Zudem galt es, die heimische Wirtschaft zu stärken. Das war auch hierzulande bis vor gar nicht so langer Zeit so und daher fuhr sowohl die Post, die Polizei aber auch das Bundesheer Motorräder der Marke Puch aus Graz. Meist waren dies  125er 175er, diverse Fünfziger aber auch das Spitzenmodell 250 SG oder SGS mit Doppelkolbenzweitakt-Motor und dem typischen Schalenrahmen aus gepresstem Blech. Dieser Rahmen war für etwa für den Einsatz in schwerem Gelände nur sehr beschränkt tauglich, sodass sich das österreichische Bundesheer zumindest für die Kradmelder, die ja oft im Unbefestigtem unterwegs sein mussten, etwas anderes wünschte. So stellten die Puchwerke den Offizieren Anfangs der Sechziger Jahre eine modifizierte 250 MC hin, ebenfalls mit dem typischen Doppelkolbenmotor ausgerüstet war. Der Rahmen und die Schwinge waren hier aber aus Stahlrohr, das Sitzbankheck wurde für eine Doppelsitzbank verlängert und verstärkt, etliche Möglichkeiten zum Anbringen von Ausrüstung wurden geschaffen. Die Heeresleitung, deren Testfahrer meist aus erfahrenen (und aktiven) Moto Cross Haudegen bestanden, hatte nach ausführlichen Tests einige Anmerkungen, die zu weiteren Änderungen führten. So musste die Puch-eigene Vordergabel einem moderneren Ersatz vom schon damals renommierten italienischen Hersteller Ceriani weichen und auch der serienmäßige Graugusszylinder wurde durch ein Teil aus Leichtmetall, ersetzt. Dieser Zylinder stammte von den auch international erfolgreichen Wettbewerbsmaschinen der Marke und trug normalerweise zwei Vergaser, für das Heer wurde nur ein einzelner verbaut. Zudem gab es einen eigenen Luftfilter, der auch eine höhere Wat-Tiefe ermöglichte. Der Tank war nun kleiner, um einen besseren Knieschluss im Gelände zu ermöglichen. Auch die 19 zölligen Räder und der hohe Cross-Lenker wurden von der MC übernommen. Am Auffälligsten an der MCH (Moto Cross Heer) war und ist der Seitenständer, der ellenlang ausgeführt ist und verkehrt angelenkt montiert wurde. Damit kann man das Motorrad auch im steilen Gelände, auch mit Beladung, sicher abstellen. Trotz der Änderungen stammten viele Teile aus der normalen Serienproduktion. Die Leistung liegt bei 15,3 PS bei 5800 U/min, der Durchzug schon aus unteren Drehzahlbereichen ist dem Puch- typischen Doppelkolbenprinzip geschuldet und auch heute noch erstaunlich. Dabei arbeiten die beiden Kolben mit einem sogenannten Gabelpleuel und werden mittels eines „Zündkanals“ knapp hintereinander gezündet. Die Triebwerke samt dem kompletten Motorrad waren erstaunlich robust und kamen auch mit einem Minimum an Wartung durch.


Schlussendlich wurden in den Jahren 1968/69 exakt 301 MCH gebaut und an das österreichische Bundesheer ausgeliefert. Tausende Rekruten machten mit den eigentlich unverwüstlichen Bikes ihre ersten Versuche im Gelände, so auch der Autor selbst. Hermann Stöckl, heute anerkannter Puch Guru aus Tresdorf (NÖ) von dem unser Fotomodell stammt, erinnert sich: „ Am Truppenübungsplatz in Großmittel gab es einige alte Bahndämme, die wir immer wieder auf- und abfahren mussten. Springen war allerdings strengstens verboten, sonst wären die hinteren Federbeine kaputt gegangen.“

Bis Ende der Siebziger waren die MCHs im Einsatz beim Heer, dann wurden sie nach und nach von KTM- Modellen abgelöst. Ich selbst konnte mich übrigens auf einer Tour über 1600 Kilometer quer durch Österreich und Slowenien überzeugen, dass man auch noch heute mit dem alten Militärkrad gut und vor allem pannenfrei unterwegs sein kann. Von den über 300 Stück existieren noch fast alle, denn immerhin wurden sie in ihrer Dienstzeit regelmäßig gewartet und gingen danach meist gleich in Sammlerhände über. Auf Motorradtreffen wie etwa dem jährlich großen Puch Treffen in Jursici (Slowenien) sind sie trotzdem relativ selten anzutreffen und meistens die heimlichen Stars…. 

 

Motordaten

Leistung: 15,3 PS/5800U/min
Bohrung: 45mm
Hub: 78mm
Hubraum: 248ccm
Verdichtung: 6,2 : 1
Schmierung: Frischöl
Getriebe: 4-gang

Vergasereinstellung

Vergaser: Puch P32/1
Hauptdüse: zum Einfahren 140, für Normalbetrieb 130
Leerlaufdüse: 40
Nadelposition: 4. Raste von oben
Leerlaufluftschraube: ca. 1,5 Umdrehungen offen

Zündungseinstellung

Unterbrecherabstand: 0,4mm
Vorzündung: 6mm vor OT

Füllmengen

Getriebe 0,8 Liter 
Frischöltank 1,5 Liter 
Benzintankinhalt: 12,35 Liter davon 2,5 Liter Reserve
Gabel: 160 ccm pro Holm
Federbeine: 80ccm pro Federbein

Kette/Übersetzungsverhältnis

Kette: 1/2×5/16“ 124 Rollen
Übersetzung: 14/54

Gewicht:

Eigengewicht: 155 kg
Gesamtgewicht: 325 kg 

Reifendruck/Bereifung

vorn/hinten: 1,0/1,5  1 Person
vorn/hinten: 1,0/2,0  2 Personen
Reifengröße: 3,25/3,50 – 19“ vorn
Reifengröße: 3,25/3,50 – 19″ hinten

Fahrleistungen:
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
Steigfähigkeit: 50%
Wattiefe 50cm
Verbrauch: Werksangabe 5Liter/100km (in der Praxis etwas mehr)

 

 

FahrzeugeMotorradPuchPuch SGS 250 MCH – Der Kamerad auf zwei Rädern