Als die Alfa Romeo Giulia 1962 auf den Markt kam, erfüllte er die heimlichen Wünsche vieler Familienväter, die sich ein sportliches Auto wünschten, dass gleichzeitig auch den Anhang befördern konnte. Bis 1978 war die erste Generation auf dem Markt, 2016 erlebte sie mit dem aktuellen Modell eine Wiedergeburt. Und wieder haben es die Designer um Alessandro Maccolini es verstanden, der Giulia eine sportliche und zeitlose Form zu verpassen. Das manifestiert sich zum Beispiel an der vorne seitlich angebrachten Kennzeichentafel, seit Jahrzehnten ein Markenzeichen und eine dezente Betonung des Alfa-typischen Kühlergrills. Und wieder gibt es keinen Kombi, der auch schon in den Anfangszeiten oft verlangt aber nur von diversen Karosserieschneidern verwirklicht wurde.
Um es gleich vorweg zu nehmen: unser Testauto, ein Giulia Veloce 2.0 ist ein Modell, das sich von der aktuellen facegelifteten Version nur durch Matrix-LED-Scheinwerfer und Klarglas-Heckleuchten unterscheiden. Innen gibt es nun einen größeren Bildschirm mit einigen neuen Gimmiks, aber sonst ist alles beim Alten geblieben, auch bei der Motorisierung. Technisch bedeutet dies einen Vierzylinder Turbo- Benziner mit zwei Litern Hubraum und stattlichen 280 PS 206 kW), dazu einen Allradantrieb. Bei 2.250 U/Min liefert der Motor ein maximales Drehmoment von 400 Nm. Die Kraftübertragung auf die Räder erfolgt über eine 8-Gang Automatik, die hinteren Räder werden von einer Welle aus Kohlefaser angetrieben. Dazu kommt ein aufwendiges Fahrwerk mit Aluminium- Querlenkern und -Achsaufhängungen und vielem mehr.
Im Innenraum sticht als erstes eine rote Lederbestuhlung in Schalenform vorne und eine ebenso bequeme wie sportlich wirkende Rücksitzbank ins Auge, der Fahrersitz lädt in der hintersten Stufe zum Platznehmen ein, um dann in die gewünschte voreingestellte Position vorzurücken. Die sportliche Veloce-Ausstattung bietet zudem noch andere Highlights, wie etwa eine 2-Zonen-Klimaautomatik, adaptiven Tempomat, ein Keyless-System, 19“-Alufelgen und noch vieles mehr. Optional war „unser“ Tester noch mit rot lackierten Bremssätteln (ein Muss bei einem Alfa!), einem Glasschiebedach, ein Premium Sound Paket und einem erweiterten Fahrassistenz Paket ausgestattet. Auch hier hat man es verstanden, Sportlichkeit mit einem gewissen Touch an Komfort zu verbinden, kein Wunder, dass die Alfa Fans nicht aussterben. Das gilt auch für das Armaturenbrett, das immer noch von zwei Rundinstrumenten dominiert wird, die die wichtigsten Infos bieten und nicht mehr. Dafür ist der schon erwähnte nun mit 12,5 Zoll etwas größere Bildschirm zuständig, die Bedienung ist einfach und die grafische Darstellung in Ordnung. Die Klimaregelung erfolgt getrennt über Drehregler, diverse USB- und zwei 12V-Anschlüsse sind schon ein Zugeständnis an die Moderne. Der Kofferraum reicht für ein dezentes Urlaubsgepäck, immerhin sind es 480 Liter, die unter dem allerdings eher kleinen Deckel verschwinden können.
Bei einem Alfa, auch wenn es sich um eine Limousine handelt, steht natürlich in erster Linie der Fahrspaß im Mittelpunkt. Und das beherrscht die Giulia wirklich. Mit einem betörendem, aber nicht zu aufdringlichem Sound erwacht der Vierzylinder zum Leben, gibt sich drehfreudig und bietet guten Durchzug. Mittels „DNA“-Drehregler kann der Fahrer zwischen verschiedenen Fahrmodi wählen, wobei natürlich der Dynamik-Modus den meisten Spaß verspricht. Hier werden Fahrleistungen eines Sportautos geboten, lediglich 5,2 Sekunden vergehen von 0 auf 100 km/h und die Insassen werden wohlig in ihre Sitzgelegenheiten gepresst. Natürlich werden jetzt einige einwerfen, ein E-Auto kann das noch besser, aber das Erlebnis „Fahren“ bietet hier wohl nur ein Auto dieser Art. Besser als bei den meisten E-Autos ist die erreichbare Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h, zwar im normalen Verkehr und ohne zumindest mit einem Fuß im Kriminal stehend nicht ausnützbar, aber es würde funktionieren.
Gut funktioniert das Fahrwerk, es ist genau richtig ausgelegt, dezent straff, aber nicht hart. Dank des Allrads ist Traktion kein Problem, schnelle Wechselkurven werden ohne nervende Schwankungen der Karosse absolviert und das Herausstechen etwa aus einer Spitzkehre ist ein wahrer Genuss. Dazu kommt eine präzise Lenkung, die aber auch andererseits mit geringen Kräften zum Beispiel beim Rangieren aufwarten kann. Sehr gut harmoniert auch die 8-Gang-Automatik mit dem Triebwerk, die Gänge werden flott und fast unmerkbar sortiert.
In Sachen Verbrauch kann der Alfa hingegen nicht unbedingt brillieren, dazu macht er einfach zu viel Spaß. Das bedeutet, die 7,7 bis 8,1 Liter zu erreichen, würde einen sehr, sehr vorsichtigen Gasfuß bedeuten, und das ist einfach nicht möglich, wenn man nur ein wenig Auto-affinität besitzt. Bei uns waren eher um die 10 Liter im Durchschnitt an der Tagesordnung, aber zugegeben, es hat ein Wenig an Disziplin gefehlt.
Zuletzt noch ein paar Worte zum Preis. Natürlich ist ein Alfa kein Schnäppchen, aber ein Einstiegspreis von knapp 47.000 Euro für die Basisversion mit dem 160 PS starken 2,2 Liter Diesel ist eigentlich nicht so hoch. Auch die 68.000 Euro für die 280 PS starke Allradversion können heute auch nicht mehr schrecken. Mit ein paar Extras des ohnehin schon sehr gut ausgestatteten Autos kommt man auf knapp 75 Tausender.
Fazit:
Günstig ist die Giulia nicht, aber dafür zeitlos. Sie wird auch in 10 Jahren noch für Aufmerksamkeit sorgen und dem Fahrer immer noch ein gerütteltes Maß an Fahrspaß bereiten. Und darauf kommt es wohl auch an….
Effizienzklasse: D Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse D. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich zwischen 9,99% und 1% weniger CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 1605kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |