Der kleine, für Europa zugeschnittene Avenger ist bisher das einzige, als reines BEV erhältliche Modell der Marke. Nun legen die Amerikaner mit dem Wagoneer S eine große Schaufel nach.
1963 kam der erste Jeep Wagoneer auf den Markt und er war damals sozusagen der Begründer des Luxus SUV Segments, das vor allem am heimischen Markt großen Anklang fand und in seiner ersten Version 28 Jahre weitgehend technisch unverändert gebaut wurde. Seit 2021 gibt es einen neuen Wagoneer, vor allem für den amerikanischen Markt gedacht. Mit dem kommenden Wagoneer S will man die Ur-Gene der Marke mit modernster Technik und Design verbinden. Das dürfte ganz gut gelingen.
Die technischen Eckdaten sind auf alle Fälle beeindruckend. 600 PS, eine Beschleunigung von 0 auf 100 mph (~160 kmh) in sage und schreibe 3,4 Sekunden und ein maximales Drehmoment von 800 Nm sollen wohl neue Maßstäbe in der Klasse setzen. Dazu kommt ein selektives Allradsystem mit Radabschaltung der Vorderräder, um Energie zu sparen, wenn der Allradantrieb nicht benötigt wird. Der Wagoneer steht auf der STLA Large Plattform des Stellantis Konzerns und wird wohl über fünf Meter lang und gute zwei Meter breit sein. Um die Kraft und wohl auch das Gewicht von sicher weit über zwei Tonnen auch zu beherrschen, hat Jeep die Karosseriestruktur um 35% gegenüber den bisherigen Modellen versteift.
Optisch beeindruckt der neue Jeep durch seine für die Marke eher untypisch glatte Form, die unter anderem wohl auch das Ergebnis der für diese Klasse ausgezeichnete Aerodynamik ist, man spricht von einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,29 ein Wert, dem man normalerweise bei reinen Sportwagen sucht. Die Frontpartie wird durch einen neu gestalteten Grill mit den typischen sieben Schlitzen dominiert, von hinten zeigt der Wagoneer wie viele seiner Zeitgenossen eine LED-Band über die ganze Breite. Auffällig auch der mächtige Dachspoiler und die recht steil nach oben strebende Seitenlinie, hier zeigt sich wohl die aufwendige Arbeit im Windkanal. Nicht verzichten wollte man auch auf diverse LED Lichtspiele vorne und hinten, ebenfalls neu bei den sonst eher hemdsärmelig daherkommenden Modellen der Marke. Im Inneren setzt man dagegen auf dezente, eher konservativ gestaltete Gediegenheit. Handgenähte, Leder-freie Bezüge und bequemes Gestühl, beim als Einführungs-Modell angebotenen Fünfsitzer „Launch Edition“ auch hinten belüftet, trifft auf ein Armaturenbrett aus mit schwarzer Keramik beschichtetem Aluminium mit gleich vier Bildschirmen mit insgesamt 45 Zoll in der Diagonale und unzähligen Möglichkeiten für Fahrer und Beifahrer, an diverse Informationen zu kommen. Eine erste Sitzprobe bestätigt opulente Platzverhältnisse vorne wie hinten, auch in der später lieferbaren dritte Reihe wird vermutlich kaum Enge herrschen. Ach dann wird es noch genug Laderaum zumindest für einen ausgedehnten Wochenendausflug geben.
Die Reichweite und die Lademöglichkeiten entsprechen dem Klassenstandart, auch wenn man (vorerst) nur auf 400 V anstatt der modernen 800 V Technik setzt. Ein 48 V Akku mit 100 kwh soll eine Reichweite von über 300 Meilen (ca 480 km) ermöglichen, an der DC Ladestation kann man in 28 Minuten von 5 auf 80% wiederaufladen. Auch sonst spielt die Konnektivität alle nur erdenkliche Stückerln, eingeschlossen Updates OTA (over the Air) und ein Soundsystem von MacIntosh mit 19 Lautsprechern und 1.160Watt.
Bei Jeep wird man nicht müde, zu betonen, dass der Wagoneer S das erste weltweit angebotene BEV sein wird. Die schlechte Nachricht ist, dass er vorerst nur in den USA und Kanada angeboten werden wird, den Weg nach Europa könnte er vielleicht im kommenden Jahr schaffen. Auch über Preise schweigt man derzeit, eisern, doch sie werden wohl weiter oben im sechsstelligen Bereich liegen.