Nur eine große Reiseenduro fehlte bis jetzt noch, bisher mußte man vor allem BMW und Honda dieses Segment kampflos überlassen. Doch das hat sich nun geändert. Mit der V-Strom gedenkt man in Hamamatsu ab sofort ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.
Die Bezeichnung „Strom“ ist zumindest in unserem Sprachraum eine etwas merkwürdige Bezeichnung, doch die Suzuki-Marketingabteilung hatte bei der Taufe des neuen Modells keinesfalls die elektrische Energie im Hinterkopf. Vielmehr wurde das englische Streaming, also der Fluß des Windes direkt aus dem Wörterbuch übersetzt, ob etwas unglücklich oder nicht, darüber wird wohl noch an einigen Motorrad-Stammtischen heftig diskutiert werden. Außer Diskussion steht allerdings, daß Suzuki mit der V-Strom neue Maßstäbe in der Klasse Reise-Enduros setzen will. Dafür wurde der V-Zweizylindermotor der etwas glücklosen TL 1000 aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und für den neuen Einsatzzweck überarbeitet. Ziel war, einen besseren Durchzug und einen sanfterten Motorlauf zu erreichen, denn der TL Triebling galt immer schon als echtes Rauhbein. Die Kur die unter anderem durch die Verwendung kleinerer Ventile und einer komplett neuen Einspritzung durchgeführt wurde, hat sichtlich angeschlagen. Der Zweizylinder ist kaum wiederzuerkennen. Trotz des kernig klingenden Motorlaufes sind die vordem so typischen Lastwechselreaktionen wie weggeblasen, die Drehfreudigkeit aber geblieben. Es ist eine wahre Freude, die V strom zu bewegen, das komplett neue für eine derartige Maschine relativ hart abgestimmte Fahrwerk unterstützt dies noch. Egal ob auf der Autobahn oder auf engen geflickten Straßen, die neue Suzuki ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Um den Geradeauslauf auch bei hohen Geschwindigkeiten zu garantieren, griffen die Techniker zu einem kleinen Trick und begrenzten die mögliche Höchstgeschindigkeit auf etwa 220km/h, da das doch recht hohe Motorrad bei den möglichen 250km/h wohl nicht mehr so tadellos die Spur halten würde. Dies ist im Alltagsbetrieb allerdings nicht von Belang, hier begeistert neben der für eine Enduro schieren Motorkraft die Standfestigkreit der Bremsanlage und die auch nach hunderten von Kilometern ermüdungsfreie Sitzposition. Für schnellere Fahrer und ein direkters Gefühl zur Straße empfiehlt sich allerdings ein etwas weniger gekröpfter Lenker ohne die übliche Lagerung in Gummielementen. Ein derartiges vom Importeur umgebautes Testfahrzeug konnte auf den engen Pässen rund um Rieka noch mehr begeistern. Weniger begeistern konnten einige kurze Ausflüge auf schottriges Terrain, dafür ist diesees Motorrad einfach zu hart, zu stark und zu schwer. Eine Eigenschaft, die sich die V-Strom Aber mit einigen Konkurrenten brüderlich teilt, zudem ist der etwas halbherzig wirkende Motorschutz aus Kunststoff un der tief angebrachte Ölkühler sicher nicht für Geländeeinsätze gedacht. Die V-Strom ist eher für die große Reise prädistiniert, ihr sportlicher Einschlag bringt frischen Wind in die Szene. Bei BMW und vor allem Honda wird man aufpassen müssen, damit dieser frische Wind nicht zum Sturm wird.
Motor: Zweizylinder Viertakt 90 Grad V, DOHC, wassergekühlt, elektronische Einspritzung, Katalysator
BohrungxHub: 98×66 mm
Hubraum: 996 ccm
Leistung: max. 74 KW (98 PS) bei 7.600 U/min
max. Drehmoment: 101 Nm bei 6.400 U/min
Getriebe: 6 Gang
Starter: elektrisch
Rahmen: Brückenrahmen aus Aluminium-Profilen
Federung v/h: Telegabel mit 43 mm Standrohr- durchmesser/Zweiarm-Schwinge aus Alu-Profilen, Zentralfederbein
Federweg v/h: 160/159 mm
Bremsen v/h: Doppelscheibenanlage 310mm mit Doppelkolben-Bremszange/ Einzelscheibe 260 mm Zweikolben-Zange
Bereifung v/h: 110/80- 19 / 150/70-R 17
Gewicht: 207 kg trocken
Sitzhöhe: 840 mm
Tankinhalt: 22 Liter
Preis: 12.299 Euro
Vertrieb: Suzuki Austria, Wasserfeldstraße 15, A-5020 Salzburg