Citroen ist seit jeher bekannt für eher unkonventionelle Lösungen im Autobau und hat immer wieder echte Ikonen auf die Straße gebracht. Etwa den 2 CV, der über Jahrzehnte die Bevölkerung der Welt motorisierte, quer durch alle Gesellschaftsschichten. Schon hier wurden Lösungen präsentiert, die Mobilität als Grundbedürfnis und nicht mehr oder weniger in den Vordergrund stellen. Die nun kürzlich auch in Wien vorgestellte Studie Oli geht nun einen Schritt weiter und zeigt eine Reihe von Ideen, die Mobilität in Zukunft nachhaltig, sparsam aber auch erschwinglich machen sollen- und die eigentlich gar nicht so neu sind.
Citroën-Direktor Pierre-Joules Bulanger erteilte 1934 den Auftrag, einen minimalistischen Kleinwagen zu entwickeln. Die Anforderungen an den Konstrukteur Andre Levevre lauteten angeblich unter anderem: „Entwerfen Sie ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 km verbraucht. Außerdem soll es selbst schlechteste Wegstrecken bewältigen können und einfach zu bedienen sein. Und schließlich muss das neue Auto billig sein. Auf das Aussehen des Wagens kommt es dabei überhaupt nicht an.“
Auch Oli geht den Weg des Minimalismus. Das Ziel: Maximal eine Tonne Gewicht, 400 km elektrische Reichweite, maximal 10 KWh Verbrauch auf 100 km, Optik egal. Neue Materialien und weniger Komponenten schaffen ein Auto, leicht und trotzdem robust ist. Auffallend die vielen Ähnlichkeiten zum 2 CV. So erinnern etwa die luftdurchlässigen Sitze mit vielen Löchern nur aus drei Teilen frappant an das Stahlrohrgestühl des 2 CV. Bei den ersten Prototypen waren die Sitze aus Leichtmetall, so wie die gesamte Karosserie. Auch die 90 Grad Windschutzscheibe mit ebenem Glas hat man dort schon gesehen, ebenso wie die zur Hälfte hochklappbaren Scheiben.
Die Karosserie von Oli ist ebenfalls aus leichten Material gefertigt nur handelt es sich um recycelte Wellpappe, die zu einer wabenförmigen Struktur zwischen Glasfaser-Verstärkerplatten geformt wurde. Dank chemischen Bausteinen aus dem Hause BASF sind die Platten sehr steif, leicht und tragfähig. Citroën verspricht, dass selbst ein Erwachsener darauf stehen könnte und verweist darauf, dass der Oli so auch als Leiter einsetzbar ist. Trotzdem ist es gelungen, das Gewicht des Dachs im Vergleich zu entsprechenden Stahldachkonstruktionen um 50 Prozent zu reduzieren.
Ähnlichkeiten gibt es auch bei der Motorisierung. Bei der „Ente“ sorgte ein einfacher luftgekühlter sehr sparsamer Boxermotor mit anfänglich 12 PS Leistung für ein, wenn auch gemächliches Fortkommen, sogar auf einen elektrischen Anlasser wurde vorerst verzichtet. Bei Oli ist es natürlich ein zeitgemäßer Elektroantrieb. Der vollelektrische Antriebsstrang benötigt nur eine 40-kWh-Batterie, um eine Reichweite von bis zu 400 km zu erreichen. Dies ist durch die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 110 km/h und einem Verbrauch von 10 kWh/100 km realistisch, die Aufladung von 20% auf 80% dauert nur 23 Minuten. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Gewicht, derzeit sind 1,5 Tonnen durchaus normal, die modernen SUVs bringen noch mehr auf die Waage. Oli soll nur 1.000 Kilogramm wiegen, aber an die 560 des 2 CV kommt er auch ansatzweise nicht heran.
Natürlich gibt es bei der modernen Studie viele neue Dinge, die Entwicklung des Autos ist in den letzten 90 Jahren nicht stehengeblieben. Auch wird Oli natürlich nicht in Serie gehen, Citroen sieht das Konzept viel mehr als Ideenschmiede und Anregung für weitere Entwicklungen vor allem in Richtung Praktikabilität, Nachhaltigkeit und auch Erschwinglichkeit bei der Anschaffung als auch im Unterhalt. Wir sind schon sehr neugierig welche „Oli“ und auch 2 CV- Features sich in den kommenden Modellen finden….