Subaru hat hierzulande eine kleine aber verschworenen Fangemeinde, vor allem im alpinen Bereich. Kein Wunder, waren es doch die Japaner, die Anfang der Siebziger Jahre einen leistbaren Allrad-Kombi auf den Markt brachten, der bald vor jeder zweiten Berghütte parkte. Die Erfolgsgeschichte hielt bis heute an und nun soll eine Fortsetzung folgen- natürlich elektrisch.
Gleich zu Allererst: der Solterra wurde zusammen mit Toyotas BZ4X entwickelt und wird auch bei Toyota gebaut. Aber er ist trotzdem ein waschechter Subaru, zumindest, wenn man den erste Pressetexten Glauben schenkt. So gibt es den Solterra im Gegensatz zum Toyota ausschließlich mit Allrad und natürlich wurde auch die komplette Abstimmung anders entwickelt, um die Subaru-Gene zu erhalten. Das bedeutet relativ wenig Bodenfreiheit für einen wirklich geländegängigen SUV, gepaart mit einem niedrigen Schwerpunkt und weniger Wankneigung der Karosserie in schnellen Wechselkurven. Auf der technischen Seite stehen je ein permanenterregter Synchronmotoren den beiden Achsen, die mittels Subaru typischen Regelsystemen (3 Fahr- & 2 X-Mode Offroad-Modi) auf die Straße, pardon den jeweiligen Untergrund gebracht werden. 80 kW, also 109 PS, leistet jede der Motoren und liefert 168,5 Nm maximales Drehmoment an die jeweilige Achse. Das bedeutet eine Systemleistung von 160 kW (218 PS) und 337 Nm. Hört sich im Vergleich zu manchem Konkurrenten nicht nach sehr viel an, doch in der der Praxis kann der Solterra durchaus überzeugen. Im ÖAMTC Fahrtechnik Zentrum Saalfelden/Brandlhof sind alle Voraussetzungen für ein, wenn auch kurzes Kennenlernen gegeben. Geländepassagen in allen möglichen Schwierigkeitsstufen, Wasserdurchfahrten, Schrägfahrten, alles ist möglich. Mit den vorhandenen Regelsystemen muss nur die richtige Einstellung gefunden werden, der Solterra meistert alles ohne Widerspruch. Sehr hilfreich dabei eine schräg nach unten gerichtete Frontkamera, die auch zeigt, wie es nach dem Erklimmen der Steigung weitergeht, durch die Frontscheibe ist da meist nur die eigene Fronthaube zu erspähen. Auch auf der Asphaltstrecke mit schnellen Wechselkurven kann der Subaru überzeugen, es gibt wenig Neigung der Karosserie und ein gutes Fahrverhalten, vor allem mit den 20 Zöllern der E-xperience+ Version, die zudem noch mit Kunstledersitzen, einem Panorama Glasdach und einigen anderen Extras zusätzlich die schon sehr gute Grundausstattung ergänzt.
Der Rest ist schon vom Toyota BZ4X bekannt, wie etwa das hoch angesetzte Armaturenbrett, das auch ein head-up Display ersetzt, aber zu perfekten Sicht auch ein tief eingestelltes Lenkrad erfordert, die neue, wesentlich verbesserte Toyota Konnektivität inklusive einem 12,3 zöllige Touch-Screen und das fehlende Handschuhfach. Dem Solterra vorbehalten ist die über Schaltpaddels hinterm Lenkrad für die in vier Stufen einstellbare Rekuperation. Eine noch stärkere Verzögerung ermöglicht der separat anwählbare „S-Pedal Drive“, allerdings nicht bis zum kompletten Stillstand. Erfreulich, dass der Solterra auch über zahlreiche Tasten für die wichtigsten Dinge (Sitz- und Scheibenheizung, Klimasteuerung, Radiolautstärke, …) verfügt und nicht alles nur über den Touchscreen anwählbar ist. Die Platzverhältnisse vorne wie hinten im 4,7 Meter langen Auto sind recht gut, auch die Ladekapazität von 452 Litern geht in Ordnung.
Über die genauen praxisgerechten Verbrauchswerte kann wohl erst nach einem ausführlicheren Test geurteilt werden. Nach den Werksangaben schafft der Solterra mit aufgezogenen 18-Zöllern 465 Kilometer, mit den 20-Zöllern 414. Dank serienmäßiger Wärmepumpe sollte die Reichweite jedenfalls im Winter nicht zu weit einbrechen. 71,4 kWh fasst die von PPES (Prime Planet Energy & Solutions, Inc.) zugelieferte Lithium-Ionen-Batterie nominal, wovon rund 65 kWh nutzbar sein sollen. An einer entsprechenden Gleichstrom-Schnellladesäule lädt der Solterra mit bis zu 150 kW Ladeleistung und soll sich in den üblichen 30 Minuten von 10–80 Prozent laden lassen.
Für die Hochvoltbatterie gibt Subaru acht Jahre bzw. bis 160.000 Kilometer Laufleistung Garantie, auch darauf, dass die Akkukapazität währenddessen nicht unter 70 Prozent fällt. Fünf Jahre bzw. bis 200.000 Kilometer Laufleistung gibt es auf das Fahrzeug, 12 Jahre gegen Durchrostung, drei Jahre auf Oberflächen-Korrosion und zwei Jahre auf Original-Ersatzteile und Zubehör.
Eines muss der zukünftige Solterra Eigner allerdings mitbringen und das ist Geduld. Obwohl bereits bestellbar, erhalten österreichische Endkunden den Solterra frühestens im Februar 2024. Der Grund waren Probleme mit den Radmuttern, die natürlich behoben sind. Daher kommen erst die 2024-Modelle nach Österreich. Sie verfügen nicht nur über einen dreiphasigen 11-kW-AC-Onboard-Lader (aktuell sind es nur einphasige 7 kW), sondern auch über zahlreiche Software-Verbesserungen, wie etwa die derzeit fehlende Prozentanzeige der Akkukapazität und viele andere Dinge. Fahrzeuge für einen Kurztest stehen aber bis dahin bei den Händlern. Zum Schluss noch ein Wort zu den Preisen: der Solterra E-xperience leigt bei 65.400 Euro, für den besser ausgestatteten E-xperience+ müssen 68900 Euro auf das Konto des freundlichen Subaru-Händlers überwiesen werden, die Aufpreisliste ist mit zwei Lackiervarianten erfreulich kurz.
Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse A+. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich weniger als 37% CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 2057kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |