Sportlichkeit in einer neuen Form – Audi zeigt auf der IAA in Frankfurt am Main das Showcar Audi nanuk quattro concept. Sein Crossover-Konzept verbindet die Dynamik eines Hochleistungssportwagens mit der quattro-Eigenschaften auf der Straße, der Rennstrecke und auch im Gelände.
Audi hat das Showcar Audi nanuk quattro concept in enger Zusammenarbeit mit den Designern vonItaldesign Giugiaro entwickelt. Es entstand ein Universalsportwagen für jede Art von Untergrund – auf der Rennstrecke, wie auf der Autobahn, auf einer kurvigen Landstraße, im Gelände, im Sand oder auf Schnee.
Als Antrieb des Zweisitzers dient ein neu entwickelter V10 TDI, der längs vor der Hinterachse installiert ist. Der Selbstzünder, der aus 5,0 Liter Hubraum über 400 kW (544 PS) schöpft und ab 1.500 1/min ein Drehmoment von 1.000 Nm auf die Kurbelwelle stemmt. Seine Biturbo-Registeraufladung wird über das Audi valvelift system (AVS) geschaltet. Der Einspritzdruck in der Common Rail-Anlage beträgt 2.500 bar. Eine verstärkte Siebengang Stronic – hinter dem Motor platziert – überträgt das Moment auf einen eigens dafür ausgelegten quattro-Triebstrang.
Der Audi nanuk quattro concept wiegt leer etwa 1.900 Kilogramm. Er sprintet von 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 305 km/h. Der durchschnittliche Verbrauch beschränkt sich auf 7,8 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer – ein sehr guter Wert, an dem auch das Thermomanagement mit seinen getrennten Kühlkreisläufen und die stufenlos regelbare Ölpumpe Anteil haben.
Im Fahrwerk des Showcars führen Doppelquerlenker rundum die 22-Zoll-Räder; die Reifenformate lauten 235/50 vorn und 295/45 hinten. Die Bremsscheiben sind aus Kohlefaser-Keramik gefertigt – sie sind thermisch hochbelastbar und extrem abriebfest.
Bei der adaptive air suspension, der Luftfederung mit elektronisch geregelten Dämpfern, präsentiert Audi schon die nächste Technik-Generation. Der Fahrer kann zum einen die Bodenfreiheit des Audi nanukquattro concept manuell in drei Stufen anpassen: vom Normalniveau aus 30 Millimeter tiefer oder 40 Millimeter höher. Zum anderen regelt das System das Niveau der Karosserie selbst; dafür orientiert es sich an der gefahrenen Geschwindigkeit und an den prädiktiven Streckendaten, die das Navigationssystem liefert. Auf der Autobahn etwa bleibt die Karosserie auch dann abgesenkt, wenn der Audi nanuk quattro concept langsam unterwegs ist. Beim Abbiegen auf eine Schotterpiste wird sie automatisch angehoben.
Interessant ist auch die Integrallenkung – sie löst den klassischen Zielkonflikt zwischen Fahrdynamik und Stabilität. Das System kombiniert die Dynamiklenkung an der Vorderachse, die unter anderem im Kurvengrenzbereich stabilisierend eingreifen kann, mit einer zusätzlichen Lenkung für die Hinterräder. Dazu werden zwei aktive Spurstangen über Einzelsteller aktiviert.
Wenn der Fahrer bei niedrigen und mittleren Geschwindigkeiten lenkt, werden die Hinterräder bis zu neun Grad entgegen den Vorderrädern eingeschlagen. Dadurch verkürzt sich der Radstand virtuell um etwa 100 Zentimeter – der Wendekreis verringert sich auf etwa zehn Meter, zudem wird das Handling agiler. Der Audi nanuk quattro concept lenkt spontaner ein und durchfährt Kurven nahezu neutral.
Bei höherem Tempo schlägt das System die Hinterräder bis zu einem Winkel von 2,5 Grad gleichsinnig zu den Vorderrädern ein. Mit diesem virtuell um etwa 140 Zentimeter verlängerten Radstand verbessert sich die Fahrstabilität. Auf der Autobahn liegt das Showcar satt und meistert auch schnell gefahrene Kurven und eventuelle Ausweichmanöver mit Gelassenheit.
Das Außendesign
Der Audi hat einen Radstand von 2.710 Millimeter. Seine Länge beträgt 4.541 Millimeter, die Breite 1.990 Millimeter und die Höhe 1.337 Millimeter. Als tragende Karosseriestruktur dient ein leichter Audi Space Frame (ASF) aus Aluminium; Komponenten aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) bilden die Außenhaut und sind in Extremrot lackiert. Sie sind zugespitzt, kompromisslos und kantig. An der Front des Showcars präsentiert sich ein sechseckiger Singleframe-Grill in sehr flacher Ausführung. Ein schmaler Aluminiumrahmen umläuft seinen Einsatz.
Ein Tagfahrlicht betont die Audi Signatur beim Starten des Wagens und arbeitet gleichzeitig als Blinker mit dynamisierter Anzeige. Besonders markant ist der Wechsel zwischen Abblend- und Fernlicht, der durch die neue Matrix LED-Technologie ermöglicht wird. Während der Fahrt mit Abblendlicht wirkt das Showcar klar und offen, bei der Fahrt mit Fernlicht hingegen geduckt und fokussiert.
In der Front sind die großen Lufteinlässe nach hinten versetzt. Je drei aufrecht stehende Stege strukturieren ihr Inneres. Das Blade, das den unteren Abschluss des Stoßfängers bildet, integriert Schlitze für die Luftführung. Die Vier Ringe sind im Singleframe-Grill angebracht. In der Seitenansicht dominieren die Konturen der Kotflügel. Die vordere Kontur bildet eine scharfe Blister-Kante – ein klassisches Audi-Design-Feature. Die hintere Kontur zieht sich als Welle über das Rad. Das Glashaus ist niedrig, seine C-Säule läuft in einem flachen Winkel fließend zum Heck. Im unteren Bereich der Flanken schließen sehr breite Schürzen die Seitenschweller ab.
Die Tür ist plastisch geformt: Der obere und untere Bereich treten markant hervor, der mittlere ist leicht zurückversetzt. Die Türen öffnen sich nach schräg oben. Filigrane Kameras, wie Flügel geformt, ersetzen die Außenspiegel. Hinter dem Türausschnitt steht ein großes, vertikales Sideblade wie beim Audi R8; es führt dem V10 TDI seine Ansaugluft zu. Ein zweites, kleineres Blade hinter dem Seitenfenster ist beweglich ausgeführt und dient der Durchströmung des Motorraums.
Auch am Heck setzt sich das Spiel der vortretenden und zurückweichenden Flächen fort. Ein konkaver Bereich, der über die komplette Breite läuft, nimmt die Audi-Ringe, die Rückleuchten und die dritte Bremsleuchte auf, die als flaches Band zwischen den Leuchten verläuft. In einer weiteren zurückversetzen Fläche im unteren Heckbereich findet das Kennzeichen Platz. Der Diffusor schließt die beiden Endrohre der Abgasanlage ein, sie sind kreisrund und groß dimensioniert.
Eine große Heckscheibe gibt den Blick auf den TDI-Motor frei. Für Wartungsarbeiten lässt sich die komplette Heckverkleidung wie bei einem Rennwagen in einem Stück hochklappen. Das Handgepäck der Passagiere findet im Vorderwagen Platz, der Stauraum für zwei Trolleys oder ein Golfbag bietet.
Der Innenraum
Im Innenraum ist der Audi nanuk quattro concept auf das Wesentliche reduziert. Die Architektur ist um das Kombiinstrument herum aufgebaut. Eine Carbon-Insel akzentuiert das Cockpit und sorgt für eine klare Fahrerfokussierung. Die Schalttafel scheint zu schweben und betont die horizontalen Linien sowie die Weite des Automobils. Sie wird durch Aluminiumbügel an der Mittelkonsole gestützt, die ihrerseits softe Pads als Beinanlage tragen. Neben vielen Ablagen gibt es auch eine Halterung aus softem Material in den scherenförmig öffnenden Türen.
Sämtliche Bedienelemente, darunter die Steuerung der elektronisch geregelten air suspension, dasTouchwheel für die Navigations- und Multimediafunktionen und auch der Blinker, sind auf der Konsole des Mitteltunnels und am Lenkrad konzentriert. Die Sitze – mit klappbaren Lehnen, ausgeprägten Wangen und integrierten Kopfstützen – lassen sich elektrisch einstellen. In der Audi phone box lässt sich ein Handy induktiv laden.
Statt physischer Skalen und Zeiger besitzt das Showcar ein frei programmierbares Kombiinstrument – der Fahrer kann ganz nach Wunsch verschiedene Anzeigen und Informationen aufrufen. Zwei kleine Bildschirme im Bereich der A-Säulen zeigen als digitale Außenspiegel die Bilder der Kameras auf den Türen. Dieselbe Funktion übernimmt das am Dachhimmel montierte mittlere Display, das den Innenspiegel ersetzt.
An der Front der Instrumententafel glänzt dunkles Aluminium; ihre Oberseite ist, ebenso wie die Sitze, die Armlehnen und die Türverkleidungen mit feinem Leder im Farbton mineralgrau bezogen. Das dritte prägende Material im Innenraum des Audi nanuk quattro concept ist CFK.