Wasserstoff ist farblos, geruchlos und geschmackloses Gas. Darüber hinaus ist Wasserstoff das häufigste chemische Element mit der geringsten Atommasse im Universum. Hauptsächlich kommt Wasserstoff in Wasser. Wasserstoff kann aber aus fossilen Brennstoffen oder Klärschlamm gewonnen werden. Nur wenige Menschen wissen, dass Wasserstoff als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen ist (E949) – zB bei Schlagsahne. Früher wurde Wasserstoff auch in Ballons oder Luftschiffen eingesetzt. Nach der Hindenburg Katastrophe von 1937 änderte sich dies jedoch schlagartig.

Aus Sicht der Umwelt hat Wasserstoff einen umschlagbaren Vorteil – Wasserstoff produziert kein CO2. Die Energiedichte von Wasserstoff ist viel höher als bei den derzeit leistungsstärksten Batterien. Außerdem kann man ein Wasserstoffauto innerhalb weniger Minuten volltanken. Alles Vorteile, die für wasserstoffgetriebene Fahrzeuge sprechen. Dies hat man bei Toyota bereits im Jahr 1992 erkannt und mit der Entwicklung eines Wasserstoffantriebs begonnen. 1996 wurde das erste wasserstoffgetriebe Auto von Toyota vorgestellt. 2002 wurden die ersten Wasserstoffautos in einer limitierten Auflage verkauft. Derzeit fahren ca. 100 wasserstoffgetriebene Fahrzeuge von Toyota durch die Gegend und haben in Summe über 2 Millionen Kilometer zurückgelegt. Laut Toyota hat der neue FCW eine Reichweite von 700km und lässt sich auch bei sehr tiefen Temperaturen (bis -30°C) problemlos starten. Bemerkenswert ist, dass der Toyota Wasserstoff mit einer Energiegehalt von 100 kW speichert. Das Top Modell von Tesla Model S kann in seinem Akku maximal 85 kW speichern. Pro Liter Wasserstoff werden 3 kW Strom gewonnen. Dies entspricht einer Steigerung von über 100% gegenüber dem Toyota FCHV-adv. Außerdem wurde die Größe der Brennstoffzelle erheblich reduziert. Sie hätte theoretisch unter dem Sitz des Beifahrers Platz.

Der Tank wurde ebenfalls verbessert. Er kann jetzt 20% mehr Wasserstoff fassen, wie die Version, welche beim Toyota FCHV-adv zum Einsatz kommt. Der Wasserstoff wird auf zwei Tanks augeteilt. Am interessantesten ist, dass die Herstellungskosten für die Brennstoffzelle um 95% reduziert wurden (im Vergleich zum Toyota FCHV-adv).

Alles sehr beeindruckend. Allerdings gesteht man bei Toyota selbst ein, dass ohne Wasserstofftankstellen ein Wasserstoffauto nicht sehr sinnvoll ist. Aus diesem Grund scheint man sich auch auf den Aufbau einer Infrastruktur zu engagieren. In Kalifornien stellt der Bundesstatt 200 Millionen Dollar zur Verfügung um eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen. In Europa hat sich eine Formation von Unternehmen wie BMW, Daimler, Ford, GM, Honda, Hyundai, Linde, Shell, Siemens, Total, Toyota, Vattenfall, VW,… gebildet, die es sich zum Ziel gesetzt haben eine Wasserstofftankstellenstruktur aufzubauen. Das ganze geschieht unter dem Dachverband der „Clean Energy Partnership“. Dort gibt man sich kämpferisch/optimistisch:

“Im Mittelpunkt der Phase III der Clean Energy Partnership von 2011 bis 2016 steht die Marktvorbereitung mit einem breit angelegten Betrieb von Fahrzeugen in Kundenhand, um weitere Erkenntnisse über die Schnittstellen zwischen Fahrzeug, Kunde und Infrastruktur zu erlangen.“

Ein Blick auf das derzeitige Angebot zeigt allerdings, dass man den Ausbau der Infrastruktur eher halbherzig vorantreibt: Wasserstofftankstellen in Deutschland

Wen wunderts? Warum sollten ausgerechnet Konkurrenten von Toyota ein großes Interesse haben deren Wasserstoffauto erfolgreich zu machen. Wie spärlich Wasserstofftankstellen in Deutschland vorhanden sind zeigt ein Vergleich mit den kostenlosen Superchargern von Tesla an denen jeder Tesla Besitzer kostenlos tanken kann:

 

Tesla Supercharger Europa


Wie schlecht es wirklich um die Wasserstoffinfrastruktur steht zeigt eine Auswertung der LBST und des TÜV Süd. Demnach sind bis zum März 2013 weltweit 186 Wasserstofftankstellen aktiv. 2013 wurden demnach in Nordamerika zwei, in Asien drei und in Europa sechs Wasserstofftankstellen neu eröffnet. In Summe sind in Europa im März 2013 72 Tankstellen, 67 in Nordamerika, eine in Südamerika und 46 in Asien in Betrieb. Ein äußert deprimierendes Bild.


Welche Pläne verfolgt Toyota?

Begeht Toyota einen wirtschaftlichen Suizidversuch in dem man Autos auf den Markt wirft, die man faktisch nirgends tanken kann? Langstrecken kann man bei der Dichte des Wasserstofftankstellennetzes fast ausschließen. Der Vorteil von Elektroautos – dass man sie überall aufladen kann – ist bei reinen Wasserstoffauto nicht gegeben. Was passiert aber, wenn der Wasserstoff im Tank verdunstet oder das Auto auf der Streck liegen bleibt? Gute Fragen und keine Antwort von Toyota. Anfragen von uns blieben unbeantwortet.

Technisch deutet derzeit nichts darauf hin, dass Toyotas Wasserstoffauto den Wasserstoff mit Strom aus der Steckdose und Wasser im Tank selbst produziert. Und doch wäre es die einzige sinnvolle Variante. So hofft die Autoindustrie, dass es „nur“ ein Wasserstoffauto wird. In Japan soll das neue Wunderding in den nächsten Monaten auf dem Markt kommen. In Deutschland wird man sich noch bis nächstes Jahr gedulden müssen.

Es bleibt nicht viel übrig außer auf die ersten Wagen zu warten. Vielleicht überrascht uns Toyota mit einem kreativen Lösungsansatz für das Infrastrukturproblem. Vielleicht wird es aber nur ein weiteres Wasserstoffauto das aufgrund des nicht vorhandenen Wasserstoff – Tankstellennetz scheitern wird.

FahrzeugeAutoToyotaFCEVFCV – Fun Clean Vehicle – Top oder Flop?