Kombis galten lange Zeit als die Autos der Handwerker, entwickelten sich so etwa Mitte der 70er zu Familienkutschen und Vertreter-Untersätze und wurden seit geraumer Zeit mehr und mehr von den SUVs verdrängt. Das bedeutete, dass auch die Elektroautos vorerst und hauptsächlich als hochbeinige Fahrzeuge ausgeliefert wurden. Nun aber kommen auch zaghaft zwar, auch am Elektro Sektor Kombis auf den Markt. Der erste trägt interessanterweise ein Emblem an Font und Heck, das eigentlich eher für kompromisslose Sportwagen bekannt wurde und zumindest bei Insidern auch heute noch ist. MG steht für knorrige Sportler von den britischen Inseln. Doch heute ist alles anders. Die altehrwürdige Marke ist seit einiger Zeit in Besitz des chinesischen SAIC-Konzerns und Kombis sind in China durchaus gefragt. Warum also sollte man es nicht auch in Europa versuchen?
Der MG5 Electric ist das vierte MG-Modell, das nun in Österreich zu kaufen ist. Optisch wirkt es eher unaufgeregt, durchaus modern und ohne jeglichen Schnickschnack, etwa um nur ja eine Verwechslung mit anderen Autos zu vermeiden. Damit geht allerdings auch eine gewisse Zeitlosigkeit einher, die vor allem Leute zu schätzen wissen die, ihre Autos länger fahren wollen. Man könnte es auch optische Nachhaltigkeit nennen.
Auch im Innenraum geht es eher traditionell zu. In der von uns getesteten Luxury Variante sind sie optional in einem hellen Grau gehalten, gut gepolstert und fast zu schön für den täglichen Gebrauch oder den Transport von immer wieder einmal kleckernden oder mit gatschigen Stiefeln bewehrter Kinder. Die Haptik und Ästhetik der im Innenraum verwendeten Materialien mutet hochwertig an, farblich abgesetzte Elemente wie etwa die Leisten an den Belüftungsdüsen oder in den Türen setzen dem Auge des Betrachters wohltuende Akzente. Platz für Fahrer und Beifahrer gibt es reichlich auch hinten müssen zumindest zwei Erwachsenen nicht kuscheln, außer sie wollen es. Weniger Platz als seine Konkurrenten mit Verbrennungsantrieb hat der MG5 jedoch im Kofferraum zu bieten, da unterhalb der Akku “wohnt”. Es sind „nur“ 478 bzw. 1.367 Liter bei umgelegter Rückbank. Wenn auch nicht riesig, ist der Kofferraum groß genug, um Urlaubsgepäck für die Familie oder einen zusammengeklappten Kinderwagen unterzubringen. Etwas erstaunlich ist die Tatsache, dass auch die Luxury Version keine elektrisch betätigte Heckklappe bietet, auch für zusätzliches Geld und gute Worte ist dieses Feature nicht zu haben.
Dafür kann sich die restliche Ausstattung der Top Version sehen lassen. Unter anderem gibt es ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, einen 10,25“-Touchscreen mit Navi, eine Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer, elektrisch einklappbare Spiegel, Sitzheizung vorne und eine rundum gelungene Sicherheitsausstattung, die sich vor der deutschen Konkurrenz nicht verstecken muss. So sind zum Beispiel Notbremsassistent, Spurhalteassistent, ein Fernlichtassistent und auch ein adaptiver Tempomat mit an Bord.
Auch das Informations- und Audiosystem sowie die Konnektivität lassen kaum Wünsche offen. Ein 7“-Digitaltacho vor dem Fahrer informiert über alles Wichtige, in der Mitte steht ein 10,25“-Touchscreen für die Steuerung von Navi, Audio und Klimatisierung bereit. Die Grafik ist ansprechend und die Bedienung gibt keine unlösbare Rätsel auf. Auch die Einbindung eines Smartphones etwa mit Android Auto oder Apple Car Play ist kein Problem, wer will kann auch mittels App seinen MG abschließen, zu oder aufsperren oder den Ladestand und natürlich die Position abfragen. Recht ansprechend n ist auch die Konsole zwischen Fahrer und Beifahrer gestaltet, auf der sich der Drehregler für die Fahrstufe und die Wahlschalter für Rekuperation und Fahrmodi befinden, unterhalb gibt es ein großes Staufach inklusive USB- und 12-Volt-Anschluss.
Im Fahrverhalten selbst gibt sich der MG5 die meiste Zeit unauffällig: In Kombination mit der 61,1 kWh großen Batterie liegt die Leistung des Elektromotors bei 156 PS (115 kW), er beschleunigt (im Sport-Modus) von 0 auf 100 km/h in 8,3 Sekunden, das maximale Drehmoment liegt bei 280 Nm, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 185 km/h. All das lässt sich natürlich geräuschfrei genießen. Allrad gibt es auch nicht optional, der MG ist ein Fronttriebler und das lässt er zumindest bei nasser Fahrbahn auch merken. Da drehen die Räder bei forschen Beschleunigungsmanövern schon mal durch, bis die Traktionskontrolle dem Treiben ein Ende bereitet, aber das wird nie zum ernsten Problem. Das Fahrwerk selbst ist eher komfortabel, die Lenkung recht direkt ausgelegt.
Die Galerie wurde nicht gefunden!Die Reichweite soll laut WLTP Werksangabe 400 Kilometer betragen, das ist wohl nur mit sehr sanftem Streicheln des Gas (Strom) Pedals und natürlich in der Fahrstufe „ECO“ möglich. Im Alltag erreichten wir bei eher kühl- winterlichen Bedingungen und meistens im mittleren Modus etwa 285 bis maximal 325 Kilometer. Möglich ist auch noch der „Sport“ Modus, hier wird der MG zum echten Sportler und Kurvenräuber, allerdings sinkt die Reichweite dann wirklich heftig. Auch die einstellbare Rekuperation hilft hier nur bedingt, schont aber die Bremsen.
Geladen selbst wird in die Nase, wir finden das praktischer als an den Seiten – weniger die maximale mit Schnelladeleistung von 87 kW. Hier vergeht schon einmal einige Zeit an der Ladestation, lästig vor allem, wenn man längere Strecken zurücklegen will. Dafür ist das Lademanagement selbst sehr übersichtlich.
Fazit
Das Gesamtpaket stimmt: Der MG5 ist komfortabel und leistbar. In der Basisausstattung ist er ab 36.390 Euro zu haben (abzüglich der Förderungen sind es 30.990 Euro). Unser Testmodell in der Luxury Ausstattung mit der größeren Batterie, die eine Kapazität von 61,1 kWh fasst, kostet 40.990 Euro (abzüglich Prämien 35.590 Euro). Die Aufpreisliste ist mir schöneren Sitzbezügen und einer anderen Lackierung mehr als kurz. Zudem hat er faktisch keine Konkurrenz, sieht man von dem gerade angekündigte Opel Astra Kombi ab.
Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse A+. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich weniger als 37% CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 1562kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |