In unserem schönen Land wächst die zunehmend die Besorgnis über die Aktivitäten von Toyota. Während einige Medien den BMW i3 feiern, weil es die Münchner geschafft haben ein Elektroauto zu bauen das „schon“ ab 35.000 Euro zu haben ist beschränkt sich die Innovationskraft der europäischen Autoindustrie in Wahrheit auf Assistenzsysteme, die die Sicherheit und die Annehmlichkeiten des Autofahrens erhöhen. Dies ist zweifellos wichtig, aber im entscheidenden Segment, dem Antrieb sieht es düster aus. Die Pionierleistungen der deutschen Autoindustrie – auch im Segment der Brennstoffzellen – wurden nicht konsequent weiterverfolgt. BMW war nach Mazda der zweite Hersteller weltweit, der ein Wasserstoffauto zur Serienreife entwickelte (ein BMW der 7er Baureihe). Allerdings hat man die Bemühungen 2009 wieder eingestellt. Bei Daimler wurden ebenfalls bereits im Jahr 2000 Wasserstofffahrzeuge in Serie gebaut und später auf Leasingbasis an Kunden ausgeliefert. Auf eine geplante großflächige Markteinführung wartet man aber noch heute.

Die aktuelle Ankündigung von Toyota hat offensichtlich einige Automanager überrascht und dies obwohl Toyota seit 20 Jahren an Brennstoffzellen forscht und im Jahr 2012 auf der zweitägigen Brennstoffzellen Testfahrt Drive’n’Ride in Straßburg angkündigt hat, dass man 2015 die nächste Generation eines Brennstoffzellen Fahrzeugs vorstellen will. Toyota hat bereits im Oktober 2012 gemeinsam mit weiteren Automobilherstellern und verschiedenen Organisationen ein Memorandum of Unterstanding zur Markteinführung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen (FCEV‘s) und dem Aufbau einer Wasserstofftankstellen-Infrastruktur im Zeitraum 2014 bis 2017 unterzeichnet hat.

Auf der IAA kam dann der erwartbare Paukenschlag. Man werde 2015 ein Serienfahrzeug zu einem Preis zwischen 5.000.000 und 10.000.000 Yen (36.000 – 72.000 Euro) anbieten. Diese Nachricht hat bei den Autoherstellern weltweit wie eine kleine Bombe eingeschlagen. Ein alltagstaugliches Brennstoffzellen Hybridfahrzeug zu einem Preis eines Mittelklassewagens wäre tatsächlich eine Sensation. Dass Toyota, der Hybridpionier, den reinen Elektrofahrzeugen den Rücken kehrt ist durchaus bemerkenswert. Dies geschieht ausgerechnet zu einem Zeitpunkt während die ersten europäischen Autohersteller voller Stolz ihre ersten rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge im größeren Stil auf den Markt bringen.

Toyota peilt mit seinem neuen FCEV eine Reichweite von über 500 km an. Es handelt sich hierbei um eine vollwertige 4 türige Limousine, welche zuerst in den USA, Europa und Japan eingeführt wird. Die Wasserstofftanks sind wie die Akkus bei den Elektroautos im Boden des Fahrzeugs verbaut. Die Brennstoffzellen werden laut Toyota eine Leistung von 3 kW pro Liter Bauvolumen erzielen. Dies entspricht einer enormen Steigerung der Leistung der Brennstoffzellen.

Die zahlreichen technischen Probleme scheint Toyota gelöst zu haben. Dazu gehören vor allem die Lagerung des Wasserstoffs, die hohen Kosten der Brennstoffzellen und die erhöhten Gefahren bei einem Unfall um nur einige zu nennen. Beim ersten Wasserstoffauto von BMW – dem Hydrogen 7 – konnte man beispielsweise regelrecht zusehen wie der Tankinhalt verdampfte. Nach 9 Tagen Standzeit lösten sich bereits 50% des Tankinhalts auf. Für einen Massenmarkt unbrauchbar. Da Wasserstoff eine sehr geringe Dichte hat muss dieser entweder verflüssigt werden, d.h. man muss den Wasserstoff auf -253 Grad abkühlen oder man muss das Gas auf mit einem Druck von 700bar komprimieren. Beides ist nicht gerade energieschonend. Bei BMW entschied man sich damals für die Verflüssigung des Gases. Natürlich muss der Wasserstoff auch noch irgendwie erzeugt werden. Dies geschieht in der Regel durch die thermochemische Konversion bei Temperaturen zwischen 300 und 1000 Grad. Dass die Erzeugung von Wasserstoff viel Energie kostet ist kein Geheimnis. Durch den allgemeinen Ausbau der regenerativen Kraftwerke hofft man bei Toyota den Wasserstoff klimaneutral produzieren zu können.

Als Faustregel gilt, dass man mit 1 kg Wasserstoff ca. 100 km weit fahren kann. Der Preis für 1kg Wasserstoff liegt bei ca. 8 Euro. Das wären in etwa dieselben Kosten die bei einem PKW mit einem Verbrauch von 5-6 Liter Benzin pro 100 km anfallen (zB Realverbrauch eines Toyota Prius).

Ein Schlag ins Gesicht ist die Ankündigung von Toyota vor allem für die deutsche Autoindustrie die seit Jahren an diesem Thema arbeitet. Sollten es die Japaner tatsächlich schaffen den Wagen zu einem Preis von 35.000 Euro auf den Markt zu werfen, dann darf sich der gemeine Konsument fragen warum Hersteller wie BMW oder Mercedes trotz Milliardeninvestition es nicht schaffen ein massenmarktfähiges Wasserstoffauto auf den Markt zu bringen. Anstatt dessen wird zum selben Kaufpreis beispielsweise der i3 vermarkten, dessen Reichweite mit ca. 160km eher bescheiden ausfällt.

Die absolute Krönung des höchst ambitionierten Vorhabens wäre es, wenn Toyota das Kunstück fertig brächte eine preiswerte, massentaugliche Wasserstoffladestation für jeden Haushalt anzubieten, wodurch man defacto das Infrastrukturproblem mit einem Schlag gelöst hätte. Dieses Verfahren wird derzeit schon von Honda mit der Home Energy Station IV in Form einer Kraft-Wärme Kopplungsanlage erprobt, welche neben Wärme auch Wasserstoff liefert.

FahrzeugeAutoToyotaFCEVToyota FCEV – die Wasserstoffbombe