Die Puch MC 50 gehörte bis in die siebziger Jahre zu jeder Moped- Clique wie der Alu Kampel zur Badehose. Die Umbauten und „Frisuren“ der „MC“ sind Legende
Ende der fünfziger Jahre kam das große Sterben der Motorradfirmen. Jeder wollte ein Dach über dem Kopf, sprich ein Auto, das Motorrad war endgültig passé. Nur mit Mopeds, auf die die 16- Jährigen angewiesen waren, wollten sie sich motorisiert fortbewegen, war noch ein Geschäft zu machen. Das erkannte man auch bei Puch. Die bisher angebotenen Fünfziger mit einem Rahmen in Schalenbauweise waren zwar praktisch, doch sprachen sie die Jugend kaum an. Also musste man sich in Graz etwas Neues überlegen und zwar in Bezug Fahrwerk, Handling und vor allem Optik. Der anfänglich vom Gesetzgeber geforderten Pedalpflicht musste man ohnehin Rechnung tragen, doch der Rest sollte komplett neu und vor allem modern sein. Heraus kam 1965 die MC 50, die wie direkt aus der damals sehr erfolgreichen Rennabteilung des Hauses entsprungen wirkte. Ein Zentralrohrrahmen verband den Lenkkopf direkt mit dem Schwingenlager, eine großzügig dimensionierte Telegabel und eine kräftige Schwinge beherbergten grobstollige 19 Zoll Räder. Dazu kam ein hochgezogener Lenker und eine Einzelsitzbank mit Höcker. Der absolute Clou aber war der mit einem Lederriemen festgeschnallte Tank. Das sollte im Wettbewerb die schnelle Demontage und die Montage ermöglichen, zudem war diese „Aufhängung“ relativ vibrationssicher. Etwas über sieben Tausend Schillinge waren für die MC anzulegen und so manches Sparbuch diverser Omas musste dafür herhalten.
Weniger fortschrittlich gab man sich bei der Motorisierung. Der sogenannte „R“ Motor kam schon wesentlich früher in der DS 60 mit 60 cm³ zum Einsatz, zudem war er auch in diversen Kleinkraftradmodellen für ausländische Märkte zu finden. Nachdem dieses Triebwerk eigentlich für eine Handschaltung konstruiert worden war, musste nachträglich ein außen liegender Schaltautomat angebracht werden, der dafür sorgte, dass sich der Schalthebel nach jedem Schaltvorgang wieder in einer neutralen Stellung befand. Dies war eher eine Bastellösung, ein Zeichen dafür war das umgedrehte Schaltschema des Dreigang- Getriebes. Also – erster Gang oben, der Rest unten. Das aber tat der Beleibtheit keinen Abbruch, die MC 50 erfreute sich größter Beliebtheit. Vor allem, als mit einer Gesetzesänderung 1967 die Pedalpflicht fiel und endlich standesgemäß per Kickstarter gestartet werden konnte.
Legendär sind die „Frisiermöglichkeiten“. Da es sich ja ursprünglich um einen 60 cm³ Motor handelte, war dies die leichteste Übung, auch größere Vergaser von Leichtkrafträdern etwa für den deutschen Markt waren sehr beliebt. Es gab sogar einen Leistungssatz mit einem Luft- anstatt dem per Gebläse gekühlten Zylinder. Er war ursprünglich für den Wettbewerb gedacht und nicht gerade billig. Zudem fiel dieser Umbau auch dem unbedarftesten Polizeiorgan auf.
1971 wurde die MC einer dezenten Überarbeitung unterzogen, vor allem eine längere Zwei-Mann Sitzbank sollte dem Bedürfnis nach einer Transportmöglichkeit einer Sozia Rechnung tragen. 1975 bekam das immer noch sehr beliebte Moped einen Einzeltacho und ein neues Tankdekor, technisch blieb alles beim Alten. 1976 schließlich wurde die Produktion eingestellt. Die MC wurde übrigens auch sehr erfolgreich im Ausland verkauft, sogar in den USA war sie unter dem Markenlabel SEARS erhältlich. Heute kümmern sich viele Gruppen sehr rührig um das Kultmoped, bei RBO in Stetten in der Nähe von Wien sind fast alle Teile noch erhältlich.