Die Marke Smart hat einen erstaunlichen Wandel hinter sich. Aus dem zwischen 1998 bis 2022 gebauten und auf das Nötigste geschrumpfte Auto ist ein ausgewachsener SUV geworden. Der Grund: die Marke Smart ist seit 2019 ein Joint Venture von Daimler und dem chinesischen Konzern Geely, der Produktionsort ist China. Nach dem kompakten Smart #1 folgt jetzt die Nummer 3 mit der logischen Bezeichnung #3, ein SUV-Coupé. Dieses ist mit etwa 4,4 Metern 13 Zentimeter, in der Länge gewachsen und deutlich niedriger (1,56 statt 1,64 Meter). Optisch folgt der #3 einer Coupe Form mit anfallendem Heck. Das sieht recht flott aus, ohne allzu protzig zu wirken.
Das Platzangebot für die Passagiere ist trotz der sportlichen Form erstaunlich großzügig, die Frontsitze recht bequem mit gutem Seitenhalt, vor allem in der sportlichen Brabus-Version. Dass die Kopfstützen im Fond nicht versenkbar sind, hat laut Smart regulatorische Gründe. Bemerkenswert gut fällt die Kniefreiheit auf der Rückbank aus. Der Kofferraum fasst 370 bis 1160 Liter. Immerhin gibt es einen praktischen variablen Laderaumboden. Herausgenommen, wird auch das Verstauen von größeren Gepäckstücken möglich. Zur Unterbringung des Ladekabels steht ein 15 Liter fassender Frunk unter der vorderen Haube zur Verfügung. Alle Materialien sind schön anzuschauen, auch wenn sich hinter den wertigen Oberflächen oftmals schnödes Hartplastik verbirgt. Das serienmäßige Panoramadach bringt Licht und Luftigkeit in den Innenraum, lässt sich aber leider nicht öffnen. In der Mittelkonsole, hinter Abdeckungen, gibt es zwei Getränkehalter sowie eine Handyablage zum induktiven Laden. Ein gewaltiges Soundsystem erinnert an einen Konzertsaal, die Konnektivität selbst ist recht gut und übersichtlich, verspielte Naturen können sich am Avatar in Form eines Leoparden erfreuen. Apple Carplay und Android Auto funktionieren auch kabel- und weitgehend problemlos.
Ansonsten findet sich auch im neuen Modell ein aufgeräumtes und durchgestyltes Interieur mit nur wenigen Tasten, 12,8 Zoll großem Bildschirm in der Mitte und einem kleinen Display hinter dem Lenkrad. Die meisten Einstellungen, wie auch die der Rückspiegel müssen über die Menüführung am Mittelschirm gemacht werden, die Konzernbrüder von Geely wie etwa Volvo und Polstar lassen grüßen. Ebenso fehlt der sonst obligate Startknopf, wenn der Fahrer drinsitzt, kann es sofort losgehen.
In der Basisversion um 39.700 Euro mit Heckantrieb und 200 kW starkem E-Motor ist der neue Smart wahrlich nicht untermotorisiert, unser Testmodell aber war der „Brabus“. Das ist ein wahrer Kraftprotz, dem man seine Potenz auf den ersten Blick gar nicht ansieht. 315 kW als 428 PS und ein Drehmoment von 584 Nm werden über einen Elektromotor an jeder Achse auf die Straße gewuchtet. Das Wort „gewuchtet“ ist keine Übertreibung, denn die Fahrwerte entsprechen denen eines sportlichen Motorrades der großen Hubraumklasse. So kann man zusätzlich zu den Standard-Fahrmodi Eco, Komfort und Sport noch die die Einstellung „Brabus“ aktivieren. Und hier gibt es dann noch eine Steigerung: den „Raketenstart“. Und das ist alles andere als ein Marketing-Gag: Ansatzlos und ohne jegliche Zurückhaltung durch eine Software katapultiert sich smart aus dem Stand in 3,7 Sekunden auf Tempo 100. Dies sollte man aber eigentlich nur auf abgesperrter Strecke aktivieren.
Das Fahrwerk auch der Brabus Version gibt sich recht sportlich aber nie unangenehm hart, auch längere Strecken sind kein Problem für die Rücken der Passagiere. Allerdings sollte man in schnellen Wechselkurven oder bei Überholvorgängen schon etwas Vorsicht walten lassen, da die Traktionskontrolle mit der schieren Kraft zuweilen etwas überfordert ist. Eine Überraschung ist die Tempowarnung im Smart #3. Im Gegensatz zu sonstigen Fahrzeugen aus chinesischer Produktion nervt sie nicht besonders, denn nach einmaliger Ermahnung herrscht wieder Ruhe, bis zum nächsten Tempolimit. Um sie zu deaktivieren, muss man allerdings nach jedem neuen Start gefühlt ins 27.Untermenü vordringen.
Wie bei allen Autos mit Elektroantrieb sinkt auch beim Smart die Reichweite, wenn man am Gas-(Strom) fuß zum öfteren Durchtreten neigt. Smart gibt einen Verbrauch von 17,6 kWh und ein Reichweite von 416 Kilometern mit dem 66 kWh Akku an. Auf unserer Teststrecke mit Landstraße, Autobahn und Stadtverkehr sind wir auf 24 bis 26 kWh und eine Reichweite von etwas unter 350 Kilometern gekommen, bei noch weniger Zurückhaltung konnten es auch 26 kWh werden. Damit sinkt die Reichweite auf unter 300 Kilometer, bei steigendem Fahrspaß, wohlgemerkt.
Recht angenehm und auch bei Bedarf schnell ist der Smart wieder aufgeladen. Für das Laden an der Wallbox ist ein 22-kW-Onboard-Lader verbaut. Da sinkt bei entsprechender Lademöglichkeit die Zeit bis zum vollem Akku entsprechend, Schnellladen ist mit standardgemäßen 150 kW möglich.
Fazit:
Preislich ist der Smart#3 Brabus mit 52.200 Euro ohne weitere Extras sicher nicht billig, aber ein echter „Sleeper“ wie die Amerikaner sagen oder auch der typische Wolf im Schafspelz. Zudem ist die Basisversion auch recht kräftig und bietet mit einem Einstandspreis von 36.300 Euro recht viel E-Auto ums Geld.
![]() ![]()
Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse A+. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich weniger als 37% CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 1910kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |