Nun hat man sich endlich der Fraktion der Fans der großen Nackten erbarmt und bringt mit der CB 1300 den würdigen Nachfolger. Er hat allerdings mittlerweile eine Menge Konkurrenz bekommen.
Unverkleidete Motorräder liegen voll im Trend, und für viele gilt je größer desto besser, der Kampf um jeden Gramm der sonst verbissen bei den Supersportlern verbissen betrieben wird, schein hier keine Rolle zu spielen. Das Ergebnis sind etwa 250 Kilogramm solide gefertigte Kraftrad nach guter alter Art. Hier regiert der Hubraum und damit das Drehmoment, damit kann auch ein Schwergewicht beschleunigt werden. Honda hat sich spät entschlossen, in dieser Liga wieder mitzuspielen, nach der eher nicht erfolgreichen Big One bringt man nun die überarbeitete Version der in Japan schon seit einigen Jahren angebotenen CB 100 auch in den Rest der Welt. Optisch hielt man sich an die klassischen Vorbilder, hier gibt es noch einen Rahmen aus echtem Stahl, hinten dämpfen zwei Federbeine und das Trumm vor dem Fahrer ist wirklich ein Tank und nicht nur eine Attrappe, die die Elektronik und die Airbox verbirgt. Was aber nicht heißen will , dass die Moderne nicht auch hier Raum greift. So wurden die vier Gasfabriken durch eine Einspritzung ersetzt, die mittels 32 Bit Rechner immer die richtige Menge zündfähigen Gemisches in die Brennräume fördert und natürlich zum besten Zeitpunkt für dessen Entflammung sorgt. Wie schon beim oben zitierten Vorgänger gibt’s eine mächtige Schwinge aus Leichtmetall, dazu einen ebenso eindrucksvollen Endtopf, dem allerdings recht angenehm heißerer Bass entweicht. Auf die in Japan übliche Klappe in der Abgasanlage wurde Gott sei dank verzichtet, auch die etwa 16 mehr- PS werden dankbar zur Kenntnis genommen. So gestaltet sich der erste Fahrversuch durchaus angenehm, wie auf den meisten großen Hondas üblich stellt sich sofort das angenehme Gefühl ein, schon immer mit diesem Motorrad unterwegs gewesen zu sein. Mächtig zieht der Vierzylinder schon ab Standgas die Fuhre weg, ohne unnötigen Lärm und scheinbar mühelos. Das Getriebe und die Kupplung lassen sich nach Honda-Manier extrem leicht zu betätigen, auch die Bremsanlage wird mit dem Brocken jederzeit fertig. Etwas störend sind die Lastwechselreaktionen, die sich wohl aus der doch recht großen bewegten masse der Motorinnereinen ergeben, unangenehm wird es jedoch nie. Hochgeschwindigkeitspendeln oder Ähnliches sind der 1300erter ebenfalls fremd, werden aber wohl kaum getestet werden. In oberen Geschwindigkeitsbereichen stellt sich ein orkanartiger Fahrtwind ein, so dass man auf Dinge wie Autobahn- High Speed dankend verzichtet. Die Abstimmung ist komfortabel, aber nicht zu weich geraten, nur auf schlechten Straßen und in engen Kehren wird man nachdrücklich an die bewegten Massen erinnert. Dank relativ kurzem Radstand und angenehm niedriger Sitzhöhe wirkt die CB trotzdem wesentlich handlicher als eine Big One seligen Angedenkens. Zur Agilität wird wohl auch der „schmale“ Hinterreifen beitragen, wer den Eindruck vor dem Stammcafe der Performance auf der Straße vorzieht, kann ja den 190er nachrüsten.
Wer der alten Honda trotzdem wegen ihrer Detailverliebtheit nachtrauert, der kann sich das getrost sparen. Auch die Neue ist bei genauer Betrachtung eine wahre Augenweide. Sicher eine RC 30 Gabel mit speziellen Achsklemmen zum schnellen Wechsel des Vorderrades gibt es nicht mehr dafür aber so Feinheiten wie ein Wischgummi im Ölschauglas, ein verstellbarer Lenker und zwei Armaturen, das bis auf ein kleines Display herkömmlich aussieht , aber einen kompletten Bordcomputer mit Stoppuhr und Terminspeicher beinhaltet. Schön auch die gewundenen Auspuffkrümmer, die wie bei der CB 400F anno 78 den Ölfilter zum Wechsel freigeben. Auch das große Staufach unter der Sitzbank konnte gefallen, weniger jedoch die Tatsache, dass ein Hauptständer auch nicht als Zubehör erhältlich ist. Fans der klassischen Linien werden wohl auch für zwei schlanke Auspufftöpfe anstatt des einzelnen Riesendinges auf der rechten Seite plädieren, doch das könnte man ja beim nächsten Modellwechsel nachholen. Der aber wird hoffentlich nicht mehr zehn Jahre in Anspruch nehmen.
Preis: €11.799
Motor: 4-Zylinder in Reihe flüssigkeitsgekühlt, zwei obenliegende Nockenwellen, 4 Ventile/Zylinder, Einspritzung, ungeregelter Katalysator.
BohrungxHub: 78,0 x 67,2 mm
Hubraum: 1284 ccm
Leistung: 116 PS (85kW) bei 75000 U/min
max. Drehmoment: 117 Nm bei 6000 U/min
Getriebe: 5-Gang
Endantrieb: Kette
Starter: elektrisch
Rahmen: Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr,
Federung v/h: Telegabel 41 mm /Zweiarmschwinge aus Leichtmetall, zwei Federbeine
Federweg v/h: 120/116 mm
Bremsen v/h: Doppelscheibe mit Vierkolbensattel 310 mm/Einzelscheibe mit Einkolbensattel 256 mm
Bereifung v/h: 120/70- ZR17 / 180/55 ZR 17
V-max: ca.215 km/h
Gewicht: 252 kg fahrfertig
Sitzhöhe: 790 mm
Tankinhalt:21 Liter
Radstand: 1515 mm