S4 ist eine für italienische Verhältnisse eher trockene Bezeichnung für ein Motorrad, vor allem, wenn es sich um eine Ducati handelt. Doch offensichtlich neigen die neuen Strategen in der Traditionsfirma nun zu Untertreibungen, eine Tatsache, die sich auch in den Leistungsangaben ausdrückt. Wie dem auch sei, mit der S4 ist nun der sehnlichste Wusch vieler Monster Freunde in Erfüllung gegangen. Bei Ducati war es ein heftiger Griff ins Regal, der zumindest optisch ganz gut gelungen ist. So stammt der Motor von der berühmten 916, die 1994 zur Welt kam und seitdem nun als 998 optisch fast unverändert die Herzen der Fans höher schlagen läßt. Auch beim Rahmen griff man zu einer anderen Baureihe, er stammt vom Tourer ST4, wurde leicht modifiziert und bekam eine Leichtmetallschwinge verpaßt. Daß sie nicht einarmig wie bei den Supersportlern ausgeführt wurde, mag wohl der Rotstift diktiert haben, ist aber sehr schade. Schade ist auch, daß man den Lenker unverändert vom Tourer übernommen hat, in seiner zweiteiligen Ausführung mag er nicht so recht zur Monster passen. Das manifestiert sich auch in der Sitzhaltung, die ungewohnte Breite vermittelt zum zumindest Anfangs ein etwas komisches Fahrgefühl beim Einlenken in schnelle Kurven. Dafür bereitet der Motor eitel Wonne. Er hängt extrem gut am Gas und hat im Gegensatz zu einer „normalen“ Monster Kraft ohne Ende. Bereits ab Standgas zieht er wie ein Steyer-Traktor, oberhalb etwa 2.500 U/min läuft er rund und dreht sodann freudig bis in den Begrenzer jenseits der 9.000er Marke. Gewöhnungsbedürftig sind dabei allerdings die Lastwechselreaktionen, die die harmonische Fahrtlinie zuweilen aus der Ruhe bringen können. Dafür aber glänzt der Twin mit einem fast weichen Lauf, der ganz im Gegensatz zu den mechanischen Äußerungen steht. Hier könnte man sich von der neuen 998 einiges abschauen, sie zeigt, daß man bei Ducati auch diese Disziplin durchaus beherrscht. Das Getriebe ist recht präzise, nur nervt etwas die recht schwergängige Kupplung. Ducati Monster S4R 2008 - Rahmen & TankEtwas lang wurde der erste Gang ausgelegt, dies mag für eine Rennstrecke passen, für die City ist es etwas mühsam. Das Fahrwerk gibt sich abgesehen vom Lenker sehr stabil und ist straff gedämpft, ohne unkomfortabel zu wirken. Beim Bremsen in Kurven stellt sich die S4 leicht auf, doch ist dies niemals störend. Die Stopper selbst haben mit dem Fahrzeug keine Mühe, die gold eloxierten Brembo Zangen sind außerdem eine Augenweide. Auch sonst haben die Ducati-Designer einiges getan um den Vierventiler optisch aufzuwerten. So gibt’s viele Carbon-teile, wie etwa den Frontkotflügel und die Abdeckung des Zahnriemens für die Nockenwellensteuerung, dazu kommt eine kleine (etwas flatternde) Frontverkleidung. Neu ist auch die Wegfahrsperre, die sich mit einer rot blinkenden LED zu erkennen gibt. Wie bei allen neuen Ducs klappt der Seitenständer nun nicht mehr weg, wenn ihm die Belastung fehlt, auch das ist eine sinnvolle Modellpflege. Wir sind schon neugierig, wie die nächste Monster-Generation aussehen wird. Auf unserer Wunschliste stehen eine Einarmschwinge und der wunderbare Motor der 998 ganz oben.

Technische Daten Bikes klein

Motor: 2-Zylinder in V-Form 90 Grad Zylinderwinkel, flüssigkeitsgekühlt, je zwei obenliegende Nockenwellen, 4 Ventile/Zylinder, Einspritzung

BohrungxHub: 94 x 68 mm

Hubraum: 916ccm

Leistung: 101 PS (74 kW) bei 8750 U/min

max. Drehmoment: 92 Nm bei 7000 U/min

Getriebe: 6-Gang

Endantrieb: Kette

Starter: elektrisch

Rahmen: Stahlrohr Gitterrahmen  

Federung v/h: USD Telegabel 43 mm /Zweiarmschwinge aus Alu, Zentralfederbein mit Hebelumlenkung  

Federweg v/h: 120/144 mm

Bremsen v/h: Doppelscheibe mit Vierkolbensattel 320 mm/Einzelscheibe mit Einkolbensattel 245 mm

Bereifung v/h: 120/70- ZR17 / 180/55 ZR 17

V-max: 233 km/h

Gewicht: 208 kg fahrfertig

Sitzhöhe: 800 mm

Tankinhalt: 16,5 Liter

Preis: 11495 Euro inkl. NoVA und MwSt.

                

FahrzeugeMotorradDucatiDucati Monster S4 – Erwachsen geworden