BYD hat in Europa und auch hierzulande einen tollen Start hingelegt, die Elektro-Autos aus China sind unter anderem auch dank der Marke nun keine Exoten mehr. Bei den Limousinen ist es vor allem der Seal, der im Straßenbild mehr und mehr an Präsenz gewinnt.
Immer wieder zieht das elegant gestylte Auto neugierige Blicke auf sich, immer wieder wird man als Lenker angesprochen. Woher kommt er, wie teuer ist er und wie weit kann man damit fahren? Das sind wohl die häufigsten Fragen interessierter Zeitgenossen, die im Übrigen aus allen Altersschichten stammen.
Nun: der BYD Seal (auf deutsch Seehund) kommt aus China, genauer gesagt aus Shenzhen. Die Marke existiert seit Mitte der 90er Jahre und beschäftigte sich anfangs mit Gleichrichtern und Batterien. 2003 stieg die Firma in den Autobau ein und seit 2022 ist man in Europa. Derzeit hat man acht Modelle im Angebot, darunter eben auch den von uns getesteten Seal. Dessen Design stammt aus der Feder von Wolfgang Egger, der ursprünglich von Audi kommt. Er hat es geschafft, eine Coupe- Limousine zu zeichnen, die einerseits mit einer glatten an diverse Sportler erinnernde Front, einer niedrigen Seitenline und einem formschönen Heck begeistert, aber dennoch genug Platz sowohl vorne als auch im Fond bereitstellt. Sogar für eine passable Kopffreiheit hinten hat es gereicht, wohl auch dank der beachtlichen Gesamtlänge von 4,8 Metern und einem Radstand von knapp 3 Metern. Dazu kommt ein Panorama-Glasdach, das nicht nur etwas Raum nach oben schafft, sondern auch für einen hellen Innenraum sorgt. Dieser ist zudem mit hochwertigen Materiealien ausgestattet, die Verarbeitung ist ausgezeichnet und die Sitze selbst ein gelungenes Mittelstück zwischen Komfort und Sportlichkeit mit einem guten Seitenhalt, der für Stabilität in schnellen Kurven sorgt, ohne einzuengen. Im Kofferraum lassen sich 400 Liter unterbringen, vorne in einem Frunk noch immerhin deren 54. Das ist Klassenschnitt, auch die Konkurrenz etwa von Tesla kann kaum mehr.
Das Cockpit wird beherrscht von einem mächtigen Zentraldisplay mit 15,6 Zoll Durchmesser, das zudem auch noch von der Vertikalen in die Horizontale drehbar ist. Vor dem Fahrer befindet sich ein gut ablesbarer Info-Schirm mit allen notwendigen Infos. Gleich zwei Ladeschalen für induktive Aufladung des Smartphones gibt es, Knöpfe oder Schalter dafür so gut wie keine, abgesehen von einer einsamen Ausnahme zum An- und Abschalten des Lüftungsgebläses. Die Konnektivität ist komplett und einfach zu bedienen, allerdings ist faktisch alles nur über den Touch-Screen möglich. So auch die nur zweistufige Rekuperation, die dazu noch kryptisch beschrieben wird und sich irgendwo in einem Untermenü befindet.
Vom Antrieb her gibt es beim Seal zwei Möglichkeiten: entweder Allrad mit 390 kW (530 PS) oder Heckantrieb mit 230 kW (313 PS). Wir hatten den letzteren zum Test. Beide Versionen sind mit einer 82,5 kWh Lithium Eisenphosphat Batterie ausgestattet. Eine Besonderheit dieses Akkus ist die Blade Technologie. Das Format dieser “Blade”-Batteriezellen ist ähnlich eines Holzbretts: 96 Zentimeter lang, 9 Zentimeter hoch und 1,35 Zentimeter dick. Das eröffnet neue Möglichkeiten, was das sogenannte Packaging der Zellen betrifft: Die Blade-Zellen dienen als struktureller Pfeiler der Konstruktion und sind sehr eng gepackt im Gehäuse. Im Inneren der Zellen befindet sich eine wabenartige Struktur aus Aluminium, die von hochfesten Paneelen auf der Ober- und Unterseite zusammengehalten werden. Diese Form verbessert die Kühleffizienz und die Vorwärmleistung, so BYD. Der Akku-Pack ist nicht nur vergleichsweise flach und eng bepackt, er führt auch zu einer extrem hohen Steifigkeit der Karosserie. Der Hersteller nennt diese Bauweise “Cell-to-Body”, im Gegensatz zur herkömmlichen “Cell-to-pack”-Bauweise. Der Raumgewinn führe zu einer zehn Prozent höheren Energiedichte. Nickel und Kobalt sind in der Batterie übrigens nicht verbaut.
Und es stimmt, zumindest was die Reichweite betrifft. 570 Kilometer gibt BYD nach WLTP an, 500 sind immer drin auch bei nicht unbedingt sanfter Fahrweise und wenn man ie Beschleunigung von immerhin knapp 6 Sekunden auf 100 Km/h immer wieder genießt. Der Allrad kann dies mit 3,9 Sekunden noch etwas besser, hier werden auch Besitzer starker Superbikes blass um die Nase. Bei 180 km/h ist aber Schluss mit Lustig hier riegelt der Bordcomputer den Antrieb gnadenlos ab, wohl mehr als genug bei unserer reglementierten Tempo-Welt. Das Fahrwerk ist so komfortabel abgestimmt, wie man es sich von einem Familien- oder Geschäftsauto wünscht, ganz normal also nicht zu hart aber auch nicht zu weich.Bemerkenswert ist die Dämpfung zum Innenraum, die Stufenheck-Limousine ist sehr gut gedämmt, Motorgeräusche sind kaum wahrnehmbar. Auch von Wind- oder störenden Abrollgeräuschen werden die Insassen verschont.
Zum Schluss noch ein Wort zur Ausstattung. Sie ist erwartungsgemäß sehr komplett. An Assistenzsystemen sind der Heckkollisions- und Querverkehrswarner sowie das prima Rundum-Kamerabild als Einparkhilfe erwähnenswert. Sonderausstattungs-Liste gibt es keine, im Konfigurator sind lediglich vier Standard- und zwei Sonderlackfarben sowie sechs verschiedene Farbwelten für den Innenraum wählbar.
Fazit
Der BYD Seal ist sowohl ein optisch als auch technisch attraktives Angebot in der gehobenen Mittelklasse. Die Fahrleistungen der Heckantriebsversion sind ausgezeichnet, die der Allradversion werden wir vielleicht in einem folgenden Test beschreiben. Auch die die Reichweite ist in Ordnung, einige Unzulänglichkeiten wie etwa die nicht immer ganz logische Bedienung wird man sicher bald ausmerzen. Preislich ist man gut aufgestellt. Mit 47.990 Euro, die sich mit dem Mobilitätsbonus auf 42.980 Euro verringern liegt der Seal sehr gut auch bei der Konkurrenz. Auch die Garantie kann sich sehen lassen.: sechs Jahre bis 150.000 Kilometer auf das Auto und acht Jahre oder 200.000 Kilometer auf die Batterie (Garantiefall ab 70 Prozent Leistung) sind ein Wort. Wie schrieb doch der geschätzte Kollege Norbert Rief in der „Presse“: Hier helfen nur noch Schutzzölle…..
Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse A+. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich weniger als 37% CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 2075kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |