Lange wurde gerätselt, wann und wie der kompakte Alfa-SUV kommen würde und noch mehr darüber, wie ihn die Italiener schlussendlich nennen würden. Ein Pass war im Gespräch, etwa der Brenner doch „Brennero“ war sowohl vom Klang als auch wegen der politischen Kontroversen darum wohl keine Option. Nun wurde er unter dem Namen „Milano“ vorgestellt, doch auch das führte sofort zu Problemen. Der Grund für diesen Schritt kam direkt aus der italienischen Regierung. Laut Reuters sagte Wirtschaftsminister Adolfo Urso, dass ein Auto mit dem Namen Milano nicht in Polen gebaut werden dürfe. Das verböte das italienische Gesetz. Dabei bezieht Urso sich wahrscheinlich auf ein Gesetz von 2003, das gegen Produkte vorgeht, die vorgeben, aus Italien zu stammen, in Wahrheit aber in anderen Ländern produziert werden. Eine interessante Ansicht, denn es drängt sich mir die Frage auf, ob nun meine Lieblings-Pizzeria auch unbenannt werden muss, denn die Pizzas aus der Pizzeria Milano werden ja nicht in Italien, sondern in Wien Aspern gebacken…
Wie dem auch sei: der neue Alfa wird nun Junior heißen, das ist unverfänglich und hat bei den Alfistis auch eine lange Tradition. Alfa bezeichnet den Neuen nicht als SUV, sondern als „Compact Sports Car“. Allerdings kann er zumindest optisch seine Verwandtschaft zu den Konzernbrüdern von Peugeot, Opel und Citroen nicht ganz verleugnen. Daher bemühte man sich vor allem an der Front, (italienische) Flagge zu zeigen. Dort präsentieren sich Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer mit „3+3“-Signatur neben dem traditionellen „Scudetto“-Kühlergrill. Erstmals ist dieser in zwei unterschiedlichen Varianten „Leggenda“ (Legende) und „Progresso“ (Fortschritt) verfügbar. In der Version „Leggenda“ ist der historische Alfa Romeo-Schriftzug erkennbar, der an die Alfa Romeo Sportwagen der 1920er und 1930er Jahre angelehnt ist. „Progresso“ ist direkt vom neuen Alfa Romeo 33 Stradale inspiriert und zeigt das Kreuz und die Schlange aus dem Markenlogo. Verzichtet hat man erstmals seit Jahrzehnten auf die markentypisch seitliche Anbringung des vorderen Kennzeichens.
Das knapp über vier Meter lange Auto soll sich auch durch sein betont sportliches Fahrwerk, das von der Erfahrung der Marke im Motorsport zeugt, von der Konkurrenz und dem Konzern-Umfeld abheben. Schließlich will man sich an Menschen, die ihr Automobil außer durch rationale Überlegungen auch unter emotionalen Gesichtspunkten auswählen, also den wahren Fans, richten. Im Innenraum findet sich ein kleines Lenkrad und ergonomisch optimal platzierten Bedienelemente, die den Fahrspaß unterstreichen sollen. Das zentrale Instrumentenboard im „Cannocchiale“-Design zitiert historische Alfa Romeo, ist aber natürlich auf der Höhe der Zeit. In der Mitte des Kombiinstruments liefert ein volldigitaler 10,25-Zoll-TFT-Bildschirm (26 Zentimeter Bildschirmdiagonale) Informationen zu den wichtigsten Fahr- und Fahrzeugdaten sowie zu den Einstellungen beispielsweise der Fahrerassistenzsysteme. In der Mitte der Armaturentafel ist ein weiteres 10,25-Zoll-Display platziert, über den Infotainment, Konnektivität und verschiedene Fahrzeugeinstellungen gesteuert werden. Dieser Touchscreen weist Widgets auf – grafische Elemente ähnlich wie bei einem Smartphone – und ermöglicht eine intuitive Interaktion durch einfaches Drag and-Drop. Die Darstellung kann so stark individualisiert werden. Die vorderen Sitze können optional als Sportsitze geordert werden, die von Rennsportspezialist Sabelt stammen. Charmantes Detail: Die Luftausströmer sind mit vierblättrigen Kleeblättern geschmückt – eine Hommage an den im Italienischen Quadrifoglio genannten Glücksbringer aller Alfisti und Rennwagen der Marke.
Bei den Motoren kommt erstmals bei Alfa auch ein reiner E-Antrieb zum Einsatz. Die Energie zieht der Elektroantrieb aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 54 kWh. Mit dem 115-kW-Motor beträgt die Reichweite bis zu 410 Kilometer im WLTP Zyklus1. Beim Schnellladen mit 100 kW (Gleichstrom) ist die Batterie in weniger als 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufgeladen. Zur Wahl stehen zwei Leistungsversionen: der Alfa Romeo Milano Elettrica mit 115 kW (156 PS) Leistung und der besonders sportliche Milano Elettrica 240 in der Version VELOCE mit 177 kW (240 PS) Leistung. Weiter kann man einen Mild-Hybrid ordern. Er besteht aus einem 1,2-Liter-Dreizylinder Benziner, der dank eines Turboladers mit variabler Schaufelradgeometrie 100 kW (136 PS) leistet. Die elektrische Komponente besteht aus einer 48-Volt-Lithium-Ionen Batterie und einem Elektromotor mit 21 kW Leistung, der in ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe integriert ist. Diese Antriebstechnologie soll auch auf kurzen Strecken reinelektrisch zu fahren sein. Der neue Alfa Romeo Ibrida wird später auch mit elektrifiziertem Allradantrieb Alfa Romeo Q4 zur Verfügung stehen.
Das relativ niedrige Gewicht von etwa 1380 für die Benzinversion und knapp 1.700 Kilogramm für den E-Antrieb und der optimalen Gewichtsverteilung soll ein für die Marke typisches sportliches Fahrverhalten garantieren. Das für die überlegene Längs- und Querdynamik verantwortliche Ingenieursteam entwickelte auch das Fahrwerk der High-Performance-Limousine Alfa Romeo Giulia GTA / GTAm sowie den Sportwagen Alfa Romeo 4C. Das Spitzenmodell in der Ausstattungsversion VELOCE verfügt über ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung um 25 Millimeter, verstärkte Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse, Sportbremsanlage mit Vierkolben-Monobloc-Sätteln und 380 Millimeter großen Bremsscheiben an der Vorderachse sowie ein mechanisches Torsen Sperrdifferenzial. Die Reifen im 20-Zoll-Format sind speziell auf die Anforderungen eines Elektrofahrzeugs ausgelegt. Zudem gibt es eine Fahrdynamikregelung namens Alfa D.N.A. Im Modus DYNAMIC wird das Ansprechverhalten von Lenkung und Gaspedal auf ein Höchstmaß an Leistung und damit Fahrvergnügen kalibriert. Die Stellung NATURAL ist für den alltäglichen Fahrbetrieb abgestimmt, während im Modus ADVANCED EFFICIENCY alle Systeme im Sinne optimaler Effizienz und Verbrauchsreduzierung arbeiten. Für den Ende des Jahres verfügbaren Alfa Romeo Milano Ibrida mit Allradantrieb wird das D.N.A.-System um den zusätzlichen Modus „Q4“ erweitert, der für Fahrbahnen mit geringer Bodenhaftung gedacht. Die elektronischen Fahrerassistenzsysteme ermöglichen Autonomes Fahren auf Stufe 2, 360-Grad-Parksensoren und die Heckkamera erleichtern das Einparken.
Das Infotainmentsystem des neuen Alfas stellt erstmals den Sprachassistenten „Hey Alfa“ zur Verfügung, der zukünftig auf die Möglichkeiten der KI-Software ChatGPT zurückgreift. Weiteres Feature in Sachen Konnektivität für die E-Varianten ist eine spezielle Funktion des Navigationssystems (EV Routing), die Fahrtrouten unter der Berücksichtigung von Ladepausen errechnet. Die Software greift dabei auf ein Netz von europaweit aktuell mehr als 600.000 Ladepunkten zu.
Die zum Marktstart als Sondermodell präsentierte Ausstattungsversion SPECIALE wird für den neuen Alfa Romeo Milano Ibrida in der Version mit 100 kW (136 PS) sowie den Alfa Romeo Milano Elettrica in der Variante mit 115 kW (156 PS) angeboten. Zum Serienumfang zählen unter anderem der „Scudetto“-Kühlergrill, 18-Zöller, ein Lederlenkrad, der elektrisch verstellbare Fahrersitz mit Massagefunktion, die elektrisch betätigte Heckklappe mit Gesten-Steuerung, das schlüssellose Zugangs- und Motorstart-System und weitere Details. Preise werden in Kürze zum Bestellstart veröffentlicht.