Als Morris 1959 einen neuen Kleinwagen präsentierte, stand die Autowelt Kopf. Noch nie zuvor war ein Auto derart kompromißlos auf seinen Einsatzzweck, dem Transport von Personen und Gepäck, ausgelegt worden. Die Räder soweit als nur möglich an die Außenkanten gesetzt, den Motor samt Kühler quer und damit möglichst platzsparend und buchstäblich jede Ecke zur Raumausnützung verplant, das hatte es bisher noch nicht gegeben. So bot das Auto mit Außenausmaßen, die den ach so modernen Smart nur um einige Zentimeter überragen, ausreichend Platz für vier Personen. In einer Welt, in der der Käfer mit seinen ausladenden Kotflügeln und den Trittbrettern immer noch als modern galt und die meisten Mitbewerber im Kleinwagen-Segment noch auf Heckmotor und primitiver Fahrwerksauslegung setzten, mußte der kleine Engländer damals wie ein Ding von einem anderen Stern gewirkt haben. Wohl kaum jemand hätte damals dem griechischen Konstrukteur Alexandros Issigones einen derartigen Wurf zugetraut. Im Gegenteil, auf viele wirkte die geballte Ladung Technik, wie etwa eine Gummi-Luftfederung oder die in einer Einheit ausgeführte Einheit von Motor und Getriebe eher befremdend. Auch die verblüffend einfachen Detaillösungen, wie etwa Schiebefenster und seilzugbetätigte Türöffner, die bei dem schmalen Fahrzeug die nötige Ellenbogenfreiheit verschafften, wirkten Ende der 50er eher befremdlich. Auch der mittig angebrachte Tachometer (der sowohl bei rechts- als auch linksgelenkten Autos an seinem Platz bleiben konnte und so Montageschritte sparte) war neu. Doch in England ließ man sich nicht beirren und viele Zeitgenossen entdeckten recht schnell die wahren Qualitäten des Winzlings. Nicht nur Frauen lernten den Mini schnell lieben auch für Männer aller Alters- und Einkommensklassen gehörte der rasante Engländer bald zum guten Ton. So fuhren die Beatles selbstverständlich genauso Mini wie diverse streng konservative Adelige, dieses Auto konnte jeden uns alle begeistern. Einer der Gründe lag wohl in dem einzigartigen Fahrspaß den das Auto vermittelte. Kein Wunder, daß der Kleine auch auf eine einzigartige Rennkarriere zurückblicken kann, denn das auf maximale Raumausnutzung ausgelegte Konzept besticht auch heute noch durch hervorragende Fahreigenschaften. So konnte die prestigeträchtige Rally Monte Carlo gleich 4 Mal in Folge gewonnen werden, einmal wurde der wilde Engländer von den Franzosen wegen nicht Regel- konformer Scheinwerferbirnen (!) disqualifiziert. Damals wurde der Spruch geprägt: „Einen Mini kannst du nicht schlagen, du mußt ihn verbieten“ Ein gewisser John Cooper nahm sich dafür des Motors an und der Mini Cooper ist auch heute noch der Inbegriff des sportlichen Kleinwagens schlechthin.
Im Laufe der Jahre wurden auch etliche Derivate auf Basis des Publikumslieblings gefertigt, etwa ein Kombi mit Holzleisten an den Flanken oder ein Strandbuggy namens Moke. Am bekanntesten wurde wohl auch der Clubman, der mit einem hubraumstärkeren Motor und einer modernisierten Front einige Zeit ganz gut verkauft werden konnte. Letztendlich aber war es die Urform die bis ins Jahr 2000 gefertigt wurde, bevor nach über vierzig Jahren und über 5 Millionen endlich Schluß war.
Doch die Geschichte geht weiter, denn mit dem Kauf der Rover Group erwarb BMW auch die rechte am Mini und machte sich sofort an die Konstruktion des Nachfolgers. Im Gegensatz zu anderen Retros berühmter Autos wie etwa dem Beetle setzte man den New Mini nicht auf die Plattform irgendeines Großsereienautos sondern konstruierte den wagen komplett neu. Im Lastenheft standen die gleichen Fahreigenschaften des Vorgängers, gepaart mit maximaler Sicherheit im Vordergrund. Diese Aufgaben wurden hervorragend gelöst, der New Mini vor allem in seiner „scharfen“ Version als Cooper S mit satten 163 PS aus einem ,mittels Kompressor aufgeladenen Motors läßt die Erinnerungen an den Urahn wieder aufleben. Dazu kommt eine leistungsstarke Bremsanlage mit ABS Kurvenstabilitätssystem und eine Stabilitäts- und Traktionskontrolle. Zudem sollen bis zu sechs Airbags im Falle des Falles das Schlimmste verhindern. Ein erster Fahrtest in Lisabonn und jedenfalls zeigte, daß der New Mini der wahre Nachfolger des Erfolgstyps ist, auch wenn man zum Beispiel bei der Härte der Sitze wohl etwas übers Ziel hinaus geschossen hat. Doch das ist den Kunden meist egal, der neue Mini ist nicht mehr das einzige Fahrzeug, sondern der typische Zweitwagen für Junge und jung Gebliebene. Trotz der recht üppigen Preisgestaltung läuft der Verkauf laut BMW recht gut, so gut, daß man schon an eine Erweiterung der Modellpalette denkt.
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