Die Firma Victoria wurde 1886 als „Velocipedfabrik Frankenburger & Ottenstein“ gegründet, ging 1958 mit in die Zweirad Union über und endete 1968 mit der Übernahme durch Hercules. Sie zählte zu den Pionieren der Nürnberger Motorradindustrie. Aus dem Fahrradbau kommend, fertigte man auch Autos und nach dem ersten Weltkrieg sehr fortschrittliche und schnelle Motorräder mit Zwei- und Viertaktmotoren, war zwischendurch auch Zulieferer von BMW. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Motorradbau in Nürnberg faktisch zum Erliegen gekommen und man sah sich nach neuen Betätigungsfeldern um. So kam man auf den Roller. Bereits 1953 stellte Victoria auf der IFMA, der damals wichtigsten Motorradmesse in Köln einen Prototyp vor, den „Peggy-Roller“: Dieser auf 16 Zöllern laufende Scooter war mit einem wahren Feuerwerk an damals revolutionären Errungenschaften gespickt. So gab es eine elektrisch betätigte Drucktastenschaltung für das Viergang-Getriebe, eine wahlweise mit der Hand oder dem Fuß zu betätigende Kupplung, eine 12 Volt Anlage mit Reibrad-Elektrostarter und noch viele Details mehr. Angetrieben wurde die „Peggy“ von einem Einzylinder Zweitakter mit 10 PS, der den mit 150 Kilogramm eigentlich leichten Roller auf immerhin 85 km/h beschleunigte. Der Rohrrahmen war mit einer damals nur von Vespa verwendeten Triebsatzschwinge kombiniert, vorne gab es eine Kurzschwinge.
Nicht zuletzt aufgrund dieser aufwendigen Konstruktion, die auch diverse Zulieferer forderte, begann die Produktion erst 1955. Auch zeigten sich viele Probleme mit etwa mit dem Anlasser und anderen Details, die Kunden schreckte wohl auch die im Gegensatz zu Konkurrenz geballte Technik ab. Die Bestellungen waren trotz aufwendiger Werbung, die auch weibliche Kundschaft buhlte, enttäuschend, nach nur 350 gefertigten „Peggys“ war Schluss. Der Konstrukteur der „Peggy“ war übrigens ein gewisse Norbert Riedel, der auch für ein außergewöhnliches Motorrad verantwortlich zeichnete: Die Imme R 100. Doch das ist eine andere Geschichte…….