In den USA ist der Ford Explorer ein Renner, fast 10 Millionen wurden in 30 Jahren verkauft. Hierzulande tritt er das schwere Erbe der Mini-Vans Galaxy und S-Max an, die in diesem Jahr auslaufen.
Angeboten wird der Crossover, wie es Ford bezeichnet, in nur zwei Ausführungen und einer Motorisierung bestehend aus einem 3,0 Liter V6 und einem E-Motor, dessen Akku extern aufladbar ist. Zusammen stemmt der Antrieb 457 PS über ein 10 Gang Automatik-Getriebe an alle vier Räder, wohin die Kraft je nach Bedarf gebündelt wird.
Optisch sieht man dem Explorer seine Herkunft aus fast jedem Blickwinkel an. Ein mächtiger, kantiger Kühlergrill soll für Überholprestige sorgen, auch das Heck zeigt dominant, wer gerade vorbeigeschwebt ist. Innen herrscht Wohnzimmeratomsphäre, breite Lederfauteuils nehmen Fahrer und Beifahrer auf, auch in der hinteren Reihe herrscht kein Platzmangel. Nach dem Öffnen des Gepäckabteiles, wahlweise mit einer Fußbewegung, kommt ein veritabler Stauraum von 1137 Liter zum Vorschein, klappt man die Rückbank um, sind es 2274. 330 Liter bleiben noch übrig, wenn man die elektrisch betätigte dritte Reihe hochklappt, in der auch zwei Erwachsene gut Platz finden, sie müssen nur gelenkig sein. Kein Wunder, denn mit 5,05 Metern Länge und der schieren Breite von 2,3 Metern ist der Wagen nicht gerade kompakt, hier wird jede Tiefgarage zur Herausforderung. Sonst aber lässt es sich sehr gemütlich leben, trotz der gebotenen Leistung liebt der Explorer eher die gemächliche Art der Fortbewegung. Dafür findet er sich dank des Intelligenten Allradantriebs mit allen Gegebenheiten zurecht. Ob Schnee, Sand, Matsch, Gelände oder Anhängerbetrieb – für fast jede Situation gibt es ein eigenes Fahrprogramm.
Lotet man das Potential der immerhin 457 System-PS voll aus, ist es immer wieder faszinierend, wie dieser Klotz von Auto mit leicht himmelwärts strebender Kühlerhaube behände Fahrt aufnimmt und für Erstaunen der anderen Verkehrsteilnehmer sorgt. Lediglich 6 Sekunden vergehen bis die 100 km/h Marke erreicht wird, und 230 km/h Spitze sind ebenfalls erreichbar, wenn auch hierzulande nur theoretisch. Auch das Drehmoment von 825 Nm, das schon bei moderaten 2.500 U/min zur Verfügung steht, ist für einen Verbrenner, wenn auch in der Kombination mit einem E-Motor, gewaltig. Das alles sind eigentlich Werte, die auch einem Sportwagen gut zu Gesicht beziehungsweise dem Kühlergrill stehen würden.
Auch sonst kann man über die Ausstattung nicht klagen, die Platinum Version als die teurere der beiden hierzulande im Angebot, kennt faktisch keine Aufpreisliste. Für jeden Handgriff gibt es einen elektrischen Helfer, USB Buchsen mit Schnelladefunktion sind im Auto überall verteilt, es gibt einen Wifi-Hotspot und natürlich eine kabellose Ladeschale. Dazu kommen noch ein Dutzend Becherhalter, die Ablagen fassen zusammen 123 Liter an diversem Kram. Das Infotainment und seine Bedienung teilweise über gute, alte Drehknöpfe gehen in Ordnung, alles funktioniert problemlos und ohne Schnörkel.
Der Alltag mit dem Explorer wird von der Suche nach Ladestationen bestimmt, vor allem, wenn man sich dem angegebene WLTP Verbrauch von 3,1 Litern nähern will. 42 Kilometern gibt Ford als rein elektrische Reichweite an, in der Praxis und bei den niedrigen Wintertemperaturen sind es etwa 30. Dazu kommt, dass eine Vollladung an einer öffentlichen Ladestation etwa 3 Stunden in Anspruch nimmt, daheim an der Wallbox sogar deren 6, mehr geht nicht. Das bedeutet einen realen Verbrauch bei gemischtem Betrieb von gut 10 Litern, allerdings bei forscher Fahrweise und dazwischen immer wieder längere Autobahn-Etappen am Stück.
Preislich ist der Explorer mit 93.500 nicht unbedingt ein Schnäppchen, doch dafür ist er nahezu komplett und- abgesehen vom Toyota Highlander, eigentlich konkurrenzlos.
Fazit:
Der Ford Explorer ist ein angenehmes Reiseauto, der vor allem für Familien mit viel Gepäck nahezu prädestiniert ist. Vor allem auf der Langstrecke kann er mit einem hohen Maß an Komfort als auch mit seinen Fahrleistungen sowohl für den Fahrer als auch für die Passagiere überzeugen. Weniger prädestiniert ist der große Ford für den urbanen Bereich, vor allem in engen Tiefgaragen ist er fehl am (meist nicht vorhandenen) Platz. Ja, und ein wohlgefülltes Bankkonto sollte auch vorhanden sein, denn ein Schnäppchen ist der Explorer nicht, auch nicht im Unterhalt.
Effizienzklasse: A+ Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse A+. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich weniger als 37% CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 2466kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |