Seit 1979 wird der in Kooperation mit dem österreichischen Steyr -Konzern entwickelte Mercedes G (früher auch Puch G) in Graz hergestellt. Die Karosserieform des Fahrzeuges wurde bis heute kaum verändert, technisch erfuhr das Auto aber immer wieder Veränderungen, Verbesserungen und Aktualisierungen. Auch wenn der mittlerweile fast 500.000 mal verkaufte Hardcore SUV aussieht, als käme er direkt von der Jurassic Park- Ecke der Parkgarage, wird er auch heute immer noch gerne gekauft. Nun wurde er elektrifiziert und das nach allen Regeln der Kunst des Autobaus.
Wie die konventionell angetriebenen Modelle setzt auch der offiziell „Mercedes -Benz G580 mit EQ Technologie“ getaufte Elektriker auf das altbewährte und stabile Leiterrahmenkonzept, einer zuschaltbare Geländeuntersetzung namens LOW RANGE sowie Einzelradaufhängung vorne und einer (neuen) Starrachse hinten. Die im Leiterrahmen integrierte Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie wurde aus Platzgründen in zwei Stockwerke aufgeteilt. Mit 116 kWh Kapazität ist sie nicht gerade ein Leichtgewicht sorgt aber dafür für einen tiefen Fahrzeugschwerpunkt und soll Reichweiten von bis zu 468 Kilometern nach WLTP1 ermöglichen. Um sie vor dem Eindringen von Wasser und Schmutz zu schützen, ist sie in einem verwindungssteifen Gehäuse untergebracht, ein Unterbodenschutz aus einem intelligenten Materialmix mit Carbon-Anteil schützt die Batterie vor physischen Einwirkungen. Für den Antrieb sorgen vier Radnahe und individuell ansteuerbare Einzelmotoren, die in den Rahmen integriert sind. Sie entwickeln eine maximale Gesamtleistung von 432 kW und ein maximales Drehmoment von bis zu 1.164 Nm. Mittels Elektronik können virtuelle Differenzialsperren erzeugt werden, bis hin zum Drehen am Stand.
Optisch hat sich zumindest außen nicht viel verändert. Eine leicht angehobene Motorhaube, eine neue A-Säulenverkleidung, eine Spoilerlippe an der Dachzierleiste und sogenannte „Air Curtains“ in den hinteren Radlaufverbreiterungen verbessern die ohnehin katastrophale Aerodynamik um einige Zehntelpunkte, selbst eingefleischten G-Fans fallen dies Änderungen erst auf den zweiten Blick auf. Sonst blieb außen alles beim Alten-inklusive Knöpfen an den Türschnallen und Türen, die man heftig zuknallen muss, damit sie auch schließen. Geblieben ist auch der Behälter für das Reserverad an der Hecktür, nur beinhaltet es jetzt das Ladekabel.
Im Innenraum empfängt dem Kenner das typische MBUX Cockpit der Marke. Die Konnektivität ist ausgezeichnet, die Bedienung einfach und übersichtlich, sieht man von den „Slidern“ zur Lautstärkeregelung am Lenkrad einmal ab.
Mercedes verspricht für den Elektro G ein Fahrerlebnis wie „mindestens mit dem Achtzylinder“, das bedeutet, die Kunden müssen weder auf der Straße noch im Gelände Abstriche machen. Das bestätigt sich schon nach den ersten Metern auf der Straße. Das über drei Tonnen schwere Gefährt ist behände wie ein Sportwagen, nur viel, viel größer. Unter fünf Sekunden vergehen für den Sprint auf 100 km/h, das Drehmoment von fast 1.200 Nm liegt schon bei 0 an und man kommt kaum mit dem Lenken nach. Ganz ohne Spektakel und Lärm stiehlt der Elektro-G dem G63 damit die Schau, nur bei der Höchstgeschwindigkeit ist bei 180 Sachen Schluss mit Lustig.
Im Gelände ist der G 580 dagegen erst recht daheim. Vollkommen mühelos klettert der Koloss über Stock und Stein und wuchtet sich irre Steigungen hinauf, lediglich die Reifen begrenzen den Vortrieb. Auch das Gewicht macht sich zuweilen bemerkbar, leichtere Allradler kommen oft mühelos über Passagen hinweg, wo sich der G eingräbt. Bergab ist einfach dank der Bremswirkung der einstellbaren Rekuperation, die dank der vier Motoren und der schon erwähnten Geländeuntersetzung viel an den Akku zurücklädt und so die oft irren Verbräuche von bis zu 70 kWh an Steigungen wieder wettmacht.
Auch die Böschungs- und Rampenwinkel sind wie bei der Motor-G Klasse, der Elektro-G kann sogar 15 Zentimeter tiefer waten, weil jetzt erst bei 850 Millimeter Wasserstand nasse Füße zu befürchten sind. Der Akku ist übrigens aufwendig gegen Feuchtigkeitseinbruch und Kurzschluss gesichert, wird immer wieder betont.
Und: weil der Akku den Schwerpunkt senkt, kann sich der elektrifizierte G noch zehn Grad weiter zur Seite lehnen, bis zu fast 40 Grad.
Die Kür aber ist der G Turn: man suche einen am besten sandigen Untergrund, drücke die entsprechende Taste und schon beginnt sich das Auto am Stand szu drehen, ohne Lenkeinschlag, nur mit den vier Motoren, die für gegenläufig drehende Reifen sorgen. Im Alltag völlig sinnlos, aber spektakulär.
Was im Alltag zählt ist die Reichweite. Hier waren wir echt erstaunt, denn dank der wirklich ausgezeichneten Rekuperation sind 450 bi 460 Kilometer zumindest bei sommerlichen Temperaturen durchaus möglich. Fad ist, dass man nur mit 11 kW AC laden kann, an der DC Ladestation geht es wesentlich schneller. Mit einer Ladeleistung von bis zu 200 kW beträgt die Ladezeit von 10 bis 80 Prozent SoC (State of Charge, deutsch: Ladezustand) rund 32 Minuten, wenn die Ladestation das auch liefern kann. Preislich liegt unser Testauto mit der Edition One Ausstattung bei knapp 210 Tausendern- das muss man schon wollen…
Fazit:
Mit dem G 580 will Mercedes zeigen was elektrisch möglich ist und das ist durchaus gelungen. Einer der ersten Kunden war übrigens der Papst und der allem Anschein nach zufrieden.
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Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse A+. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich weniger als 37% CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 3085kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |