Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die seit 1992 ununterbrochen expandierende Moto Cross Schmiede aus Mattighofen auf neues Terrain wagen würde. Über Quads führte der Weg schließlich zum Auto, gebaut ganz im Zeichen der orangen Macht. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger ein Rennwagen mit Straßenzulassung. Konsequenterweise wurde die Fahrgastzelle nicht als Rohrrahmen, sondern als Carbon-Monocoque ausgeführt, einer Technik die außer bei Formelfahrzeugen etwa beim Ferrari Enzo zur Anwendung kommt.
 
KTM X-Bow - Durchsicht auf TechnikDie Entwicklung übernahm nach den Vorgaben von KTM der italienische Rennwagenspezialist Dallara, die Fertigung des Chassis dere carbon Spezialist Wethje. Für den Antrieb sorgt ein vergleichweise „einfacher“ Audi Vierzylinder mit Lader, der in diesem Fall 240 PS ans Hinterrad liefert. Dabei muss man bedenken, dass es diese Pferdchen mit nur 790 Kilogramm Leergewicht zu tun haben und das Fahrzeug in unter 4 Sekunden auf 100km/h katapultieren. Der Rest des X-Bow ist daher entsprechend spartanisch, Windschutzscheibe, Türen, Dach oder gar ein Audiosystem sucht man vergeblich.  Nachdem der erste Prototyp bereits in Genf im März 2007 präsentiert wurde, wartete nicht nur die Fachwelt mit Spannung auf die ersten fahrfertigen Exemplare.
 
Nun ist es soweit, auf der privaten Rennstrecke von Ascari in Südspanien stehen sechs X-Bows für einige Journalisten zum ersten Test bereit. Schon beim Besteigen fällt auf, dass man es hier nicht mit einem herkömmlichen Auto zu tun hat. Das Lenkrad, in dem alle wichtigen Funktionen wie Blinker und Lichtbetätigung integriert sind, wird abgenommen und an der Lufthutze aufgehängt, dann ist der Weg in die schmale Sitzschale frei. Die Anpassung der Körpergröße erfolgt über einen Pedalschlitten, die Sitze sind ins Monocoque integriert. Features wie ABS, ESP oder diverse  Servohilfen glänzen durch Abwesenheit, anstatt eines Airbags gibt’s einen festgezurrten  Fünfpunktgurt dessen zentraler Verschluss auf den Wohlstandsbauch drückt. Dafür wartet aber die Kupplung nicht mit unangenehmen Eigenschaften auf, ganz sanft lässt sich die „Armbrust“ anfahren. Das ebenfalls von Audi stammende Getriebe erfreut mit erstaunlich kurzen Schaltwegen, die Lenkung ist hart, aber sehr direkt.
 
KTM X-Bow R / FrontSehr wichtig ist die Gewöhnung an das phänomenale Handling des Autos auf den ersten langsamen runden. Hier wird klar, warum KTM den X-Bow nur an über 24 Jährige und nur zusammen mit einem Einführungskurs verkauft.  Es ist gigantisch, wie präzise der Wagen jeder Lenkbewegung und jedem Gasstoß folgt, allerdings verliert man in der Hitze des Gefechts auch schnell das Gefühl für die Geschwindigkeit und den jeweils eingelegten Gang. Schnell lernt man den „Schaltblitz“ jenes rote Lämpchen, das signalisiert, dass es nun Zeit für einen Gangwechsel wäre, schätzen, auch für einen Blick auf das mittig montierte Infodisplay bleibt nach einer gewissen Eingewöhnung Zeit. Dabei ist der Grenzbereich scharf wie eine Rasierklinge, das Heck beginnt vor allem bei hektischen Lenkbewegungen sehr schnell ein Eigenleben zu führen. Schuld daran ist Die Conti Serienbereifung, die zwar viel Grip bietet, aber eigentlich für das doppelte Fahrzeuggewicht ausgelegt ist. Allerdings hat ein einigermaßen versierter Fahrer auch keine Mühe, das ausbrechende Heck wieder „einzufangen“, zumindest auf der Rennstrecke. Im normalen Straßenbetrieb sollte man eher eine gewisse mentale Stärke aufbringen, um derartige Situationen zu vermeiden. Wünschenswert wäre vielleicht noch ein Doppelkupplungsgetriebe, das noch mehr Konzentration auf das rein Fahrerlebnis ermöglichen würde, aber das Mehrgewicht von rund 30 Kilogramm würde auf der anderen Seite das Leistungsgewicht schwächen. Positiv aufgefallen ist auch die für ein derartiges Fahrzeug eher komfortable Auslegung der Federung, der Slogan „nur hart ist gut“ gilt für den X-Bow definitv nicht.
 
Bei KTM erwartet man sich von dem in einer eigene Produktionsstätte in Graz gebauten Auto vor allem Kundschaft aus dem Bereich der Rennszene, Einsätze etwa wie in der GT4 Light Klasse werden derzeit schon gefahren. Dabei beschränken sich die Änderungen gegenüber dem Serienfahrzeug auf ein Minimum, so muss etwa ein Seitenaufprallschutz montiert werden.
 
Daneben erwartet man natürlich auch sportbegeisterte Privatkunden, die das Besondere suchen und hier auch sicher finden werden. Die etwas über 58 Tausender die man für den KTM auf den Tisch blättern muss, klingen zwar im ersten Augenblick etwas happig, sind jedoch für ein rennfertiges Auto nicht zuviel. Sollte das Ziel, etwa 1500 bis 2000 Autos im Jahr zu produzieren und zu verkaufen erreicht werden, stehen sicher noch etliche Weiterentwicklungen an. Motorisch sind etwa 300 PS mittelfristig kein Problem, auch andere Antriebe könnten leicht ins Chassis integriert werden. In seinem Ursprung soll der X-Bow aber immer die Renngene in sich tragen und das ist gut so….   
 
      
 
Technische Daten Autos klein
 
Preis: 58.608 Euro
 
Sicherheit: Carbon Monocoque mit Crashbox, Fünfpunktgurt
 
Verbrauch/Drittelmix*:  7,8 l.,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 3,9 sec.,
Vmax: 220 km/h,  
 
Motor: Audi TFSI, 4-Zylinder in Reihe, Abgasturbolader, 4Ventile/Zylinder, Zahnriemen,
Hubraum: 1.984 cm 3,
max. Leistung: 240 PS/177 kW bei 5.500 min-1,    
max. Drehmoment: 310 Nm bei 2.000- 5500 min-1,    
Treibstoff: 95 ROZ,
 
Kraftübertragung: Trockenkupplung, Sechsgang, Heck, 
 
Radaufhängung: v: Einzelradaufhängung mit doppelten Dreiecksquerlenkern WP Federelemente direkt auf dem Monocoque in Pushrodeanordnung Stabilisator, , h: Einzelradaufhängung mit doppelten Dreiecksquerlenkern WP Federelemente , Stabilisatoren  
Bremsen: v/h: Scheiben, 305 mm Brembo, innenbelüftet
Bereifung: v: 205/40 -17 16 , h: 235/40- 18
 
Gewicht:  790 kg,
Radstand: 2.430 mm,
L/B/H: 3.738/1.900/1.205 mm,
Tankinhalt: 40 l,
 
* Werksangaben
FahrzeugeAutoKTMKTM X-Bow