten Generationswechsel bei VW ein, man erfand sich sozusagen neu. Dieser Umbruch hinterließ auch hierzulande deutliche Spuren, nicht zuletzt, weil auch einige Österreicher daran beteiligt waren. Einer der das hautnah miterlebt und auch -gestaltet hat erinnert sich.

Anfang der Siebziger Jahre war keine gute Zeit für VW. Die Nachfrage am Dauerbrenner Käfer ging seit 1960 stetig zurück, die Entwicklung eines Nachfolgers wurde zwar betrieben, aber nicht unbedingt mit dem nötigen Nachdruck. Eigentlich sollte der betagte Krabbler wieder von einem Modell mit Heckmotor und -Antrieb abgelöst werden, doch die Prototypen erwiesen sich als schwer zu fertigen und zu warten hatten auch sonst einige Mängel. So wurde Anfang der 1970er Jahre innerhalb kurzer Zeit ein neues Modellprogramm moderner Frontantriebs -Fahrzeuge mit Wasserkühlung entwickelt, die die bisherige Modellpalette ablöste und den VW-Konzern aus seiner Absatzkrise führen sollte. Dabei bediente man sich auch teilweise der Fahrzeugtechnik der einige Jahre zuvor erworbenen Auto Union (Audi), die solche Fahrzeuge schon seit den dreißiger Jahren im Programm hatte. Das erste dieser neuen Modelle war der mit dem Audi 80 fast baugleiche Mittelklassewagen Passat. Dann folgten die Eigen-entwicklungen Scirocco und schließlich der erste Golf.

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Golf 1: 1974 – 1983

Im Jahr 1972 wird in Wolfsburg der österreichische Automobilkonstrukteur Ernst Fiala vom Forschungschef zum Technikvorstand von VW befördert. Seine vordringliche Aufgabe: in den folgenden zwei Jahren den Golf zur Serienreife bringen. Zur gleichen Zeit ist Hermann Becker in Österreich in der Marktforschung von Porsche Austria tätig und analysiert dort die Marktentwicklung hierzulande. Das Ergebnis ist eindeutig. Der Käfer führt zwar seit 1953 die Verkaufshitliste an, doch das ist in den letzten Jahren nur noch mit Verkaufs- und Werbeaktionen zu halten, der Verlust des ersten Platzes scheint unausweichlich.
Immerhin lässt sich der Verkauf des Passat recht gut an, ganz im Gegensatz zum 1970 präsentierten K 70, eine NSU- Entwicklung, für die sich die auf den Heckmotor eingeschworene VW Gemeinde nicht erwärmen konnte. Doch in der Mittelklasse fehlt immer noch ein „Bringer“. Der soll nun 1974 mit dem Golf kommen. Es war auch allerhöchste Zeit, denn in diesem Jahr verlor der Käfer erstmals seit 1953 (!) seinen ersten Platz in der Verkaufsliste.

DB2024AU00225 largeDer Golf war für uns ein regelrechter Schock“ erinnert sich Becker, „aber ein positiver“. Und mit dem neuen Auto, das so komplett anders als der Käfer war, kam auch die Befürchtung, wie die werte Kundschaft, aber auch die Händler und die Werkstätten das Auto aufnehmen würden. Denn plötzlich wurde alles anders. Erstens war die Technik komplett neu für viele Mechaniker, die zwar in eiligst einberufenen Schulungen mit der neuen Technik vertraut gemacht wurden, aber viele, vor allem ältere Mechaniker hatten Mühe sich damit anzufreunden. Noch schwieriger wurde es für die Händlerschaft, denn plötzlich konnten die Kunden nicht nur zwischen einigen Farben, sondern auch zwischen Zwei- und Viertürer, 50 oder 70 PS wählen und noch einigem mehr. Nach anfänglichem Zögern finden sich auch die Kunden ein, selbst verschworene Käfer-Jünger wie etwa im Waldviertel oder in den Alpen die nach dem Slogan „Luft kocht nicht, Luft friert nicht“ dem bekannt schneefesten Käfer bisher eiserne Treue hielten, steigen zum Erstaunen der Händler relativ schnell auf den doch praktischeren Golf um. Es geht stetig aufwärts, nach drei Jahren kann man den ersten Platz in der Zulassungsstatistik wieder einnehmen. Doch da gab es plötzlich das Problem mit den Motoren. „Wir brauchten dringend 70 PS Motoren, aber es gab aufgrund eines in Wolfsburg verschuldeten Lieferproblems nur 60 PS Triebwerke für uns“ erinnert sich Becker, „die passten nicht in unsere Steuer- und Versicherungslandschaft“ So schloss man einen Deal ab, bei dem besser ausgestattete Modelle mit 60 PS Triebwerken geliefert wurden.

Rabbit 1Doch wie die verkaufen? Da kam man in Salzburg auf den Hasen. Der „Rabbit“ war der Name des Golfs in den USA und der laufende Hase zierte fortan anstatt des „Golf“ Schriftzugs das Heck der gepimpten 60 PS Versionen. Dass man in Wolfsburg nicht begeistert über den Schachzug war, wurde hingenommen umso mehr, als das Sujet sofort verschiedenste Werbe- und Designpreise einheimste. Bis heute gibt es den Namen „Rabbit“ für Sondermodelle im österreichischen Golf- Programm und es wird auch wohl so bleiben.

04 GTI Treffen Woerthersee 2017Mitte 1976 erschien der Golf GTI, der mit dem 81 kW (110 PS) starken Motor des Audi 80 GTE ausgerüstet war. Seine Leistung übertraf die anderer Kompaktwagen mit Frontantrieb und Heckklappe bei weitem und erreichte das Niveau des Ford Escort RS2000 und des Opel Kadett GT/E, die beide 25 % mehr Hubraum hatten. Er wurde mit riesigem Applaus empfangen. Erstmals wird in Salzburg unter der Ägide von Hermann Becker ein GTI mit Leder und einer hochwertigen Stereoanlage und einem tiefer gelegten Fahrwerk für ein Preisausschreiben aufgewertet und viel beachtet. „Wir wollte damit zeigen, dass auch in der Kompaktklasse die Ausstattungen der Luxusklasse möglich sind“ resümiert Becker und es kam nicht nur bei den GTI Fans gut an.

GTI Treffen am Woerthersee 2019 1

Apropos Fans- 1982 wurde von Erwin Neuwirth, einem Gastonomen aus Reifnitz in Kärnten, das GTI Treffen ins Leben gerufen. Etwas über 80 Teilnehmer fanden sich ein, und es wurden von Jahr zu Jahr mehr. Dann engagierte sich der Konzern selbst, doch es uferte leider im Laufe der Jahre aus und wurde 2022 erstmals abgesagt, eine Fortsetzung ist mehr als ungewiss.

Ein gutes Beispiel für die technischen Innovationen, die über die Jahre für eine unglaubliche Vielfalt im Golf-Angebot, sorgen, ist der Diesel. Als Anfang der 1990er Jahre der TDI in Österreich vorgestellt wird, können sich die meisten nicht vorstellen, dass ihm der Durchbruch gelingt. Aber er gelingt, der Golf hat gerade in Österreich einen großen Anteil an der nun folgenden Popularität der Selbstzünder, mit allen Höhen und Tiefen.

Seitdem ist wieder viel geschehen, zum Jubiläum rollt eine Sonderversion zu den österreichischen Händlern. Wie sie heißen wird? Rabbit natürlich….

Fotos: VW

 

 

 

FahrzeugeAuto50 Jahre VW Golf- Und der Hase läuft