Schon beim Anflug auf den Flughafen von Valetta, der übrigens kleinsten Hauptstadt Europas, fällt die relativ dichte Besiedelung der Insel auf. Und tatsächlich. Auf knapp 316 km² leben mehr als 430.000 Bewohner, das ist die fünfthöchste Siedlungsdichte weltweit. Interessanterweise ist es zumindest jetzt in der Nebensaison, am Flughafen selbst noch relativ ruhig. Auch der Verkehr hält sich zumindest am Vormittag noch in Grenzen, zumindest für maltesische Verhältnisse. Man fährt übrigens links, ein Vermächtnis der englischen Kolonialzeit. Ebenfalls ein Vermächtnis ist offensichtlich die Vorliebe für Oldtimer. Immer wieder tauchen sie im Straßenbild auf, meist in einem ausgezeichneten Zustand. „Jeder Malteser, der etwas auf sich hält, hat einen Oldie in der Garage stehen, der auch regelmäßig gefahren wird“ erklärt uns Emily, unser Guide. Jetzt Anfangs Oktober beleben besonders viele alte Autos die Straßen, denn es wird zum siebenten Mal die Malta Classic gefahren. Die Veranstaltung dauert vier Tage und besteht aus einem Hillclimbing, also einer Bergwertung, einem Concours d` Elegance, einem Training und natürlich einem Rennsonntag. Hier werden außerhalb jedes FIA Reglements richtige Rennen ausgetragen.
Doch vorerst geht es zum Concours. Das Hillclimbing am Vortag musste wegen sintflutartigen Regenfällen kurzfristig abgesagt werden, doch nun strahlt die Sonne um die Wette mit den herausgeputzten Autos. Sie stehen aufgereiht am Platz vor der St- Pauls Kathedrale, einer der unzähligen Kirchen in der mittelalterlichen Hauptstadt Mdina, die einst einer Türkenbelagerung ähnlich wie in Wien aushielt. Nun belagern die Zuschauer die Autos, deren Spreizung nicht größer sein könnte. Vom tadellos restaurierten Jaguar E-Type über unzählige MGs, einem Hundeknochen Escort mit Lotus Motor bis hin zu einem tiefergelegten Citroen 2 CV mit einigen Rostflecken ist alles da, auch einer der raren Ford GT 40. Die meisten Besitzer sind Malteser, jedoch finden sich neben Italienern meist vom nahen Sizilien auch viele Engländer und Franzosen unter den Teilnehmern. Auch eine Österreicher mit einem seltenen Cooper Monaco T 49 Maserati ist mit von der Partie. Er war drei Tage unterwegs und gewinnt natürlich seine Klasse.
Auch am nächsten Tag beim gezeiteten Training vor den Stadtmauern von Mdina geht es heiß her, im wahrsten Sinn. Die meisten der älteren Herren schwitzen in ihren feuerfesten Rennanzügen, es gibt reihenweise Ausfälle. Kein Wunder, die „Rennstrecke“ ist ein Straßenrundkurs und eingesäumt von Betonmauern und Zäunen. Verletzte gibt es heuer glücklicherweise keine, doch viel Nachtarbeit für so manches Team. Am Renntag wir die Atmosphäre noch einmal um eine Stufe heißer. Die Autos starten im Fünferpack, Überholen ist ein großes Risiko, aber das stört die Wenigsten. Der Herr Kommerzialrat aus Salzburg lässt nichts anbrennen und zeigt, wo der Bartel den Most holt, die junge Engländerin Laureen in ihrem Citroen erstaunt durch Sound und Beschleunigung, von Serie kann bei dem 2 CV Triebwerk nicht die Rede sein. Die Zuseher stehen auf einer Art Feldherrenhügel und sind begeistert, die meisten werden wohl auch im nächsten Jahr dabei sein.
Franz Farkas