Ein E- Auto der Luxusklasse, das die Ansprüche des Kunden, die er an eine S-Klasse von Mercedes stellt, ist das erklärte Ziel des deutschen Premium- Herstellers. Um das zu erreichen, wurde erstmals in der Firmengeschichte eine Plattform entwickelt, die nur für diese Antriebsform geschaffen wurde. Diese Electric Vehicle Architecture (EVA), auf der es bald auch eine elektrische Alternative zur E-Klasse sowie zwei große SUV- Modelle geben soll, ist flexibel in Radstand und Batteriegröße und kann mit einem Motor für reinen Heckantrieb oder zwei Motoren und Allrad-Traktion bestückt werden. Im EQS bedeutet das bei einem Radstand von 3,21 Metern Länge eine Batteriekapazität von 107,8 kWh netto. Damit soll das Elektro-Flaggschiff auf eine Reichweite nach WLTP zumindest in der Heckantriebsversion EQS 450+ mit einer Leistung von 245 kW/333 PS von bis zu 780 Kilometern kommen, die stärkere Allradversion EQS 580 4Matic (385 kW/523 PS) soll immerhin 676 Kilometer schaffen. Ein respektabler Wert, der neue Maßstäbe setzen könnte.
Die ersten Eindrücke, die der elektrische Luxusliner bei ersten Testfahrten in der Schweiz hinterlassen hat, scheinen das zu bestätigen. Denn der Verbrauch auf dem Bordcomputer des EQS 580 4Matic wies maximal 20 kWh pro 100 Kilometer aus.
Für diese Energieeffizienz sind viele Faktoren verantwortlich. So etwa ein Aerodynamikbestwert von 0,2 Cw, der im Serienbau einzigartig ist und vor allem bei schnelleren Etappen zum Tragen kommt. Zudem gibt es einen intelligenten Wärmetausch zwischen den einzelnen Systemkomponenten. So wird etwa das Getriebe im kalten Zustand von der Abwärme des Akkus aufgewärmt, später die Abwärme im Betriebszustand für andere Komponenten verwendet. Einen Wärmetauscher, wie ihn die Konkurrenz zuweilen verwendet, gibt es (noch) nicht. Zudem wurden sämtliche Lager und die Reifen auf geringe Fahrwiderstände hin optimiert.
Natürlich gehört zur Energieeffizienz auch eine möglichst hohe Ausbeute bei der Rückgewinnung von Energie beim Bremsen und Bergabfahren. Mercedes beziffert diese Rekuperationsleistung für den EQS 450+ auf bis zu 186 kW. Die Topversion EQS 580 4Matic soll Bremsenergie mit bis zu 290 kW in die Batterie zurückspeisen.
Optisch besticht der EQS mit einem Design, das mit dem eher traditionellen Bild der Marke und der Oberklasse im Allgemeinen bricht. Die Silhouette beschreibt einen Bogen, der wie aus einem Guss wirkt. Dazu kommen ein großer Radstand und kurze Überhänge. Das bedeutet viel Platz auch hinten und einen vor allem für ein E-Auto großen Kofferraum mit einem Stauraum zwischen 610 und 1770 Litern. Andererseits opfern die Schwaben den zusätzlichen Platz im Bug und für einen raumgreifenden Hepa-Filter, mit dem sie den EQS-Fahrern die sauberste Luft versprechen, die es bis dato in einem Auto gegeben hat. Selbst Corona-Viren bleiben so angeblich draußen. Um den Filter nicht zu verschmutzen und zudem Gewicht zu sparen, gibt es keine Motorhaube. Lediglich ein kleines Fach auf der Seite, das frappant an eine Waschmittellade einer Waschmaschine erinnert, erlaubt das Nachfüllen von Scheibenwaschflüssigkeit.
Wirklich beeindruckend ist das Maß an Fahrkultur, wie es bislang allenfalls die Maybach-Versionen der S-Klasse geboten haben. Man fühlt sich wie in einem Kokon, absolute Stille umgibt die Insassen. Aufgrund der Aerodynamik und der umschäumten Antriebskomponenten gibt es so gut wie keine Fahrgeräusche. Dazu kommt eine Luftfederung, die den Eindruck nochmals verstärkt.
Auf den engen Kehren der schweizerischen Alpenpässe kommt auch die Allradlenkung, bei der die Hinterräder um mehr als zehn Grad einschlagen gut zur Geltung, der Fahrer wähnt sich in einem wesentlich kleineren Wagen als in einem über fünf Metern langen Schlachtschiff.
Mit an Bord natürlich sind alle möglichen Helferleins und Gimmicks wie etwa die sich selbstständig zuziehende Türen. Im Blickfeld der Besatzung befindet sich der dominante Hyperscreen, der in Sachen Infotainment alles Bisherige in den Schatten stellt. Der erste Blick auf die gebogene Glasfläche, die sich von Tür zu Tür spannt und eigentlich drei Bildschirme umfasst, ist ganz großes Kino.
Dazu hat man alles getan, um die Bedienung so einfach wie möglich zu gestalten. Wichtige Elemente sind mit separaten Flächen zu bedienen und das sogenannte MB UX-System mit reichlich künstlicher Intelligenz lernt mit jedem Kilometer lernt die Vorlieben, Gewohnheiten und Routinen von bis zu sieben Fahrern und schlägt je nach Situation automatisch bestimmte Bedienschritte vor.
Für die werte Kundschaft ist der EQS bereits bestellbar, die Markteinführung wird im Herbst sein. Preise wurden bis dato noch keine verraten, sie sollen sich aber auf dem Niveau der herkömmlichen S-Klasse bewegen.
Der Wagen befindet sich in der Energieeffizienzklasse A+. Das bedeutet, dass das Auto durchschnittlich weniger als 37% CO2 ausstößt als ein vergleichbarer Wagen mit 2480kg . Für die Berchnung ist nur das Gewicht des Wagens, nicht aber die Leistung (kW/PS) relevant. Dieser Wert sagt nichts über den Verbrauch (Liter/100km oder kwh/100km) des Wagens aus. Der Wert zeigt nur, dass der Wagen im Vergleich zu einem Wagen mit identischen Gewicht mehr oder weniger Treibstoff benötigt. |