Es gibt wohl nur wenige Autos, die den Typ Geländewagen so verkörpern wie er. Seit 1948 krabbelt, wühlt und furtet der Land Rover, seit einiger Zeit mit dem Beinamen „Defender“ bezeichnet durch Schlamm, Geröll, Sanddünen und Wasser. Und er ist in seiner Art zeitloser denn je. Etwa wie ein Unimog oder ein Jeep Wrangler, die einfach nicht alt werden. Auch wenn die Tage des Defender angeblich gezählt sind, so wird er wohl immer in unseren Herzen bleiben. Einer der Gründe dürfte wohl die Tatsache sein, dass sich der schrullige Brite bisher jeglichem Generationswechsel verweigerte und seit 64 Jahren weitgehend unverändert seine Staubfahnen durch die Wüsten dieser Welt zieht. Das Alter ist ihm auch anzusehen, doch die Form bleibt zeitlos mit ihrer einfachen Funktionalität, an der kein noch so begnadeter Designer jemals zu rütteln wagte. Ein stabiler Kastenrahmen wie ihn auch LKWs haben, ein ebensolcher Aufbau mit vielen Karosserieteilen aus Aluminium verleihen ihm den Ruf der Unzerstörbarkeit. Der Preis dafür ist ein Luftwiderstand wie ihn bestenfalls der Buckingham Palast überbieten kann, mit steiler Frontscheibe und winzigen Scheibenwischern, die frappant an jene des VW Käfer erinnern.
Natürlich kamen im Lauf der Zeit etliche Modifikationen hinzu. Mittlerweile sind die hinteren Querbänke Geschichte, man sitzt auch in der zweiten Reihe mit dem Gesicht nach vorne gerichtet. Die wohl größte Neuerung derzeit ist der 2,2 Liter Diesel, die mit seinen 122 PS normalerweise im Ford Transit seinen Dienst versieht und immerhin die Abgasnorm Euro 5 erfüllt. Eigentlich egal, in den Gebieten wo dieses Auto normalerweise eingesetzt wird interessiert das genauso, wie wenn in China das berühmte Fahrrad umfällt. Auch die übrigen optionalen Ausstattungsmerkmale, wie eine beheizbare Frontscheibe und ebensolche Sitze, Radio oder gar eine Klimaanlage werden dort wohl als unnötiger Firlefanz abgetan, der nur kaputt gehen kann. ABS, Lenkservo oder ASR gibt es ebenfalls nicht. Der Defender auch in der neuesten Sonderausführung „Rough“ ist und bleibt ein Arbeitstier. Das kann er vor allem im Fahrbetrieb kaum verleugnen. Trotz der imposanten Außenmaße findet man kaum Platz in der Fahrerkabine, man stößt sich mit dem Ellenbogen am Fensterrahmen und muss die Beine in einen engen Schacht unter dem Lenkrad einfädeln. Die Suche nach dem Zündschloss nimmt für Neulinge etwas Zeit in Anspruch, es befindet sich nicht nur links, sondern dreht auch noch verkehrt. Auch die Bedienung der Handbremse erfordert etwas Übung. Sie wirkt übrigens auf die Kardanwelle auf die Hinterräder, wie es in den Fünfzigern oft üblich war. Der Vorteil beim Land Rover: mit Sperren des Mitteldifferentials wirkt sie auf alle vier Räder.
Schon beim Ausparken wird deutlich, dass das Thema Lenkeinschlag nicht die Stärke dieses Autos ist. Unglaublich, wie weit ein Wendekreis von fast 15 Metern in der Praxis sein kann, im Stadtverkehr überlegt man sich ernsthaft, in eine engere Gasse einzubiegen. Der Motor hat mit den fast zwei Tonnen Eigengewicht kein leichtes Spiel, Geduld ist angesagt, Überholmanöver müssen gut überlegt sein.
Dazu kommt ein eher knorriges Getriebe mit zwar kurzen Schaltwegen, aber hartnäckigem Widerstand gegenüber zu schnellem Agieren. Auf der Autobahn ist man ohnehin auf die LKW Spur verbannt, auf der Landstraße vermiest die große Karosserieneigung den Spaß machhaltig. Dafür kann der Landy auf unbefestigtem Geläuf seine Vorzüge voll ausspielen, dank dem schon erwähnten sperrbaren Mitteldifferenzial und dem Untersetzungsgetriebe ist er fast jeder Situation gewachsen. Dazu kann er fast eine Tonne Nutzlast tragen, was ihn vor allem bei den Feuerwehren als kleines, geländegängiges Nutzfahrzeug interessant macht. Interessant ist auch die Vielzahl an Aufbaumöglichkeiten und Zubehör, die sich im Laufe der Jahrzehnte angesammelt haben. Dazu kommt noch ein Preis, der mit knapp unter vierzig Tausendern für einen voll ausgestatteten Defender 110 Double Cub Pick Up wahrlich günstig ist. Hier kann weder der Jeep Wrangler, dessen Preisrange hier mit „ab“ beginnt, der Toyota Landcruiser oder gar der Mercedes G mit. Lediglich ein Lada Taiga ist günstiger.
Dazu kommt noch die Tatsache, dass ein Defender so etwas wie eine Aktie ist. „Es gibt keinen Gebrauchtmarkt“ erzählt ein Insider der Szene, „Gezahlt wird meist der Preis, der verlangt wird“ und der ist meist deftig, egal wie alt oder verbraucht das Auto ist. Und mit der jüngsten Ankündigung, seine Tage wären gezählt, wird der Wert sicher noch steigen….