Der neue Renault Austral kann zumindest die optische Verwandtschaft zum Megane e-Tech kaum verleugnen. Der schachbrett- artig geformte Kühlergrill, die flache Fronthaube, das Lichtdesign, aber vor allem die recht hohe Gürtellinie mit den daraus resultierenden relativ kleinen Seitenscheiben lassen mehr als nur erahnen, wie die neue Renault-Familie in Zukunft aussehen wird. Technisch allerdings ist beim Austral einiges anders als beim ebenfalls neuen Megane. So teilt er seine Gene mit dem Nissan Qashqai, in Form der CMF-CD-Plattform. Diese Plattform lässt auch keine reinen Elektro Autos zu, auch Allrad-Antrieb ist nicht leicht zu verwirklichen.

Das bedeutet, Renault wird den neuen SUV zumindest vorerst nur mit Hybridantrieben versehen. Neben dem e-Motor werden zudem nur Benzinmotoren für den Vortrieb sorgen, der Antrieb erfolgt ausschließlich über die Vorderräder. Der Diesel-Motor, lange Zeit das Markenzeichen der Franzosen, ist damit vorerst Geschichte. Die Basis-Motorisierung ist ein 1,3-Liter-Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer mit Turbolader und 12-Volt-Mild-Hybrid-Technik. Der Motor ist mit 140 oder 160 PS zu haben. Dazu kommt ein 1,2-Liter-3-Zylinder-Turbobenziner mit Mild Hybrid Advanced Technik (mit 48-V-Lithium-Ionen-Batterie und einem Starter-Generator). Der Motor leistet 130 PS und wird mit einem Schaltgetriebe kombiniert. Der Verbrauch soll 5,3 Liter betragen und Renault sieht diesen Antrieb als Alternative zum Diesel. Besonders stolz sind die Entwickler auf die neuste Generation des E-Tech-Hybrid-Systems. Hier wird ein 1,2-l-Benziner mit einem 50 kW-Elektromotor kombiniert. Die Batterie hat eine Speicherkapazität von 1,7 kWh. Die Kraft wird über ein 7-Gang-Getriebe (zwei für den Elektromodus und fünf für den Hybridmodus) übertragen. Der E-Tech Hybrid ist wahlweise mit 160 oder 200 PS zu haben und laut Renault soll der Austral zu den besten Hybrid-SUV beim Verbrauch gehören – angepeilt sind 4,6 Liter/100 km und 105 g CO2.

Neben dem reduzierten Gewicht – die Basisversion wiegt weniger als 1.400 Kilo – optimiert eine verbesserte Vierradlenkung in Verbindung mit einer Mehrlenker-Hinterachse das Handling. Bei der dritten Generation von 4Control können die Hinterräder fünf Grad statt 3,5 Grad mitlenken, Renault spricht von einem „fantastischen Handling“ und- zumindest bei niedrigem Tempo eine ähnliche Wendigkeit wie sie ein Clio an den Tag legt. Serienmäßig ist die 4Control aber nicht, es gibt auch Varianten mit Zweiradlenkung und Verbundlenker-Hinterachse.

Mit einer Außenlänge von etwas über viereinhalb Metern entspricht der Austral dem klassenüblichen Maß. Ausgezeichnet arrangiert ist der Innenraum. Bei einer ersten Sitzprobe macht sich ein gutes Raumgefühl breit, wobei „breit“ durchaus wörtlich zu nehmen. Die vorderen Passagiere haben viel Platz und einen angenehmen Abstand voneinander. Auch hinten gibt es genug Beinfreiheit auch für größere Zeitgenossen sowie eine bequeme Sitzbank. Diese kann im Verhältnis 40:60 umgeklappt und/oder auf Schienen 16 Zentimeter verschoben werden, um entweder das Kofferraumvolumen zu vergrößern oder den Passagieren auf den Rücksitzen noch mehr Beinfreiheit zu geben. Das Basis-Kofferraumvolumen variiert dadurch zwischen 500 und 575 Litern, genug auch für einen Kurzurlaub oder Ski-Ausflug. Bei der Vollhybrid-Variante (E-Tech Hybrid) liegen die Werte mit 430 bis 555 Liter leicht darunter. Beim Einladen ist eine kleine Ladekante zu überwinden. Mit umgeklappter Rücksitzbank erreicht das Fassungsvermögen gute 1.525 Liter (1.455 beim E-Tech Hybrid), wobei die erweiterte Ladefläche beim Übergang zur Rückbank eine Stufe hat. Über Griffe im Kofferraum lassen sich die Rücksitzlehnen auch aus der Entfernung flachlegen. Die elektrische Heckklappe ist schneller und leiser als bisher, zudem wurden die Sensoren für das Öffnen per Fußbewegung überarbeitet und verschiedene Öffnungshöhen programmiert.

Der komplett neu gestaltete Innenraum kann schon auf den ersten Blick überzeugen. Das Armaturenbrett, Mittelkonsole und Türen haben glänzen mit auch auf den zweiten Blick hochwertig wirkenden Soft-Touch-Oberflächen, die zudem teilweise mit schicken Ziernähten versehen wurden. Eine LED-Ambiente-Beleuchtung zieht sich von den Türen ausgehend über das Armaturenbrett, vor dem Beifahrer wird je nach Ausstattung mit echtem Holz oder Alcantara dekoriert. Der Fahrer legt den Arm auf die breite, lederbezogene Mittelkonsole und die Hand auf eine verschiebbare Handauflage aus Chrom. Wem das noch nicht genügt, der kann zu der speziellen und sportlichen Ausstattungslinie greifen. Sie hört auf den Namen Esprit Alpine, angelehnt an die berühmte Sportwagenmarke des Hauses. Hier gibt es neben einer speziell entwickelten Karosseriefarbe Gris Schiste Satin (seidenmatt), Zweifarben-Look, 20-Zoll-Leichtmetallfelgen, Plakette mit „Esprit Alpine“-Schriftzug, Alcantara-Polsterung samt gesticktem Alpine-Logo auf den Kopfstützen, Nappaleder-Lenkrad mit Alcantara-Einsätzen und eine speziellen Begrüßungssequenz (dargeboten vom openR Link Monitor).

Austral mycar 7Dominiert wird das Cockpit – wie beim ebenfalls neuen Megane E-Tech Electric – von einem monumentalen Bildschirm, in dem der digitale Instrumentencluster und das Multimedia-Display der Mittelkonsole zu einer neuen Einheit verschmelzen, die Renault openR nennt. Hinter der hochwertigen Glasoberfläche wurde eine 12,3-Zoll-Anzeige im Querformat und eine 12-Zoll-Anzeige im Hochformat verbaut – das ergibt zusammen beachtliche 774 Quadratzentimeter Digitalsystem, mehr als in vielen Premiumfahrzeugen. Zudem integriert Renault als erst zweiter Hersteller weltweit nach Volvo/Polestar das Google-Automotive-System, das die Navigation mit Google Maps und Google Assistant unterstützt und via Google Play Apps von Drittanbietern einbinden kann. Über Benutzerkonten kann der gesamte Digitalbereich wie ein Smartphone oder PC personalisiert werden, falls verschiedene Fahrer das Auto nutzen. Der erste Eindruck ist hervorragend: openR lässt sich intuitiv und schnell wie ein Smartphone bedienen – genauere Erkenntnisse werden ausführliche Tests bringen. Insgesamt ist das Bedienkonzept zwar sehr digital geworden, in wichtigen Bereichen wie Klimatisierung und Audio aber weiterhin über Schalter in der Mittekonsole und am Lenkrad organisiert.

Der Neue Austral kann ab Mitte 2022 bestellt werden, die Markteinführung ist auf Herbst 2022 angesetzt, die Preise stehen noch nicht fest.

Fazit:

Der neue Renault könnte durchaus erfolgreicher werden als seine Vorgänger Kadjar und Scenic es waren. Mit einer guten Ausstattung, einer flotten Karosse und einem ausgezeichneten Platzangebot hat er durchaus das Zeug dazu. Der Diesel, einst ein Markenzeichen der Franzosen, wird sicher einigen Kaufaspiranten abgehen- doch die Zeit des Selbstzünders im PKW dürfte sich langsam aber sicher dem Ende zuneigen…

Austral mycar 1Technische Daten (Stand März 2022)

 

Renault Austral

Antrieb

E-Tech Hybrid: 400-V-Vollhybrid mit 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner und 2 E-Motoren sowie automatisiertem Getriebe, 160 oder 200 PS.

Mild Hybrid Advanced: 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbo-Benziner, Schaltgetriebe, 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie und Starter-Generator, 130 PS.

Mild Hybrid: 1,3-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benziner mit 12-Volt-Micro-Hybridsystem, 140 oder 160 PS, CVT-Automatik- oder Schaltgetriebe.

Kraftübertragung:

Frontantrieb in allen Versionen

Abmessungen

Länge: 4,51 Meter, Breite: 1,83 Meter, Höhe: 1,62 Meter. Radstand: 2,67 Meter. Bodenfreiheit: 170 Millimeter. Kofferraumvolumen: Basis 500 bis 575 Litern bzw. 430 bis 555 (E-Tech Hybrid) Maximal 1.525 Liter bzw. 1.455 (E-Tech Hybrid).

Gewicht

ab 1373 kg.

Verbrauch (WLTP

E-Tech Hybrid: ab 4,6 Liter.

Mild Hybrid Advanced: ab 5,3 Liter.

Mild Hybrid: ab 6,2 Liter.

FahrzeugeAutoRenaultRenault Austral- südliches Flair erstmals ohne Diesel