In den letzten Jahren allerdings wurden die Mittelklasse-Modelle aus Turin diesem Ruf nicht mehr ganz gerecht, sie wirkten verwässert und verweichlicht in dem Bestreben, es dem Bestseller aus Wolfsburg gleich zu tun. Mit dem Stilo hat dies ein Ende, er ist wieder ein echter Fiat, der in seiner verschärften Form sogar wieder den edlen Skorpion des wohl bekanntesten Tuners der Marke tragen darf.

Carlo Abarth, der eigentlich „der Herr Karl“ aus Wien war und vor seiner Auswanderung hierzulande nicht unflott Motorradrennen fuhr, würde diesen Fiat nicht ganz verstehen. Gut, die knackigen Formen des dreitürigen Stilo mit der angedeuteten Keilform und dem kantigen Heck hätte ihn auch begeistert, auch die weit an die Kanten gerückten Räder, um trotz der Kürze das Maximum an Radstand herauszuholen, hätten ihm getaugt. Die (aufpreispflichtigen) 17 Zöller mit den 215ern wären genau sein Ding gewesen, und natürlich die 170 PS aus dem 2,4 Liter Fünfzylinder mit einem Sound, der zwar wesentlich gedämpfter ist als in den wilden 60ern, aber endlich wieder nach Italien klingt. Genauso hätte er aus einer braven Familienkutsche ein heißes Gerät gezaubert, um ihm dann seinen Skorpion aufs Heck zu schrauben, wo aber ist bloß das Kupplungspedal geblieben? Dieses Auto nur mit der Selespeed genannten Halbautomatik anzubieten, das hätte Carlo nicht verstanden. Er weiß ja nicht, daß diese Art der Schaltung im Rennsport schon lange Einzug gehalten hat und Fiat mit dem Stilo dies auch dem sportlich bewußten Normalo nahebringen will. Und es funktioniert, Vorurteile hin oder her. Sicher, vor dem Wegfahren sollte man einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen, um zu lernen, daß man vor dem Einrücken der Ersten einmal auf die Bremse treten muß, dann aber tritt schnell eine Gewöhnung ein. Geschaltet wird mittels dem Hebel, der sequentiell gezogen oder gedrückt wird, oder den high modischen Knöpfchen am Lenkrad, natürlich Kupplungslos. Das heißt, Kupplung gibt’s schon, ist auch deutlich spürbar, doch sie funktioniert elektro-hydraulisch. Zuerst ruckts ganz mächtig beim Gangwechsel, aber irgendwann hat man ihn heraußen, den Trick mit dem leichten Lupfen des Gasfußes vor dem Schaltvorgang und dann geht’s seidenweich, ohne das Gefühl in einem übermotorisierten Smart zu sitzen. Mit einiger Übung funktioniert das sogar im Automatik-Modus, der vor allem in der Stadt angebracht ist, wenn man die Konzentration für andere Verkehrsteilnehmer braucht, oder wenn einem eigentlich nicht zum manuellen Gangwechsel zumute ist. Doch der flotteste aller Stilos hat noch eine Menge mehr zu bieten, die Carlo nicht verstehen würde. Eine Servolenkung etwa, die zwar glasklar und knochenhart reagiert, aber mit einem City Mode ausgestattet ist, der diese Lenkung bis 70km/h zu einer Einfingerübung verweichlicht. Nun, er hat ja auch in den 60ern kaum irgendwo in einer Tiefgarage rangieren müssen, heute ist dies vor allem für Frauenhände eine wahre Wohltat. Gefallen hätte dem Wahl- Italiener das Fahrwerk, es ist hart aber nicht ganz unkomfortabel. Kurven machen echt Spaß, auch wenn sich die Leistung durch leichtes Untersteuern zeigt. Gefährlich ist dies nie, Gaswegnehmen reicht völlig aus und man hat trotz der natürlich serienmäßigen Helferleins wie ESP und ASR noch das Gefühl, den Wagen selbst zu fahren.

Was aber würde Herr Abarth noch befremdlich finden? Den Innenraum vermutlich, der zwar mit hartem Gestühl bezogen ist, die eine Menge Seitenhalt bieten, doch die vielen Schalter und Knöpfe die vor allem bei Nacht das Gefühl vermitteln, Spock würde sich gleich auf den Beifahrersitz beamen wollen, wirken doch etwas überladen. Fiat hat es verstanden, in den sehnigen Sportler alles hineinzupacken, was die heutige Zeit bietet. Zentrum ist ein mächtiger 7 zölliger Monitor, der das Sprachrohr zu einem Computer darstellt, über den der Stilo zu konfigurieren ist wie ein PC. High-Fi Anlage, Klima, Freisprecheinrichtung des Telefons mit WAP, Navigationssystem mit Kartenauflösung usw. Alles dies hätte Carlos wohl etwas befremdlich gefunden in einem Sportler, doch er hätte die Zeichen der Zeit wohl bald verstanden genauso wie den Preis. Denn sportliche Autos für den Geldbeutel des Normalbürgers waren auch immer sein Anliegen gewesen. So gesehen hätte ihm der Stilo Abarth sehr wohl gefallen und er wäre stolz gewesen auf sein Emblem am Heck.  

Technische Daten Autos klein

Daten & Werte: Fiat Stilo 2,4 Selespeed Abarth

Motor: Leichtmetall, 5-Zylinder viertakt in Reihe, 20 Ventile, flüssigkeitsgekühlt, Ausgleichswelle, DOHC, Hydrostößel

Hubraum: 2446 ccm

BohrungXHub: 83,0/90,4mm

max. Leistung: 170 PS (125KW) bei 6000 U/min

max. Drehmoment: 221 Nm bei 3500

Verdichtung: 10,5 :1

Treibstoff: Benzin 95 Oktan

Kraftübertragung: Selespeed front

Radaufhängung: V: Einzelradaufhängung, Mc Pherson mit Schwinglenkern, doppelt wirkende Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator, H. Verbundlenkerachse Schraubenfedern, hydraulische Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator

Bremsen: Scheiben an allen vier Rädern, vorne innenbelüftet, ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD) und Bremsassistent, ASR und MSR

Felgen: 7J x 16

Bereifung: 205/55 16V

Vmax:215 km/h

Gewicht: 1265 kg

LängexBreitexHöhe:4182x1784x1475mm

Radstand: 2600.mm

Tankinhalt: k.A

Preis:: 26.100 Euro inkl. NoVA und Mwst.

          

Bildnachweis: ww.fiatpress.at

FahrzeugeAutoFiatStiloFiat Stilo 2,4 Selespeed Abarth – Hätte Carlo das gefallen?