Die herkömmlichen Kombis werden nach und nach von den Kompakt-SUVs verdrängt, der höhere Ein- und Ausstieg ist den meisten Kunden offensichtlich wichtiger als praktische Beladung und ein PKW-Fahrverhalten. Aber es gibt sie noch, auch wenn sie immer weniger werden. Etwa mit dem Ford Focus Turnier.
Fords „Turniere haben eine lange Tradition, faktisch allen Klassen haben die Kölner einen praktischen Kombi zur Seite gestellt. Und sie sind nicht schlecht damit gefahren, die Verkaufszahlen sprachen und sprechen heuten noch Bände. So hat man auch mit dem Focus Turnier ein entsprechendes Modell im Angebot. 2018 kam die bislang vierte Generation auf den Markt und nun stand ein Facelift an. Es wird bis 2025 in den Schaufenstern der Händler stehen, dann ist leider für den Focus Schluss, denn Ford hat beschlossen, im Zuge einer kompletten Neuorientierung faktisch alles zu ändern.
Beim aktuellen Focus mochte man zumindest auf diverse Anklänge auf den SUV-Trend nicht ganz verzichten. So wurde mit der von uns getesteten „Active“ Version das Auto um 30 Millimeter höhergestellt und mit etwas massiveren Stoßfängern, Seitenschwellern und Radkasteneinfassungen aus Kunststoff versehen. So soll ein Crossover-Touch entstehen, der allerdings erst auf den zweiten, wissenden Blick auffällt. Daneben gibt es noch den sportlichen ST, einen eleganten „Titanium“ und zusätzlich jeweils ein „X“ Update sowie eine „Vignale“ Version mit noch mehr Gimmiks. Beim Facelift wurden der Kühlergrill, die LED Leuchten vorne und hinten geändert und neue seitliche Lufteinlässe montiert. Sieht gut aus und verleiht dem Focus noch mehr Schwung, ohne aufdringlich zu wirken. Geblieben ist die Doppelauspuffanlage hinten, für einen Kombi der Mittelklasse ein Novum.
Innen gibt es einen neuen 13,2 zölligen Bildschirm, der allerdings beim Tag-Betrieb etwas zu hell leuchtet, besser man verwendet auch hier die dunkle Nachtbeleuchtung. Sonst gibt es alles, was man an Konnektivität heutzutage begehrt, Navi, Android Auto, Apple Car Play ist integriert, auch die Sprachsteuerung versteht zwischenzeitlich das Meiste was man von ihr begehrt.
Unter dem Schirm befindet sich noch eine Leiste mit diversen Bedienmöglichkeiten für das Klima und die Lüftung, das lenkt weniger vom Fahren ab. Alles wirkt recht wertig und solide, wie man es sich in dieser Klasse erwarten kann.
Das Platzangebot ist natürlich gleichgeblieben, vorne haben auch Menschen mit dem berühmten Gardemaß genug Raum, auch hinten geht es alles andere als beengt zu. Wirklich punkten kann der Focus mit dem Laderaum, Ford gibt als Ladevolumen 635 bis 1.653 Liter an. Kleine, aber feine Details zeigen, dass man sich bemüht und einige Gedanken gemacht hat. So ist bei umgeklappten Rücksitzlehnen die Ladefläche eben, es gibt eine Ski-Durchreiche und eine gut erreichbare Rücksitz-Entriegelung im Fond, dazu gute Kofferraumbeleuchtung sowie zahlreiche Haken und Ösen. Besonders gefallen hat uns die kleine Schlaufe an der Laderaumabdeckung mit deren Hilfe sich diese mit einem kleinen Ruck entfernen lässt, auch die Wiederanbringung geht nun ohne nervige Fummelei vonstatten. Und, vor allem im Vergleich zu den SUVs, liegt die Ladekante nur 63 Zentimeter über dem Boden, man hebt seine Fracht also wesentlich leichter ins Auto und schlichtet sie anschließend auch ohne danach einen Physiotherapeuten aufsuchen zu müssen.
Motorisch war unser Tester mit dem155 PS starken 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung und 48-Volt-Mildhybridsystem (MHEV) bestückt. Die Kraft wird über ein siebengängiges Doppelkupplungsgetriebe auf die Vorderräder übertragen, Vierzylinder sind dem Diesel und der ST-Version vorbehalten.
Den E-Motor bemerkt man im Fahrbetrieb konstruktionsbedingt nicht, auch nicht die Zylinderabschaltung, auch mit nur zwei „Heferln“ ist der Focus recht laufruhig. Der Antrieb hängt gut am Gas, nur bei auch durch den geringen Hubraum bedingten meist höheren Drehzahlen hört man den Drilling auch im Inneren zuweilen vernehmlich. Das Fahrwerk ist eher auf der sportlichen Seite, aber nicht hart und die Lenkung recht präzise. Trotz der Höherlegung gibt es kaum eine merkbare Seitenneigung in schnellen und engen Kurven, für einen Familienkombi gibt sich der Focus recht dynamisch und erlaubt auch sportliches Räubern, zumindest in einem gewissen Rahmen. Im Rahmen hält sich auch der Verbrauch. Ford gibt 5,6- 5,3 Liter auf 100 km nach WLTP an, wir sind auf einen Durchschnitt von 6,7 gekommen, ohne uns dabei etwas abgehen zu lassen. Das mittels eines „normalen“ Hebels auf der Mittelkonsole bedienbare DSG passt gut zur Charakteristik, nach Paddels zur manuellen Bedienung sucht man zumindest bei der von uns gefahrenen Version vergeblich, vermisst sie aber auch nicht. Dass so ziemlich alle heutzutage gebräuchlichen Assistenzsysteme an Bord sind, muss wohl nicht mehr extra erwähnt werden, zumindest kann man sie teilweise (Spurhalteassistent) problemlos deaktivieren oder aktivieren.
Preislich beginnt der Focus Turnier bei 31.350 Euro, unser Testwagen steht mit 34.350 Euro am Preisschild beim Händler, mit einigen Extras ist man schnell bei knapp 42 Tausendern. Für einen gut ausgestatteten und geräumigen Familien-Allrounder mit unter fünf Metern Länge ist dies trotzdem ein recht gutes Angebot, vor allem wenn man sich die hochbeinige (SUV) Konkurrenz ansieht..
Fazit:
Der Focus Turnier ist ein rundherum praktisches Auto, das zudem noch ein gerütteltes Maß an Fahrspaß vermittelt. Ein gutes Fahrwerk, praxisgerechte Details und eine unauffällige, aber doch flotte Optik machen ihn zu einem Langzeitbegleiter. Vor allem auch deshalb, weil es von Ford in der nächsten Zeit ein derartiges Auto kaum geben wird
Effizienzklasse: B Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse B. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich zwischen 27,99% und 19% weniger CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 1451kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |