Die Nachricht kam nach den Weihnachtsfeiertagen und war für die Motorradwelt ziemlich überraschend. Polaris, ein großer amerikanischer Konzern, der eigentlich hauptsächlich für seine Snowmobile bekannt ist, hat die Produktion seiner Cruiser Marke Victory eingestellt. Man wolle sich fortan nur mehr um die Schwestermarke Indian kümmern, hieß es in einem dürren E-Mail.

Die Hintergründe: Victory wurde 1998 als direkte Konkurrenz zu Harley Davidson gegründet, und sollte eine Alternative zu den eher konservativen Bikes aus Milwaukee sein. Das gelang zunächst ganz gut, 2009 kam man dann nach Europa (und auch nach) Österreich, wo sich für das Erste zwei Händler um die Marke kümmerten. Obwohl die Motorräder grundsolide waren (und es auch immer noch sind) wurden sie nie ein wirklicher Erfolg, die Käufer ließen sich an den Fingern abzählen. Über 100. 000 Motorräder mit Hubräumen zwischen 1.200 und 1.800cm³ verließen über die Jahre die Werkshallen in Spirit Lake (Iowa), nicht gerade eine berauschende Anzahl. Neue Investitionen etwa in eine dringend notwendige neue Plattform oder Motoren wurden nicht getätigt, eine Tatsache, die dem Verkaufserfolg ebenfalls abträglich war. Doch Polaris hatte anscheinend schon über Jahre einen B. Um 2011 herum begann man, die namensrechte der altehrwürdigen amerikanischen Motorradfirma in der ganzen Welt aufzukaufen. Indian schloss Anfang der 50er Jahre die Werkstore, der Name ist aber bis heute legendär. Der namenskauf war übrigens weder einfach noch billig, denn die Namensrechte waren auf rund 36 Besitzer in der ganzen Welt verstreut. Nun will Polaris nur mehr auf Indian setzen, der Erfolg scheint den Amerikanern recht zu geben.

Victory VisionWie aber geht es mit Victory weiter? Polaris will die Firma in 18 Monaten komplett abwickeln, den Händlern bei der Auflösung ihrer Lager helfen und garantiert die Ersatzteilversorgung für die nächsten zehn Jahre. In Österreich gibt es derzeit vier Händler, ihre Freude hält sich in Grenzen. Zuweilen empört sind die Besitzer von Victory Bikes weltweit, eine kleine aber verschworene Gemeinschaft, sie fühlen sich verraten. In den USA könnte das Fehlen eine Konkurrenz zu Harley vielleicht eine Chance für europäische Marken werden, so hat Moto Guzzi derzeit ein interessantes Cruiser Programm. Wer weiß, die Italiener hatten schon einmal mit der legendären California (in den USA hieß sie Ambassador) einen riesen Erfolg. Ungewiss ist übrigens auch die Zukunft der dritten Motorradmarke von Polaris, Brammo. Der Verkaufserfolg der E- Motorräder ist ebenfalls alles andere als berauschend, Insider befürchten, dass auch hier die Reißleine gezogen werden könnte.               

FahrzeugeMotorradVisionAus für Victory – Kein „V“ für Victory